Krefeld Stadt will Handel Gestaltungstipps geben

Krefeld · Mit dem neuen "Gestaltungskonzept Innenstadt" will die Stadtverwaltung auf die Einzelhändler zugehen. Start in 2015.

 Vorher: Königstraße mit Werbeaufstellern. Die Straße gilt zwar als vorbildlich, wirkt hier aber unaufgeräumt.

Vorher: Königstraße mit Werbeaufstellern. Die Straße gilt zwar als vorbildlich, wirkt hier aber unaufgeräumt.

Foto: stadt

Man muss an Rom denken, das ja bekanntlich auch nicht an einem Tag erbaut wurde, beim gestrigen Termin im Krefelder Rathaus. Die Krefelder Stadtverwaltung hat zusammen mit der Hochschule Niederrhein einen Gestaltungsleitfaden für die Innenstadt entwickelt, der die City sehr viel schöner machen könnte. Als gestern in der Pressekonferenz nach Vorstellung des 38-seitigen Gestaltungskonzeptes die ersten neugierigen Fragen von Journalisten kommen, wann es denn endlich losgeht, da verweist Stadtmarketingchef Ulrich Cloos auf die Politik der kleinen Schritte. Und Hochschulprofessor Nicolas Beucker sagt: "Man muss in langen Zeiträumen denken, das ist ein schleichender Prozess, der in vielen Jahren erst sichtbar wird."

 Nachher: In der Animation sind die Werbeaufsteller entfernt, die Körbe sind begrünt, die Ballons sind weg.

Nachher: In der Animation sind die Werbeaufsteller entfernt, die Körbe sind begrünt, die Ballons sind weg.

Foto: Nicolas Beucker

Vier Jahre hat die theoretische Vorarbeit für das Projekt gedauert, das ab 2015 in die praktische Umsetzung geht. Bis das Konzept voll zum Tragen kommt - (siehe Rom!) - wird es aber wohl noch Jahre dauern. Wenn der Handel und die Gastronomie mitmachen.

Die Broschüre heißt "Identitätsstiftendes Gestaltungskonzept" - was nach Wortvehikel klingt, hat einen praktischen Ansatz. Überall in der Krefelder City präsentieren sich Einzelhändler und Gastronomen mit verschiedenartiger Werbung, bunten Sonnenschirmen und bunten Schriftzügen. Das Gestaltungskonzept hat zum Ziel, dass sich die einzelnen Quartiere in der Innenstadt ein einheitlicheres Erscheinungsbild geben. Werbeaufsteller sollen perspektivisch aus dem Stadtbild verschwinden, auch die Schriftzüge über den Ladenlokalen sollen wertiger gestaltet sein, Schaufenster sollen attraktiver wirken, die Größe des Mobiliars in Außengastronomie soll einheitlich sein. "Einzelne sollen den öffentlichen Raum gestalten, aber das muss von besonderer Qualität sein", formuliert es Stadtmarketingchef Ulrich Cloos.

Beispielgebend ist in Krefeld die Königstraße: Hier haben sich die Einzelhändler zusammengesetzt und eine eigene Form der Gestaltung gefunden. Das dunkle Grün ist stilprägend, die Werbung ist dezenter, die Schaufenster sind attraktiv gestaltet. "Es gibt einen geteilten Codex der Warenpräsentation", nennt das Nicolas Beucker vom Kompetenzzentrum Social Design, der am Konzept gearbeitet hat. Er geht sogar so weit, den Firmen zu empfehlen, den Firmennamen an der Außenfassade mit Einzelbuchstaben grafisch darzustellen, nicht als flache Werbetafel. Vorbildlich setzten dies in Krefeld etwa Fielmann und Thalia um, sagt der Experte.

Das Gestaltungskonzept teilt die City in sechs Quartiere ein: die Stadtachse von Neusser Straße bis Friedrichstraße, das Königsviertel rund um das Behnisch-Haus, das Hansaviertel im Süden, das Innenstadtquartier als Bereich zwischen den vier Wällen, der Ostwall sowie die übrigen drei Wälle. Für alle diese Bereiche gibt es in der Broschüre unterschiedliche Gestaltungsansätze, wie Nicolas Beucker erklärt. Der Bereich des Hansaviertels als migrantisch geprägtes Viertel entwickele sich zwangsläufig anders als die Gastro-Szene rund um das Behnisch-Haus. Jedes Quartier solle in seinen Stärken gestärkt werden. Beucker denkt an Städte wie Maastricht, wenn er die Krefelder Stadtentwicklung skizziert. Im Herbst 2011 hat er zusammen mit Studenten begonnen, in einen Dialog mit den Krefelder Einzelhändlern zu treten. Diese Experteninterviews flossen in einen Abschlussbericht ein, mit dem auch die Politik konfrontiert wurde. Fraktionsübergreifend war sich die Krefelder Politik einig, dass ein solches Gestaltungskonzept umgesetzt werden muss.

Zwar hat Krefeld schon Gestaltungsinstrumentarien, wie Stadtplaner Norbert Hudde betont. Es gebe eine Werbeanlagensatzung, auch einen Regularienkatalog für "Sondernutzung im öffentlichen Raum". Ziel sei es aber, mit den Einzelhändlern in einen Dialog zu treten. "Wir setzen auf Gespräch, können aber zur Not auch ordnungsbehördlich durchgreifen." Den Dialog betont auch Christiane Gabbert vom Fachbereich Stadtmarketing. "Wir wollen nicht provozieren."

Am 25. Juni, werden die Krefelder Einzelhändler im Südbahnhof über die nächsten Schritte informiert (siehe Text im Kasten oben), ab 2015 soll die neue Gestaltungssatzung dann schon praktisch Anwendung finden bei der Genehmigung für Außengastronomie.

(RP)
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