KFC Uerdingen Nach dem Abstieg: Die Zeit für einen Neubeginn beim KFC ist gekommen

Regionalliga · Der KFC Uerdingen ist nach der 0:1-Niederlage gegen Fortuna Düsseldorfs U23 und dem gleichzeitigen Sieg der SG Wattenscheid in die Oberliga abgestiegen. Wieder einmal steht der Club vor einem Neuaufbau. Selbst die Fans sind untereinander zerstritten.

 Horst Riege holte nach dem Schlusspfiff die Mannschaft auf dem Spielfeld noch einmal zusammen und spendete Trost. Als das Team anschließend zur Verabschiedung in die Kurve ging, schlug ihm teilweise der blanke Hass der Fans entgegen.

Horst Riege holte nach dem Schlusspfiff die Mannschaft auf dem Spielfeld noch einmal zusammen und spendete Trost. Als das Team anschließend zur Verabschiedung in die Kurve ging, schlug ihm teilweise der blanke Hass der Fans entgegen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Der KFC Uerdingen hat ein weiteres Wunder verpasst: Die Auswahl von Trainer Horst Riege unterlag im letzten Saisonspiel gegen die U23 von Fortuna Düsseldorf vor 2950 Zuschauern mit 0:1. Der KFC ist damit zumindest sportlich aus der Regionalliga abgestiegen. Jetzt gibt es nur noch eine Hoffnung: Der VfR Aalen müsste direkt aus der Zweiten in die Vierte Liga durchgereicht werden (dadurch gäbe es einen Absteiger aus der Dritten Liga weniger) und gleichzeitig müsste Borussia Mönchengladbachs U23 in die Dritte Liga aufsteigen. Dann würde der KFC doch noch drin bleiben. "Das ist jetzt das Wunder, auf das wir alle hoffen", sagte Riege nach der Partie, die ansonsten den Abstieg in die Oberliga bedeutet. "Dass wir abgestiegen sind, lag sicherlich nicht am heutigen Spiel sondern an der miserablen Rückrunde, die der Verein gespielt hat. Ich wünsche allen Krefeldern, insbesondere den Fans des KFC Uerdingen, dass sie den Abend vernünftig rumkriegen. Ich selbst werde eine Flasche Wein trinken", kündigte der Trainer an.

 Aliosman Aydin, mit elf Treffer gefährlichster KFC-Angreifer, tröstet nach dem Schlusspfiff mit Tränen in den Augen seinen Teamgefährten Nico Buckmaier.

Aliosman Aydin, mit elf Treffer gefährlichster KFC-Angreifer, tröstet nach dem Schlusspfiff mit Tränen in den Augen seinen Teamgefährten Nico Buckmaier.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Vielleicht hat er beim Grauburgunder dann auch schon mal einen Blick nach vorne gewagt. Denn wie es mit dem KFC weitergeht, ist offen. Vorsitzender Lakis und der zweite Vorsitzende Mikhail Ponomarew werden wohl bleiben. Aber: Es müssen Veränderungen her. Lakis sollte nicht länger der Quasi-Alleinfinanzierer sein. Der Verein muss versuchen, unabhängiger von einem Einzelnen zu werden. Vielleicht wäre es sogar an der Zeit für Lakis, zum Beispiel in den Verwaltungsrat zu wechseln und anderen das operative Geschäft in vorderster Front zu überlassen - allein schon, um sich selbst aus der Schusslinie zu bringen. Im Verwaltungsrat, zum Beispiel als dessen Vorsitzender, könnte er gemäß der Vereinssatzung ja ohnehin einen Vorsitzenden seiner Wahl ernennen.

 Robin Udegbe warf nach dem Spiel sein Trikot in die Fans.

Robin Udegbe warf nach dem Spiel sein Trikot in die Fans.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Ein Vorstand müsste, gemeinsam mit dem Verwaltungsrat, endlich die Strukturveränderungen hin zur Professionalität, von denen Lakis schon seit acht Jahren spricht, in die Wege leiten - unabhängig von der Spielklasse. Dazu gehört auch, dass eine gewisse Konstanz in die Führungsebene gebracht und nicht demnächst wieder ein neuer Geschäftsführer vorgestellt wird.

Ein weiteres großes Problem, das es in den Griff zu bekommen gilt, ist die Stimmung unter den Fans. Das nicht eben kleine Fan-Lager ist nach wie vor gespalten, in ein "Pro-Lakis" und ein "Anti-Lakis-Lager". Bislang schlugen alle Versuche fehl, eine Versöhnung herbeizuführen. Einen Teil könnte eine neue Mannschaft beitragen. Die alte hatte Horst Riege nach dem Schlusspfiff noch in die Kurve geschickt. Während ein Teil aus der Fankurve im Fanz-Raschid-Block applaudierte, schlug dem Team von einem anderen Teil regelrecht Hass entgegen. Fans kletterten auf den Zaun, schüttelten drohend die Fäuste in Richtung der Spieler. Horst Riege schickte daraufhin die Mannschaft direkt in die Kabine. Lediglich Robin Udegbe, der über die Saison sicherlich beste Uerdinger Spieler, verabschiedete sich friedlich, warf Trikot und Handschuhe in die Menge und winkte zum Abschied.

Auch sportlich muss ein Neuanfang her. Der KFC ist zum zweiten Mal in Folge auf einem Abstiegsplatz der Regionalliga gelandet. Dieses sportliche Ergebnis sollte den Verantwortlichen Anlass genug sein, die bisherige sportliche Konzeption zu überdenken - und zwar unabhängig davon, ob der KFC durch ein erneutes Wunder abermals am Grünen Tisch die Klasse noch halten wird oder nicht.

Dass Horst Riege, der erst am vergangenen Montag seinen Job angetreten hatte, auch künftig Trainer sein wird, ist unwahrscheinlich. "Ich wollte eigentlich nicht mehr an der Linie arbeiten, aber vielleicht in anderer Funktion beim KFC bleiben", sagte er nach der Partie im Gespräch mit unserer Zeitung. Er käme durchaus für die Position eines Managers oder Sportlichen Leiters in Frage, und für ihn spricht, dass er auch über ein gutes Netzwerk am Niederrhein verfügt. "Wir müssen für die neue Saison davon wegkommen, dass wir Spieler aus Bremen und was weiß ich woher holen. Es kann ja nicht sein, dass die sich dann zu Fünft eine Wohnung teilen. Das kann nicht gut gehen. Und hier am Niederrhein gibt es sicherlich genügend Spieler, die Regionalliga-Format haben. Die muss man aber durch gescheites Scouting auch sehen", sagte Riege. Wer stattdessen an der Linie stehen wird, ist unklar. Kandidaten dürfte es aber genug geben, wie die Erfahrung aus den Vorjahren zeigt.

Dem neuen Trainer bleibt an Spielern nicht viel erhalten. Die Mannschaft dürfte sich wohl in alle Winde zerstreuen. Armand Drevina, Burak Akarca, Denis Jovanovic und Patrick Jöcks haben noch laufende Verträge. Torwart Robin Udegbe geht nach Oberhausen, Angreifer Dominik Oehlers wohl zu Schalkes U23. Mehr ist zumindest noch nicht offiziell.

(RP)
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