Nach Warnung durch Juristen Stadt Krefeld zieht die Notbremse fürs Projekt Rheinblick

Krefeld · Eigentlich sollte der Bebauungsplan 772 schon Ende des vergangenen Jahres rechtskräftig werden. Stattdessen geht die Stadt erneut in die Offenlage und beteiligt die Öffentlichkeit - zum dritten Mal.

 Ein Modell des Projekts "Rheinblick". Die Umsetzung liegt erneut auf Eis.

Ein Modell des Projekts "Rheinblick". Die Umsetzung liegt erneut auf Eis.

Foto: T.L.

Die Stadt zieht die Notbremse, um ihr Renommee-Projekt Rheinblick in Uerdingen nicht zu gefährden. Eigentlich sollte der Bebauungsplan, der den Weg für Investitionen in Höhe von mindestens 85 Millionen Euro und eine Öffnung der Stadt zum Rhein ermöglichen soll, Ende des vergangenen Jahres rechtskräftig werden. In Anbetracht drohender Klagen wegen des zu erwartenden Interessenkonflikts zwischen der benachbarten Industrie im Chempark und den zu bauenden Wohnungen und Lofthäusern hat die Krefelder Stadtverwaltung sich rechtlichen Beistand gesucht. Die Fachjuristen aus Münster - dem Sitz des Oberverwaltungsgerichts des Landes Nordrhein-Westfalen - hoben sofort warnend den Zeigefinger.

"Die Verwaltung hat verschiedene rechtliche und gutachterliche Empfehlungen bekommen, die Änderungen an den bisher vorgesehenen Festsetzungen des Bebauungsplanes notwendig machen" informierte Stadtsprecher Dirk Senger auf Anfrage unserer Redaktion. Diese "Empfehlungen" haben es offenbar in sich und zur Folge, dass eine weitere, eine dritte Offenlage des Bebauungsplanentwurfs Rheinblick notwendig wird. Die Verwaltung bereite die erneute Beteiligung der Öffentlichkeit derzeit vor, erklärte Senger.

Die Absicht, die Industriebrache in Uerdingen am Rhein städtebaulich attraktiv zu nutzen ist alt - fast 30 Jahre. Dort wo Firmen wie Howinol, Erlenwein, Müncker und der Zollhof lange Zeit ansässig waren, tummeln sich heute Stararchitekten wie Hadi Teherani, der zum Beispiel für die berühmten Kranhäuser im Kölner Hafen verantwortlich zeichnet. Der Künstler unter den Planern ist für den Bielefelder Projektentwickler KRP Finanz GmbH & Co Quartier Rheinblick KG tätig. Sein Kollege Helmut Rübsamen für die Dr. Schmitter GmbH & Co Immobilien KG aus Krefeld, die am südlichen Zipfel luxuriöse Wohnungen in einem bis zu acht Geschossen hohen Komplex errichten will. Ganz im Norden in unmittelbarer Nachbarschaft zum Chempark liegen die Flächen des Uerdingers Heinrich Yoksulian und des Österreichers Hans Pall. Dort wird kein Wohnen und Gastronomie erlaubt werden. Derzeit werden die Immobilien gewerblich genutzt.

Die Schwierigkeit, einen gerichtlich nicht angreifbaren Bebaungsplan aufzulegen, besteht laut Stadtverwaltung vor allem darin, den Hochwasserschutz und den Immissionsschutz ausreichend zu berücksichtigen. Der Schiffsanleger des Chemparks ist als Lärmquelle ausgemacht. Die Verantwortlichen und Arbeitgeber von 7000 Beschäftigten befürchten nach Fertigstellung des Rheinblicks Beeinträchtigungen für ihre Unternehmen. "Mit dem Chempark werden regelmäßig Gespräche geführt", berichtete der Stadtsprecher.

Eine Prognose, wann die Bagger anrücken könnten, wagt die Kommunalverwaltung diesmal nicht. "Ein konkreter Zeitplan lässt sich nicht aufstellen, da die Beratung in den politischen Gremien abgewartet werden muss. Zudem müssen nach der Offenlage die neuen Eingänge ausgewertet werden. Die Dauer dieser Prüfung hängt von der Anzahl und den Inhalten der Eingänge ab. Daraus ergibt sich das weitere Vorgehen. Entsprechend kann heute noch kein verbindlicher Tag X genannt werden, an dem die Investoren ihre Bauvorhaben beginnen können", erklärte Senger.

(RP)
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