Rick Adduono "Wir haben eine junge und hungrige Mannschaft"

Krefeld · Der Trainer der Krefeld Pinguine beginnt morgen mit seinem Team die Vorbereitung auf die neue Saison in der Deutschen Eishockey-Liga

 Seit November 2009 hat Rick Adduono bei den Krefeld Pinguinen das Sagen an der Bande und ist damit der dienstälteste Trainer der DEL.

Seit November 2009 hat Rick Adduono bei den Krefeld Pinguinen das Sagen an der Bande und ist damit der dienstälteste Trainer der DEL.

Foto: KN.

Eishockey Als Rick Adduono am Montag aus Kanada zurückkehrte, staunte er nicht schlecht. In der Kabine wurde im Sommer fleißig umgebaut und renoviert. Das Büro des Trainers der Krefeld Pinguine ist nun dreimal zu groß wie bisher. Morgen startet er bereits zum sechsten Mal mit den Schwarz-Gelben in eine neue Eiszeit.

In Ihrem neuen Büro fehlt nur noch ein Bett, dann könnten Sie dort auch übernachten.

Adduono (lacht): Nein, nein. Schlafen werde ich weiter zu Hause. Sonst bekomme ich Ärger mit meiner Frau.

Wie haben Sie den Sommer verbracht?

Adduono Hauptsächlich mit Eishockey, besonders in den ersten acht Wochen und das jeden Tag. Ich habe Spiele der AHL-Clubs Grand Rapits, dem Farmteam von Detroit, und Utica Comtes, dem Farmteam von Vancouver sowie Spiele in der ECHL gesehen. Im Internet habe ich viele Spiele, auch von der WM, gesehen und mir Videos von Spielern angeschaut.

Da waren ja sicher viele sehr gute Spieler für die Pinguine dabei.

Adduono Ja, es gibt Spieler, die gerne nach Europa kommen würden. Einer, der zu uns kommen wollte, hat gestern in Italien unterschrieben. Rüdiger Noack und ich haben jeweils eine Liste mit Spielern, die für uns interessant sind. Falls unser Etat weitere Verpflichtungen möglich machen sollte, sind wir gerüstet.

Welchen Stellenwert besitzt die DEL in Nordamerika?

Adduono Einen sehr großen. Ich habe in Fort Lauderdale an einem dreitägigen Trainer-Seminar der NHL teilgenommen. Da waren 300 Profi- und 100 Amateurtrainer versammelt. Dort habe ich auch Don Jackson, Jeff Ward und Teal Fowler getroffen. Auch Robert Hock von Iserlohn war dort, er ist jetzt ein Agent. Zufällig saß ich neben Greg Ireland, dem neuen Coach der Mannheimer. Wir kennen uns gut, hatten uns aber einige Jahre nicht gesehen. Viele Trainer haben sich nach der DEL und den anderen Ligen in Europa erkundigt. Es war schon interessant zu beobachten, wie viele Trainer stets um Teal Fowler versammelt waren, als noch nicht feststand, wer neuer Coach der Adler wird.

Gibt es Erkenntnisse, die Sie für Ihr Team nutzen können?

Adduono Ich habe mir viele Notizen gemacht. Es sind einige kleine Dinge, die man übernehmen kann. Die Trainingsabläufe in Nordamerika und Europa sind sehr unterschiedlich. Grundsätzlich wird in der NHL oder AHL viel weniger trainiert, weil die Teams viel mehr Spiele haben. Ein NHL-Coach kommt während einer Saison mit 12 bis 15 verschiedenen Übungen aus. Bei uns sind es 40 bis 60 Übungen.

Aus dem Umfeld der Mannschaft war zu hören, dass einige Spieler sich beschwert haben, dass sie Woche für Woche immer dasselbe trainieren.

Adduono Ich glaube, Reemt Pyka und ich wissen genau, was wir mit unseren Spielern trainieren müssen. Es geht darum, die Spieler besser zu machen und an Dingen, die in den Spielen falsch laufen, zu arbeiten. Die Jungs sind hier, um ihren Job so gut wie möglich zu machen. Für sie darf es keine Rolle spielen, wie der Trainer heißt. Klar wiederholen sich Übungen immer wieder, aber das ist Hockey. In den letzten beiden Monaten der Vorsaison haben wir im Training viel geändert. Jeder Spieler kann zu mir kommen und über das Training sprechen. Nach einer Heimniederlage gegen Ingolstadt kam ein Spieler aus Nordamerika zu mir und sagte, wir haben verloren, weil wir unter der Woche zu viel Vier gegen Vier trainiert haben. Ich wusste aber, dass Ingolstadt auch Vier gegen Vier trainiert hatte. Natürlich mache ich auch Fehler. Da fällt mir sofort die Niederlage letzte Saison in Augsburg ein. Da wusste ich hinterher sofort, dass ich die selber durch einen falschen Wechsel verursacht hatte. Ich glaube aber, angesichts des Etats in Krefeld und der personellen Veränderungen Jahr für Jahr machen wir einen guten Job. Ich war am Ende der Saison sehr zufrieden. Die Art und Weise, wie die Mannschaft die Play-offs erreicht hat, war großartig. Jeden Sommer denke ich, was für ein Team hast du nächste Saison. Aber das ist in Ordnung. Ich komme damit sehr gut zurecht. Ich liebe es, für die Krefeld Pinguine zu arbeiten. Ich liebe diese Herausforderung und bin sehr gespannt, wie es läuft.

Was für eine Mannschaft hat Krefeld jetzt?

Adduono Eine junge und hungrige, die sehr hart arbeiten muss. Wir müssen schnell herausfinden, wo die Stärken sind, besonders in Über- und Unterzahl. Dabei spielen unsere drei neuen Stürmer eine ganz wichtige Rolle. Alle wollen beweisen, dass sie in die DEL gehören. Ich hoffe, Hendrik Eriksson zeigt das, was ich von ihm gehört habe. Er ist ein typischer Torjäger. Wenn er noch die Hände von Mike Collins hätte, wäre er der beste Stürmer der Liga. Wenn Collins die Schnelligkeit von Eriksson hätte, wäre er der zweitbeste Spieler der Liga. Ich habe im Sommer lange mit ihm gesprochen. Er hat mit einem eigenen Coach Power-Skating absolviert. Nebenbei hat er zusammen mit seinem Vater noch sein Haus renoviert. Über Hunter Bishop habe ich mit vielen Trainern gesprochen. Er ist als Profi ein Vorbild und ein Führungsspieler. Er ist sehr schnell. Er wollte schon 2011 zu uns kommen. Mit diesem Trio und Istvan Sofron haben wir eine Menge Speed im Team. Wir waren in der Vorsaison einfach zu langsam."

Haben Sie die neuen Sturmreihen schon im Kopf?

Adduono Natürlich, darüber denkt man im Sommer viel nach. Ich denke, dass Kretschmann gut zu Hagos und Mieszkowski passt. Collins ist zwar Center, kann aber gut zu Pietta und Sofron passen. Driendl muss wie vor zwei Jahren einen Schritt nach vorne machen. Ich schätze ihn. Er ist nun 29 Jahre alt. Sein Job als Center muss es sein, Bishop und Eriksson besser zu machen. Von der Reihe Vasiljevs, Hauner und Schymainski verspreche ich mir sehr viel. Wenn Herberts fit ist, könnte das sogar unsere erste Reihe sein.

Einige Experten glauben, dass die Abwehr nicht stark genug ist.

Adduono Das glaube ich nicht. Ich erwarte allerdings, dass sich die Verteidiger gegenüber der Vorsaison verbessern. Ich habe letzte Woche mit David Fischer gesprochen. Er sagte mir, Coach, ich bin fit. Ich muss viel besser Spielen als letzte Saison. Auch Nick St. Pierre muss sich steigern. Mit Robin Weihager habe ich lange telefoniert. Er fühlt sich sehr gut. Er war gegen Ende der Saison defensiv sehr stabil. Er hat sich dem DEL-Niveau mittlerweile angepasst. Er wird mehr Freiheiten bekommen. Er hat einen sehr guten Schuss. Davon müssen wir mehr profitieren. Ich habe das Gefühl, dass er diese Saison unser bester Offensivverteidiger werden kann. Steve Hanusch muss konstanter und disziplinierter spielen. Für Oliver Mebus habe ich mich sehr gefreut, dass er noch zur Nationalmannschaft gekommen ist. Ich hätte ihn gerne in einem WM-Spiel gesehen. Ich habe Jeff Tomlinson eine SMS geschickt, dass er Oliver mal einsetzten soll, leider vergeblich. Eiszeit bei der WM hätte ihm sehr gutgetan. Ich weiß, dass er nach der Saison sehr unzufrieden war. Aber er weiß auch, warum ich ihn gegen Ende der Saison nicht mehr eingesetzt habe. Er war auf den Beinen und am Puck zu langsam und hat zu viele Zweikämpfe verloren. Wenn er weiter hart an sich arbeitet, kann er ein guter DEL-Verteidiger werden.

Sollte noch ein Spieler verpflichtet werden können, dann für die Abwehr?

Adduono Ich hoffe, dass die Abwehr stark genug ist, dann wäre ein neuer Stürmer ein Bonus.

Neun von elf Ausländer-Lizenzen sind vergeben. Nur neu Kontingentspieler dürfen pro Spiel eingesetzt werden.

Adduono Eigentlich wollten wir zunächst nur sieben Ausländerstellen besetzen. Aber die Liga ist so stark geworden, darauf mussten wir reagieren."

Die meisten Teams haben sich sehr gut verstärkt. Platz sechs zu erreichen, dürfte sehr schwer werden.

Adduono So denkt kein Trainer. Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Klar, wir haben eine junge Mannschaft, aber wir müssen und werden einen Weg finden, in die Play-offs zu kommen.

H.-G. SCHOOFS FÜHRTE GESTERN DAS GESPRÄCH.

(RP)
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