Analyse Zufriedene Zuschauer wichtiger als der Titelgewinn

Tennis-Bundesliga · HTC Blau-Weiß Krefeld

Analyse: Zufriedene Zuschauer wichtiger als der Titelgewinn
Foto: Lammertz Thomas

In geselliger Runde ließen Verantwortliche, Spieler und Fans des HTC Blau-Weiß Krefeld auf der Anlage im Stadtwald nach dem letzten Ballwechsel in der Bundesliga die Saison ausklingen. Beim Blick zurück auf die neun Punktspiele zieht Teamchef Olaf Merkel ein positives Fazit: "Die Saison ist zu 100 Prozent gut gelaufen. Ich hatte mir vorgestellt, wie es im besten und im schlechtesten Fall gehen könnte. Es war nicht einfach, das gute Abschneiden aus dem Vorjahr zu bestätigen. Das ist uns aber gelungen."

Dass sich der von vielen Experten als Geheimfavorit gehandelte Traditionsklub aus dem Oberhaus nach einem furiosen Start an einem Wochenende aus dem Titelrennen verabschieden musste, muss als großes Pech abgehakt werden. Mit so großen personellen Problemen konnte selbst Olaf Merkel mit seiner großen und langjährigen Erfahrung nicht rechnen. Und selbst für einige Spieler aus dem besten Blau-Weiß-Kader aller Zeiten war es eine große Überraschung, dass sie plötzlich im Davis-Cup und bei Olympia für ihr Land spielen durften oder bei sehr gut besetzten Turnieren bis ins Endspiel kamen. Als Merkel in dieser Phase dann auch noch verletzungsbedingte Absagen einstecken musste, war der GAU besiegelt.

Der "Mister Bundesliga" hat diese vielleicht schlimmste Woche seiner Zeit als Teamchef mittlerweile sehr gut verdaut. Unterm Strich bleibt für ihn die wichtigste Tatsache der Saison: "Unsere Zuschauer haben in den vier Heimspielen tolles Tennis gesehen und sind zufrieden nach Hause gegangen. Das ist für mich mehr wert als der Meistertitel. Wir wollten unseren Fans was bieten, das ist uns gelungen." Das bestätigt auch der neue Durchschnitts-Rekord von gut 1200 Zuschauern pro Heimspiel.

Mit seiner Einschätzung, dass man am Ende sogar mit vier Minuspunkten Meister werden kann, lag Merkel im Frühjahr genau richtig. Ohne die großen Personalprobleme hätten die Blau-Weißen ihrer Rolle als Geheimfavorit gerecht werden können. Als einer der Favoriten hatte er Grün-Weiß Mannheim genannt. Doch die Kurpfälzer mussten genau wie die Blau-Weißen für zwei Spiele unverhofft personelle Rückschläge einstecken, besonders im Duell gegen den späteren Meister Gladbacher HTC (Endstand 2:4). Mit einem Sieg wäre den Mannheimern der Titel wohl nicht mehr zu nehmen gewesen. Merkel freut sich, dass die Liga so ausgeglichen geworden ist: "Es gibt keine Zweiklassengesellschaft mehr. Das Niveau ist noch gestiegen." Ein Lob zollt er dem Aufsteiger Blau-Weiß Aachen: "Das ist ein sympathischer Verein mit einer sehr schönen Anlage und ein Gewinn für die Liga." Welche zehn Klubs im nächsten Jahr angehören, wird sich Ende September bei einer Sitzung der Liga herausstellen. Bremerhaven wird den Aufstieg als Zweitliga-Nord-Meister sicher wahrnehmen. Denn das Team von der Nordseeküste strebt das Comeback in Liga eins schon länger an. Vom Südmeister Weinheim gab es bisher in Sachen Aufstieg noch keine Signale.

Für die Krefelder haben die Planungen für die neue Saison praktisch schon am Tag des letzten Heimspiels begonnen. Denn Jürgen Melzer, Paolo Lorenzi, Federico Gaio und Antal van der Duim verabschiedeten sich mit den Worten "Auf Wiedersehen" aus dem Stadtwald. Mit einer großen Personalfluktuation ist nicht zu rechnen. Seine neue Nummer eins Guido Pella, der kein Spiel für den HTC bestritt, wird Merkel wahrscheinlich aus seinem Kader streichen. Das gilt wohl auch für den Brasiliander Joao Souza, der den Teamchef bei der schwierigen Personallage hängen ließ. Offen ist noch, was aus Dauergast Pablo Galdon wird, der in diesem Jahr enttäuschte. Merkel wird ihn nur noch nominieren, wenn der Argentinier mit spanischem Pass eine erstligataugliche Form nachweisen kann.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort