Krefeld Stadt fordert Abriss von Tierpension

Krefeld · Die privat betriebene "Krefelder Tierpension" an der Widderschen Straße in Krefeld muss laut Stadt abgerissen werden. Sie sei vor Jahrzehnten ohne Baugenehmigung errichtet worden, argumentiert die Stadt. Die Betreiberin will sich wehren.

 Elvira Müller vor der "Krefelder Tierpension" an der Widderschen Straße. Die Stadt fordert den Abriss.

Elvira Müller vor der "Krefelder Tierpension" an der Widderschen Straße. Die Stadt fordert den Abriss.

Foto: Thomas Lammertz

Wenige Tage nach Einigung mit dem Krefelder Tierheim hat die Stadt beim Thema Tierbetreuung die nächste Baustelle. Die städtische Bauaufsicht hat der Krefelderin Elvira Müller, die an der Widderschen Straße 30 privat die "Krefelder Tierpension" betreibt, zum Abriss der Stallungen aufgefordert. Begründung der Stadt: Die Bauten seien illegal in einem Landschaftsschutzgebiet errichtet worden. Elvira Müller will sich nun anwaltlich dagegen wehren.

"Mein Schwiegervater hat die Ställe schon 1983 errichtet. Wir haben 1500 Kunden, seit 20 Jahren machen Schilder auf unsere Pension aufmerksam. Ich gehe davon aus, dass auch Mitarbeiter der Stadtverwaltung mal hier mit ihrem Tier waren. Und plötzlich soll alles illegal sein?"

 Große Schilder weisen seit Jahren auf die Krefelder Tierpension hin.

Große Schilder weisen seit Jahren auf die Krefelder Tierpension hin.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Unsere Zeitung fragte bei der städtischen Bauaufsicht nach. Dort bestätigte man den Vorgang: "Die diversen baulichen Anlagen, Zwinger, Unterstände, Stallungen, wurden ohne die erforderlichen Baugenehmigungen errichtet. Ebenso liegt für den Betrieb/die Nutzung einer Tierpension auf dem betroffenen Grundstück keine Baugenehmigung vor", lautet die Antwort der Stadt.

Sowohl die Errichtung als auch die Nutzung als Tierpension sei an diesem Standort unzulässig und nicht genehmigungsfähig, weil sich die Flurstücke im sogenannten Außenbereich gemäß § 35 des Baugesetzbuches und im Landschaftsschutzgebiet befänden, heißt es seitens der Stadt. Der Bebauungsplan lege als Art der Nutzung "Fläche für die Landwirtschaft" fest. Der Betrieb einer Tierpension erfülle dieses Kriterium nicht. Eine Duldung des Betriebes könne die Stadt nicht akzeptieren.

Elvira Müller glaubt, dass die Stadt mit zweierlei Maß misst - in Nachbarschaft befänden sich sogar Handwerksbetriebe, sagt sie.

Auf die Stallungen wurde die Stadt offenbar auf Umwegen aufmerksam. Elvira Müller berichtet: "Wir haben Bäume gefällt, dies geschah laut Stadt unrechtmäßig." Die Stadt kam zu einer Kontrolle raus. Ende Januar hätten städtische Mitarbeiter sie dann erneut besucht und nach einer Baugenehmigung gefragt. Elvira Müller verwies darauf, dass ihr Schwiegervater den Bau vor nunmehr 31 Jahren errichtet habe.

Später betrieb Elvira Müller die Tierpension mit ihrem mittlerweile verstorbenen Ehemann weiter, nun kümmert sich Elvira Müller mit ihrem Lebensgefährten um die Betreuung der Tiere. Die Stadt reagiere auf ihre Argumente nicht, sagt Elvira Müller. Ihr Schwiegervater habe gute Verbindungen zur Stadt gehabt. Müller glaubt, dass die Stadt damals den Bau stillschweigend duldete.

Eine Frist von einem Jahr bis zum Abriss habe man ihr eingeräumt - den Komplettabriss der Stallungen fordere die Stadt. Schon nach zehn Monaten solle sie den Betrieb als Tierpension aufgeben. Für den Fall, dass sie der Anordnung der Stadt nicht Folge leistet, werden laut unserer Zeitung vorliegender Ordnungsverfügung 5000 Euro "Zwangsgeld" fällig.

"Wenn wir das hier abreißen, ist das für uns existenzbedrohend", sagt Müller. Weit über 100.000 Euro Schaden entstünden ihr, wenn sie alles abreißen muss.

Das ist das Tierheim in Krefeld
22 Bilder

Das ist das Tierheim in Krefeld

22 Bilder

In der Tierpension werden vorwiegend Hunde betreut. 20 Zwinger und ein weitläufiges Außengelände stehen auf dem Areal an der Grenze zu St. Tönis im Nordwesten Krefelds bereit. "In den Sommerferien ist hier der meiste Betrieb", sagt Elvira Müller. Dann könnten sich bis zu 30 Tiere auf dem Gelände aufhalten. Ärger mit den Nachbarn habe es nie gegeben, sagt Müller, die sich gleichwohl fragt, warum andere Nachbarn Gewerbebetriebe im Landschaftsschutzgebiet eröffnen durften, ihr aber der Betrieb einer Tierpension im Landschaftsschutzgebiet verwehrt bleibt.

Sorgen macht sich Elvira Müller auch um ihre zwei Shetlandponys, deren Stall ebenfalls abgerissen werden soll. "Mein Schwiegervater hat hier mit einer Shetty-Zucht begonnen und offenbar auch diese Gebäude ohne Genehmigung errichtet. "Wenn ich die auch abreißen muss, haben die Ponys keinen Stall mehr."

Schon der Besuch der städtischen Bauaufsicht am 29 Januar war für Elvira Müller eine teure Angelegenheit. Die Bauaufsicht hat ihr eine Gebührenberechnung geschickt. Für sechs angefangene halbe Arbeitsstunden zu je 39 Euro berechnet die Stadt 234 Euro. Weiterhin stellt sie 200 Euro in Rechnung für die "Anordnung der Beseitigung rechtswidriger Anlagen oder Zustände". Im Klartext: Elvira Müller muss auch noch Gebühr dafür bezahlen, dass ihr die Stadt einen Abbruch aufträgt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort