Lehrer kritisieren erneut das Land Stadt Krefeld: Sieben Schulen für Inklusion

Krefeld · Nur sieben Schulen sollen künftig Inklusion betreiben. Zugleich übt die Stadt leise, die Schulleiter deutliche Kritik an NRW-Schulministerin Löhrmann.

Die Schulverwaltung hat ihre Vorschläge vorgelegt, welche Krefelder Schulen künftig an der Inklusion teilnehmen, also auch lernbehinderte Schüler aufnehmen. Indirekt wird in dem Papier für die Sitzung des Schulausschusses am 4. Februar Kritik an der Landesregierung und an Schulministerin Löhrmann (Grüne) geübt: Das Gesetz zur Inklusion enthält demnach noch viele offene Fragen.

Schulen bleiben bei Kritik

Die Krefelder Schulleiter bleiben bei ihrer Kernkritik, dass die Schulen nur unzureichend für die Inklusionskinder ausgestattet sind: "Das 9. Schuländerungsgesetz bringt eine Verschlechterung", sagte gestern Jochem Adrian, Sprecher der Krefelder Gesamtschulen und Leiter der Gesamtschule Kaiserplatz, "davon habe ich nicht nichts zurückzunehmen."

Die Krefelder Schulleiter hatten vor gut einem Jahr in einem Brandbrief an die Landesregierung ihre Kritik formuliert. Laut Konzept der Schulverwaltung soll der "Gemeinsame Unterricht" von Schülern mit und ohne Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung an folgenden Schulen stattfinden: an der Josef-Hafels-Schule, der Freiherr-vom-Stein-Realschule, der Realschule Oppum, dem Arndt-Gymnasium sowie an den Gesamtschulen "Robert Jungk", Kaiserplatz und Uerdingen.

Verwaltung ebenfalls kritisch

Nicht fortgesetzt werden soll das Gemeinsame Lernen am Maria-Sibylla-Merian-Gymnasium und an der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule, obwohl dort integrative Lerngruppen eingerichtet wurden. Grund: Die Schulverwaltung möchte "die sonderpädagogischen Ressourcen möglichst sinnvoll bündeln".

Die Schulen, an denen die Inklusion weitergeführt werden soll, hätten sich in den vergangenen Jahren "engagiert dem gemeinsamen Lernen zugewandt und eine besondere pädagogische Innovationsbereitschaft bewiesen", schreibt die Verwaltung anerkennend. In dem Papier der Verwaltung wird auch Kritik an Schulministerin Löhrmann (Grüne) deutlich: Das Inklusionsgesetz sei spät verabschiedet worden; immer noch fehlten Ausführungsbestimmungen, und immer noch gebe es "erhebliche Unsicherheiten".

Deutlicher wird Jochem Adrian, Leiter der Gesamtschule Kaiserplatz und Sprecher dieser Schulform in Krefeld: Ein gravierender Webfehler der Inklusionsgesetzgebung ist seiner Überzeugung nach nicht geheilt: Die Inklusionsschulen verlieren Lehrerstellen und können so eine Doppelbesetzung in den Klassen nicht einmal annähernd garantieren.

Adrian bemängelt Verlust von Lehrerstellen

Konkret: Die Gesamtschule Kaiserplatz ist auf 180 Schüler ausgelegt und würde bei der Aufnahme von zwölf Inklusionsschülern insgesamt nur noch 168 Schüler aufnehmen, um die Klassengröße zu senken. Konsequenz: "Wir verlieren fast eine Zwei-Drittel-Lehrerstelle", so Adrian. Die Folge ist, dass in einer Klasse mit zwei lernbehinderten Schülern nur bei etwa der Hälfte der Wochenstunden zwei Lehrkräfte präsent sind, nämlich ein Fachlehrer und eine sonderpädagogische Kraft — in der anderen Hälfte ist der Fachlehrer allein. Adrian: "Das hilft den Kindern nicht."

Er weiß von einer Kölner Gesamtschule, die seit mehr als 20 Jahren Inklusion betreibt: Dort haben Eltern und Lehrer wegen der neuen Gesetzeslage einen Protestzug zur Domplatte organisiert — man wollte die alten Bedingungen zurückhaben, die da lauten: Die Doppelbesetzung war komplett gewährleistet. Der Protest hatte Erfolg — unter anderem deshalb, weil die Schule als Versuchsschule und Vorzeigemodell gilt, das regelmäßig Besuchern präsentiert wird.

(RP)
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