Krefeld Stadtwerke ließen Rollstuhlfahrerin einfach stehen

Krefeld · Eine 39-jährige Rollstuhlfahrerin hat Unglaubliches erlebt: Bus und Straßenbahn ließen die Frau in ihrem Rollstuhl an Haltestellen stehen. Die Stadtwerke entschuldigen sich.

 Rollstuhlfahrer haben ein Problem mit dem schmalen Spalt, der sich zwischen Bürgersteig und Verkehrsmittel eröffnet, selbst wenn sich beide auf einer Ebene befinden. Die kleinen Vorderräder eines Rollstuhls hängen genau in diesem Spalt fest.

Rollstuhlfahrer haben ein Problem mit dem schmalen Spalt, der sich zwischen Bürgersteig und Verkehrsmittel eröffnet, selbst wenn sich beide auf einer Ebene befinden. Die kleinen Vorderräder eines Rollstuhls hängen genau in diesem Spalt fest.

Foto: Thomas Lammertz

Dass es nicht immer einfach ist, sich mit einem Rollstuhl im öffentlichen Raum zu bewegen, hat Andrea (der Nachnamen ist der Redaktion bekannt) des Öfteren festgestellt. Krankheitsbedingt ist die 39-jährige Krefelderin seit zwei Jahren an den Rollstuhl gebunden. Was sie am 25. August gegen 11 Uhr an der Bushaltestelle Querstraße erlebte, lässt sie noch heute verständnislos den Kopf schütteln.

Dabei fing alles harmlos an. Der für Rollstuhlfahrer, Kinderwagen und Rollatoren gedachte Platz im Bus der Linie 058, mit der sie fahren wollte, war bereits mit einem Doppelkinderwagen und einem Rollator befüllt. "Der Busfahrer war sehr nett und hat selber noch nachgesehen, ob sich etwas für meinen Rollstuhl machen ließ, und die Mutter mit dem Kinderwagen wollte sogar aussteigen, um mir Platz zu machen", berichtet Andrea. Sie lehnte das Angebot der jungen Frau ab, weil sie mit der nächsten Linie ihr Ziel genauso erreichen konnte.

Die Linie 059 kam, sah die Rollstuhlfahrerin an der Haltestelle und fuhr weiter. "Ich habe es nicht glauben können, zumal mir das wenige Tage zuvor mit der Straßenbahn auch passiert ist", sagt die Krefelderin. Um nicht zu spät zu ihrem Termin zu kommen, nahm sie sich ein Taxi und meldete den Vorfall den Stadtwerken mitsamt der Taxirechnung.

Bereits am 22. August hatte sie erlebt, wie es ist, als Mensch mit einem Handicap stehengelassen zu werden. An diesem Tag kam sie von ihrer Physiotherapie und wollte an der Haltestelle Badezentrum mit der Bahn Richtung Elfrath fahren. "Ich war am Ende der Bahn, doch dort kann ich nicht einsteigen, weil es keine Rampe gibt. Ich muss deshalb immer vorne beim Fahrer einsteigen", erklärt Andrea. Sie fuhr deswegen auf den Anfang der Bahn zu, hielt an, winkte und rollte wieder ein Stück weiter, um erneut zu winken. Die Straßenbahn fuhr nichtsdestotrotz an.

Das Ganze beobachtete ein Fahrer eines Lieferwagens. "Der Mann war so empört, dass er sich mit seinem Fahrzeug vor die Bahn setzte, sie zum Halten veranlasste und den Fahrer zur Rede stellte", berichtet die 39-Jährige. Sie selbst fuhr in ihrem Rollstuhl in Richtung ihrer Wohnung, aber die Strecke entpuppte sich doch als sehr lang. An der Werner-Voß-Straße entschied sich Andrea deswegen, doch noch auf den ÖPNV zu wechseln. "Dort hatte ich dann eine Diskussion mit dem Fahrer. Er behauptete, seine Rampe ginge nicht. Erst als sich die Mitfahrer aufregten, ging es auf einmal doch", berichtet sie.

Diskussionen um das Herausziehen der an Bussen und Straßenbahnen montierten Rampen sind nichts Neues für Andrea. Etwas, dass die Rollstuhlfahrerin überhaupt nicht verstehen kann. Es ist für den Fahrer nur ein Handgriff, dann kann ein Rollstuhlfahrer Bus bzw. Bahn nutzen. Den Satz seitens der Fahrer: "Brauchen Sie die wirklich?", mag sie nicht mehr hören. Denn trotz vieler Hilfen gibt es an einigen Haltestellen noch Probleme, den Spalt zwischen Bürgersteig und Transportmittel zu überwinden. Haltestellen, bei denen die Bahnen auf der Straße halten, können von Menschen im Rollstuhl gar nicht genutzt werden, da die Fahrer die Rampe nicht anlegen können. Der Neigungswinkel ist zu steil.

Bei den SWK ist man indes entsetzt über die Vorfälle. "Wir können uns nur entschuldigen. Unsere Fahrer werden allesamt im Umgang mit Menschen mit Handicap geschult. Wir werden den Vorfällen nachgehen und unsere Fahrer nochmals sensibilisieren", verspricht ein SWK-Sprecher. Übrigens, die Auslagen für das Taxi hat Andrea von den SWK ersetzt bekommen.

(RP)
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