"Neusser Modell" in Krefeld Stadt will Suchtberater zu jungen Komatrinkern schicken

Krefeld · Die Krefelder Stadtverwaltung plant mit dem Helios-Klinikum eine neue Maßnahme gegen Komasaufen bei Jugendlichen - das teilte die Verwaltung in einer Vorlage im Jugendhilfeausschuss mit.

 Karneval 2011 in Verberg: Jugendliche betrinken sich an Haus Ritte in Verberg. Mit einem neuen Konzept soll as Problem Komasaufen bekämpft werden.

Karneval 2011 in Verberg: Jugendliche betrinken sich an Haus Ritte in Verberg. Mit einem neuen Konzept soll as Problem Komasaufen bekämpft werden.

Foto: T. L.

Bei einem Runden Tisch von Jugendamt, Helios-Kinderklinik und Rettungsdienst wurde vorgeschlagen, bei jungen Komatrinkern künftig nach dem sogenannten "Neusser Modell" zu handeln: Wenn ein Krankenhaus ein stark alkoholisiertes Kind oder einen Jugendlichen unter 18 Jahren aufnimmt, wird danach automatisch das Jugendamt oder die Caritas mit angeschlossener Suchtberatung informiert und soll zur Beratung oder konkreten Hilfe in die Familie kommen - Voraussetzung dafür ist aber jeweils, dass die hinzugerufenen Eltern freiwillig eine Schweigepflichtsentbindung für das Krankenhaus unterschreiben.

Das Konzept wird schon jetzt in der Stadt Neuss mit dem Lukaskrankenhaus und dem dortigen Caritasverband praktiziert. Tim Niehues, Chefarzt des Krefelder Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Helios-Klinikum, sagt zu den neuen Plänen: "Die Aktivität der Stadt in diesem Bereich begrüßen wir sehr, da es weiterhin zu stationären Aufnahmen von Jugendlichen mit Alkoholintoxikation in die Helios-Kinderklinik kommt."

In Krefeld wurde das Modell der direkten Vermittlung an Beratungsstellen bisher zu den Karnevalstagen praktiziert - insbesondere in Verberg war die Lage eskaliert, weil sich Jugendliche dort zum Trinken verabredeten. Die Verberger Karnevalisten haben kapituliert und für 2014 ihren Zug abgesagt.

Die jetzt im Ausschuss vorgelegte Bilanz für die weiteren Züge zeigt eine positive Entwicklung: Nur noch insgesamt 20 Jugendliche zog die Polizei 2014 bei den drei Zügen in Hüls, Uerdingen und in der Innenstadt aus dem Verkehr, weil sie stark alkoholisiert waren. Im Vorjahr 2013 waren es mit 39 fast doppelt so viele. In Uerdingen wurden demnach 2014 fünf Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren zur Sammelstelle der Stadt gebracht, genauso viele wie im Vorjahr. Beim Innenstadtzug wurden 15 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren in die Städtische Sammelstelle gebracht, im Jahr davor lediglich sieben. In Hüls gab es laut Stadt "keinerlei Auffälligkeiten".

Nach Karneval haben 20 Elternpaare bereits einen Brief von der Stadt erhalten: Darin war ein nachbereitendes "Gesprächsangebot" notiert. Der neue Weg nach dem Neusser Modell - Entbindung der Schweigepflicht in der Klinik, Vermittlung an Suchtberater - wäre noch einmal eine verschärfte Variante dessen. Das Helios-Klinikums will die die Umsetzung das Modells nun prüfen, wie aus der Unterlage hervorgeht.

(RP)
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