Lokalsport Trainingsanzug von CR7 für Toni

Krefeld · Teamgeist heißt das Zauberwort. Damit soll nicht nur die Konkurrenzsituation in der Offensive beim KFC Uerdingen gemeistert werden, sondern auch die Ladehemmung im Sturm. Gestern gingen die Spieler in der City auf Shoppingtour.

 Nicht nur auf dem Trainingsplatz gaben die Spieler des KFC gestern Gas. Am freien Nachmittag erkundeten sie mit Elektro-Rollern die Gegend.

Nicht nur auf dem Trainingsplatz gaben die Spieler des KFC gestern Gas. Am freien Nachmittag erkundeten sie mit Elektro-Rollern die Gegend.

Foto: Thomas Schulze

Es ist der einzige freie Nachmittag während des einwöchigen Trainingslagers in Antalya. Die meisten Spieler liegen aber nicht etwa faul auf dem Zimmer, sondern nutzen ihn aktiv - zum Beispiel zu einem Ausflug in die gut zehn Kilometer entfernte City. Zwar sind die Kicker des KFC Uerdingen inzwischen Profis, doch verdienen sie nicht ganz so üppig wie bei Bayern München oder Borussia Dortmund. Dass sie mit dem Geld pfleglich umgehen und nicht auf dicke Hose machen, zeigt sich bei den Verhandlungen mit dem Taxifahrer. Schließlich fährt er sie für 30 Euro hin und zurück, und weil sie zu sechst mit dem Taxi fahren, ist jeder mit fünf Euro dabei. "Das ist ein guter Kurs", sagt Marcel Reichwein. Der Stürmer war schon einmal in Antalya, kann den einen oder anderen Tipp geben. Einige gehen Kaffee trinken, andere zum Hafen - doch bei der Fahrt mit dem Roller sind alle Feuer und Flamme.

Marcel Reichwein ist aber nicht nur in Antalya eine Führungspersönlichkeit, sondern auch in der Mannschaft. Daher kann der zweitligaerfahrene Angreifer sowohl mit dem Druck, als auch mit der Sturmflaute umgehen. 21 erzielte Tore in 19 Spielen sind eine magere Ausbeute. "Natürlich sind wir damit nicht zufrieden", sagt er. "Wir hätten gerne mehr Tore geschossen. Aber alle hatten ihre Chancen. Dass es aber am Ende auf die Stürmer zurückfällt, ist normal. Aber wir werden beweisen, dass wir es können."

Wir - das ist neben Reichwein vor allem Lucas Musculus. Der 27 Jahre alte Torjäger kam im Sommer aus Bonn. Anders als Reichwein hat er erst jetzt den Sprung zu den Profis gewagt. "Das ist für mich noch mal ein großer Schritt", sagt er. "Beim Bonner SC hätten wir so ein Trainingslager gar nicht machen können. Da haben alle Spieler studiert oder gearbeitet." Das macht Musculus allerdings jetzt auch noch - vor dem Training am frühen Morgen und nach dem Training am Abend ist der gelernte Einzelhandelskaufmann im elterlichen Betrieb tätig, einer GmbH für Sonnenschutz. "Die Familie steht voll hinter mir und mit dem KFC ist das so abgesprochen, sonst hätte ich es auch nicht gemacht." Darin sieht Kollege Reichwein auch überhaupt kein Problem. "Schule und Ausbildung sind heute das A und O", sagt der gelernte Bürokaufmann, der während seiner Zeit in Leverkusen das Abitur gemacht hat. "Auf die schulische Ausbildung legen die Vereine heute auch größten Wert." Auf der Suche nach den Gründen für die Sturmflaute gibt es allerdings wenig neue Erkenntnisse. Das sei weniger eine Frage fußballerischer Qualität als eine Sache des Selbstvertrauens. "Es gibt so Phasen", sagt Reichwein. "Auch Lewandowski vergibt Chancen." Und laut einer Statistik, so Musculus, sei Aubameyang der Spieler, der die meisten Großchancen für ein Tor benötigt. "Ich will immer ein Tor machen - ob im Spiel, im Training oder an der Playstation."

Dass der KFC in Maximilian Beister einen weiteren Offensivspieler verpflichtet hat, ist für Reichwein überhaupt kein Problem. "Wir sind immer empfänglich für Qualität", sagt er. "Jeder, der uns weiterbringt und unserem Ziel näher, der ist herzlich willkommen." Das System von Trainer Michael Wiesinger, der meist nur eine Spitze aufbietet und ein 4-2-3-1 bevorzugt, kritisieren sie natürlich nicht, aber als Stürmer haben sie natürlich ein besonderes Herz für Angriffsfußball. "Von mir aus können wir auch mit zwei, drei oder vier Spitzen spielen", sagt Musculus. "Ich liebe Offensivfußball."

Trotz der Konkurrenzsituation stimme es aber in der Mannschaft. "Natürlich muss derjenige, der draußen sitzt, auf die Zähne beißen", sagt Reichwein. "Aber im Vordergrund steht der Teamgedanke, und um das Ziel zu erreichen, brauchen wir jeden." Dass das nicht selbstverständlich ist, weiß er aber auch. "Ich habe das auch schon anders erlebt. Da haben die Spieler, die draußen gesessen haben, ein Gesicht gezogen und die Mannschaft runtergezogen. Da blieb der Erfolg aus." Meisterschaft und DFB-Pokal sind die Ziele, denen alles untergeordnet wird. "Jeder, der schon mal im DFB-Pokal gespielt hat, weiß, wie geil das ist", sagt Reichwein. "Deshalb ist das Spiel gegen Rot-Weiß Oberhausen in zehn Tagen so wichtig. Und wir wollen gut ins neue Jahr starten, denn es wird ein harter Kampf um die Meisterschaft, Woche für Woche."

In Antalya wächst die Mannschaft in diesen Tagen weiter zusammen und arbeitet für den Erfolg. Da nimmt es Reichwein auch in Kauf, dass er seine beiden Kinder zehn Tage nicht sieht. Aber er hat eben in der City eingekauft: für seinen fünfjährigen Sohn Toni einen Trainingsanzug von Cristiano Ronaldo von Real Madrid.

(RP)
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