Lokalsport

Krefeld · Alle, für die Eishockey eine Herzensangelegenheit ist, schwebten gestern in aller Herrgottsfrühe auf Wolken sieben. Deutschland in einem olympischen Finale! Das musste man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Und mitten drin mit Verteidiger Christian Ehrhoff und Stürmer Marcel Noebels zwei Spieler, deren Eishockey-Wiege an der Krefelder Westparkstraße steht. Dazu Torjäger Patrick Hager, der bei den Krefeld Pinguinen zum Nationalspieler reifte. Und als die olympischen Athleten aus Russland knapp zwei Minuten vor dem Ende eine Strafe kassierten und Deutschland mit 3:2 führte, da war Gold greifbar nahe. Trotzdem, wer vor dem ersten Spiel gesagt hätte, Deutschland holt eine Medaille, wäre bestimmt ausgelacht worden.

"Am Ende überwiegt der Stolz", sagte Christian Ehrhoff nach der 3:4-Niederlage. Ein Hauch von Enttäuschung war beim gebürtigen Moerser dennoch zu spüren: "Es war wahrscheinlich eine einmalige Chance, das tut schon weh. Aber wir stehen hier mit einer Medaille um den Hals, das hätte niemand für möglich gehalten."

Bei der Schlussfeier lief Christian Ehrhoff dann als Fahnenträger ins Olympia-Stadion ein: "Das ist eine große Ehre für mich", hatte er am Samstag nach seiner Nominierung erklärt. Diese Auszeichnung sei aber für das gesamte Team: "Wir haben von Anfang an die anderen Athleten unterstützt, als wir noch nicht gespielt haben - und die anderen Athleten haben uns unterstützt. Und dieser Geist im gesamten Team D war einfach super." Einen Anruf erhielt er im Kreise seiner Teamkollegen am Samstag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der einst als Außenminister im König-Palast ein Spiel der Pinguine sah und jetzt dem Team viel Glück wünschte. DOSB-Präsident Alfons Hörmann bezeichnete Ehrhoff als "Teamplayer", der genau das ausstrahle, was das "gesamte Team D" in den 17 Tagen bei Olympia ausgezeichnet habe.

Familienvater Christian Ehrhoff freute sich gestern beim TV-Interview schon auf die heutige Rückkehr nach Krefeld. "Meine Familie jubelt mir von Deutschland aus zu. Meine drei kleinen Töchter sind sehr aufgeregt und feuern mit an. Ich bekomme immer Videos von meiner Frau. Ich freue mich, sie in den Arm zu nehmen und als Sahnehäubchen auch noch eine Medaille mitzubringen."

Marcel Noebels, dessen Eltern Sabine und Jörg in ihrem Haus in St. Tönis vor dem Fernseher mitfieberten, stand nach der Niederlage gegen die Russen enttäuscht auf dem Eis und starrte ins Leere. "Wir hatten den Eishockey-Gott auf unserer Seite", hatte der 25-Jährige nach dem Finaleinzug erklärt. Leider reichte der Beistand von oben nicht bis zur Goldmedaille. Sein Ziel, Eishockey-Profi zu werden, hat er nie aus den Augen verloren. Als er in der DNL-Mannschaft des KEV spielte, schwänzte er häufig die Schule, um morgens zusätzlich bei den Pinguinen trainieren zu können. Statt das Angebot des DEL-Teams anzunehmen, entschied er sich 2010 zu einem Wechsel zu den Seattle Thunderbirds (WHL) und wurde ein Jahr später vom NHL-Klub Philadelphia Flyers gedraftet. 2014 kehrte er nach Deutschland zurück und spielt seitdem für die Eisbären Berlin.

In Alexander Morel stieg noch ein waschechter Krefelder mit einer Silbermedaille um den Hals in den Flieger. Er war als Pressechef der DEB-Auswahl hautnah dabei. Als freier Mitarbeiter der RP-Sport-Redaktion Krefeld verdiente er sich die ersten Sporen als Journalist. Über den "Revier-Sport" und als Pressesprecher der Pinguine führte sein Weg zur DEL und zum DEB.

(RP)
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