Lokalsport Ungewisse Zukunft bei Aufsteiger ATS

Kreisliga A · Fußball: Die neuen Macher harmonisieren nicht, die Mannschaft ist sich nicht grün, und Abteilungsleiter Bülent Gürkaya scheidet in Kürze wieder aus. Zuletzt trat das Team zwei Mal in Folge nicht an - jetzt droht sogar der Zwangsabstieg.

Wie geht es beim ATS Krefeld, trotz der Fusion überall noch gerne nur Anadolu genannt, weiter? Diese Frage stellt sich mehr denn je nach dem Nichtantreten vergangenen Sonntag in Kempen und der 0:7-Heimklatsche acht Tage zuvor gegen Brüggen. Weil Teile der Mannschaft, so war deutlich zu vernehmen, vor allen Dingen einige sogenannte Neuzugänge, "charakterlich ungeeignet und zerstritten" sind, wie der im Winter neu verpflichtete Trainer Attila Sökmen sagt, wahrscheinlich gar nicht. Das Wort von der Klübchenbildung macht mehr und mehr die Runde.

Zwei mal nun ist der Club bislang nicht angetreten. Wer drei Mal eine Partie versäumt hat, wird vom Staffelleiter automatisch aus dem Verkehr gezogen und auf Abstiegsplatz 1 zurück versetzt - das heißt: Beim nächsten mal ist ATS fällig. Dies bedeutet für Clubs, die gegen ATS Federn gelassen haben - es geht dabei um alle ausgetragenen Spiele und nicht um die neun abgezogenen Punkte seitens des Verbandes -, dass diese Begegnungen, wie auch alle anderen, aus der Wertung fallen und sie gegenüber den Teams, die gegen die Rot-Weißen gewannen, zu einem nachträglichen Weihnachtsgeschenk kommen. Davon würden dann neben Spitzenreiter Strümp der TSV Bockum, der Dülkener FC und SV Grefrath profitieren.

Groß war an der Randstraße die Genugtuung im vergangenen Sommer, als die Auswahl mit 17 Zählern Vorsprung und einem Torverhältnis von 145:28 in der Gruppe 2 der Kreisliga B den Aufstieg perfekt machte. Trainer Suleyman Sahinkaya, seit dem vergangenen Herbst schon nicht mehr im Amt, hatte damals die Parole ausgegeben: "Wir peilen nun den direkten Durchmarsch in die Bezirksliga an." Unter dem früheren Uerdinger Spieler Heiko Peschke kickte Anadolu auch einmal in der Landesliga. Nach gutem Start ging es bergab, und weil der Spieler Saman Mohamad Assaf nicht spielberechtigt war, wurden neun Zähler vom ohnehin nur spärlichen Pluskonto noch abgezogen. Da war dann guter Rat teuer und alle waren happy, als es gelang, im Oktober viele frühere Spieler, Verantwortliche, Gönner und ehemalige Vorsitzende, an einen Tisch zu holen. Der neue Vorsitzende Hassan Asan sorgte mit einer nicht unerheblichen Finanzspritze auch für Ruhe auf diesem Sektor.

Doch schneller als von allen Pessimisten dieses Modells gedacht, kristallisierte sich heraus, dass die neue Führungsriege nicht miteinander harmonisierte oder, wie Kenner der Szene sagen, harmonisieren wollten. "Auch wenn in den Gesprächen selbst vieles abgesegnet wurde, gab es im Prinzip keine Einigkeit, und jeder kochte danach wieder sein eigenes Süppchen", ist immer mehr zu hören. Der Anspruch, endlich einmal das schlechte Image los zu werden, wurde über den Haufen geworfen, und das Geld, das in der Winterpause für die Rund-um-Erneuerung des Kaders ausgegeben wurde, war ein Schuss in den Ofen. "Von außen betrachtet ist es mir schleierhaft, dass das alles so schnell gegangen ist", stellt ein ehemaliger Macher fest. Übrigens: Abteilungsleiter Bülent Gürkaya hat mit Wirkung zum 1. April seinen Posten niedergelegt. Und bei einem Blick auf die meisten geholten Neuen fällt auf, dass man sich von einigen früher schon einmal getrennt hat und sie bei ihrem alten Brötchengeber, nämlich Rasensport Krefeld, auch nicht gerade durch Verlässlichkeit und Disziplin einen Namen gemacht haben.

Unter der Woche trat übrigens noch einmal der Restvorstand im "Kaya Plaza" zusammen, um noch zu retten, was noch zu retten ist. Ergebnis: Einen vorzeitigen Rückzug soll es nicht geben. Ziemlich in Rage ist der Sportliche Leiter Turgay Eyüpoglu vor allen Dingen über einige fest eingeplante Spieler. "Sie haben uns einfach trotz klarer Zusagen im Stich gelassen", stellt er klar. "Dennoch werden wir Sonntag gegen Dülken spielen, weil wir einige Ehemalige reaktiviert haben, die eine ganz andere Einstellung zum Verein haben", fährt er fort.

(RP)
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