Straßenstrich in Krefeld Stadt soll Toleranzgebiet für Prostitution ausweisen

Krefeld · 15 bis 25 Prostituierte aus Bulgarien und Rumänien arbeiten seit Monaten regelmäßig im Bereich der Neuen Ritterstraße als Prostituierte. Die SPD hat nun einen Straßenstrich im Bereich Oberschlesienstraße/Netto angeregt.

Straßenstrich Krefeld: Neue Ritterstraße bei Tag
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Neue Ritterstraße: Der Straßenstrich in Krefeld bei Tag

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Foto: Bastian Königs

Ein neues Schreiben der Bezirksregierung Düsseldorf an die Stadt Krefeld, das Dienstagabend im Ordnungsausschuss heftig debattiert wurde, verwehrt der von Krefeld geforderten Ausweitung des Sperrbezirks auf die Neue Ritterstraße weiter die Genehmigung. Stattdessen schlägt die Bezirksregierung vor, in Krefeld ein "Toleranzgebiet" für Straßenprostitution auszuweisen.

Die Stadt könne einen Alternativstandort "mit funktionierender Infrastruktur" benennen, heißt es im Schreiben. Nötig sind nach Auffassung der Behörde auch ausreichende Straßenbeleuchtung und sanitäre Anlagen. Eine andere Möglichkeit, die die Bezirksregierung vorschlägt, ist ein Verbot der Straßenprostitution am jetzigen Standort von 7 Uhr morgens bis 21 Uhr abends.

Die Politik — das wurde im Ordnungsausschuss deutlich, will an einer Erweiterung des Sperrbezirks festhalten.

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Foto: dpa/Andreas Arnold

Im langen Behördenstreit um den Straßenstrich ist jetzt offenbar die Phase des endgültigen Stillstands erreicht: Stadtdirektorin Beate Zielke erklärte gestern im Ausschuss, dass eine zeitlich begrenzte Straßenprostitution für sie nicht infrage kommt. Auch ein Toleranzgebiet wolle man nicht einführen. "Einen solchen Beschluss wird ein Rat niemals fassen", formulierte Zielke. Überall würde man auf Vorbehalte der Anwohner treffen. Auch werde die Stadt keine Toiletten an der Neuen Ritterstraße aufstellen — sie verweist auf den Nothaushalt.

Zur Überraschung aller Besucher des Ausschusses schlug aber ein Ratsherr doch ein konkretes "Toleranzgebiet" vor. SPD-Ratsherr Hans Butzen brachte die Straßen westlich der Oberschlesienstraße in Fichtenhain im Bereich des Netto-Logistiklagers ins Gespräch — unter heftiger Kritik anderer Ausschussmitglieder. Butzen: "Wir können nicht sagen, weiter so."

15 bis 25 Prostituierte aus Bulgarien und Rumänien arbeiten seit Monaten regelmäßig im Bereich der Neuen Ritterstraße als Prostituierte. Nach Protesten von Anwohnern seit Mitte 2012 hatte der Ordnungsausschuss im Juni 2013 eine Erweiterung des Sperrbezirks gefordert. Die Bezirksregierung sieht aber auch in ihrem neuen Bericht entgegen der Krefelder Stadtverwaltung bisher keine Gefährdung der Jugend durch die Prostitution — obwohl sich in der Nachbarschaft ein Spielplatz befindet, dazu ein Getränkemarkt, das Krankenhaus Maria Hilf, eine Kleingartenanlage, eine Skateranlage sowie die U-Bahn-Haltestelle.

Den Spielplatz haben die Bezirksregierung und Vertreter der Stadt im Sommer zweimal besucht. Es seien nur wenige Kinder vor Ort gewesen, stellenweise sei aber Verschmutzung durch den Straßenstrich sichtbar gewesen, schreibt die Mitarbeiterin der Düsseldorfer Behörde. Sie glaube allerdings nicht, dass sich das Problem Straßenprostitution "in Luft auflöst", wenn die Stadt den Sperrbezirk einrichtet. Dazu verweist die Mitarbeiterin auf die Oppumer Herbertzstraße, wo vermehrt Prostituierte aufgetaucht sind.

Wolfgang Lindner von der Polizei machte ebenfalls deutlich, dass der Strich auf der Neuen Ritterstraße aus Sicht der Polizei eigentlich geeignet sei. "Wir sprechen uns gegen die Ausweitung des Sperrbezirks aus", sagte Lindner. Von den 200 Prostituierten in Krefeld würden nur fünf bis zehn Prozent an der Neuen Ritterstraße arbeiten. "Die Frauen dort machen zunächst einmal etwas Legales", sagte Lindner. Alle hätten eine Steuernummer, alle einen Gewerbeschein. "Wenn wir den Sperrbezirk erweitern, werden wir den Straßenstrich in ein bis zwei Wochen anderswo haben", warnte der Polizist. "Niemand will den Strich doch in Vorderorbroich oder am Steinrath." Dort hätte die Polizei mögliche Straftaten auch weniger im Blick.

Die Krefelder Stadtverwaltung hingegen, so ist es im Bericht für den Ausschuss vermerkt, geht nicht davon aus, dass eine Erweiterung des Sperrbezirks auf den Bereich Neue Ritterstraße zu einer Verdrängung des Straßenstrichs auf das Umfeld führt.

Die Chancen auf Ausweitung des Sperrbezirks sind damit vorerst auf ein Minimum gesunken. Die Behörde lässt noch eine kleine Option offen: Polizei und Ordnungsamt sollen nun auf Wunsch aus Düsseldorf alle Straftaten und Gewaltdelikte vor Ort dokumentieren. Zusätzlich soll die Verwaltung ein erweitertes Konzept vorlegen — dies bekräftigte der Ausschuss gestern auf Antrag der CDU. Erst danach könne entschieden werden, ob der Sperrbezirk erweitert werden kann.

(RP)
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