Lokalsport Wollte Derwall nicht Weltmeister werden ?

Wilfried Hannes' Karriere im Nationaltrikot ist nicht ganz so gelaufen wie erhofft. "1981 in Albanien, bei meinem ersten Länderspiel, klopfte mein Herz bis zum Hals, es war ein unvergesslich schöner Moment. Leider hatte ich das Pech, mit Uli Stielike und Karl Heinz Förster zwei Weltklassespieler vor der Nase zu haben, sonst wären es vielleicht ein paar Länderspiele mehr als die acht geworden." 1982 war Hannes zwar bei der WM in Spanien im Kader. "Es war ein schönes Erlebnis, dass ich mit durfte. Aber leider fehlte Bundestrainer Jupp Derwall damals der Mut, mich einzusetzen. Beim 1:3 im Finale gegen Italien musste ich mich bei hochsommerlichen Temperaturen eine Stunde lang an der Außenlinie warm laufen, um dann doch nicht zum Einsatz zu kommen. Das war schon bitter." Bei Borussia hatte er vorher eine riesige Saison gehabt, als Abwehrspieler 16 Tore erzielt (die Hälfte per Elfmeter). Das ist bis heute Rekord in der Bundesliga. Hannes heute lachend: "Jupp Derwall wollte wohl nicht Weltmeister werden ..."

Dann sollte es vier Jahre später noch einmal eine Chance für Hannes geben, bei der WM in Mexiko. "Franz Beckenbauer, nun der Bundestrainer, hatte mich kurz vor Nennungsschluss noch nominiert. Doch dann habe ich mich im letzten Bundesligaspiel so verletzt, dass ich nicht mit nach Mexiko konnte. Für mich wurde Norbert Eder vom FC Bayern mitgenommen. Er hat alle sieben Spiele gemacht und ist Vize-Weltmeister geworden. Die Chance hätte ich auch bekommen. Denn Beckenbauer stand total auf mich", sagt Hannes.

Er hat nach der WM noch zwei Jahre bei Schalke und zwei in der Schweiz gespielt, dann 1990 wegen Knieproblemen seine Profilaufbahn beendet. 1991 erwarb er seine Fußballlehrer-Lizenz und startete nahtlos die Trainer-Laufbahn, die bis heute anhält. Oberligist Viktoria Köln (noch während des Lehrgangs) und Regionalligist Alemannia Aachen waren seine ersten Stationen. Und er ist heimatverbunden geblieben: Seit 27 Jahren pendelt er in der Dürener Umgebung. Seit 1999 ist er (mit einem einjährigen Abstecher) Trainer Borussia Freialdenhovens, die der Oberligist mit dem kleinsten Ort Deutschlands (etwa 1200 Einwohner) war und heute, nach einem freiwilligen Rückzug, in der Mittelrhein-Liga spielt.

Jetzt folgt Hannes' 18. Saison dort, und sie muss keineswegs die letzte sein. "So lange der Verein auf mich setzt und ich Spaß an dem Job habe, mache ich weiter", sagt der nun bald 60-Jährige. Er hat nie weggewollt aus Düren, wo er groß geworden ist, lange seinen schwerkranken Vater gepflegt, seine Frau, seine Freunde und seit 15 Monaten sein erstes Enkelkind hat. Und von wo es nicht weit zu seiner Fußball-Liebe Borussia Mönchengladbach ist.

(RP)
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