Krefeld Stadtwerke wollen Lekker komplett kaufen

Krefeld · In einer außerplanmäßigen Aufsichtsratssitzung hat der SWK-Vorstand gestern vorgeschlagen, der Enervie AG die 51-prozentige Beteiligung an Lekker-Strom abzukaufen. Das Geschäft gilt als risikoreich.

 Bei der Vertragsunterzeichnung 2011: Ivo Grünhagen, Vorstand Enervie (vorne links), Martin Cirener, Vorstand SWK (v. r.), Dr. Thomas Mecke, Geschäftsführer lekker (hinten links) und Carsten Liedtke, Vorstand SWK (h. r.).

Bei der Vertragsunterzeichnung 2011: Ivo Grünhagen, Vorstand Enervie (vorne links), Martin Cirener, Vorstand SWK (v. r.), Dr. Thomas Mecke, Geschäftsführer lekker (hinten links) und Carsten Liedtke, Vorstand SWK (h. r.).

Foto: LEKKER

Die 49-prozentige Beteiligung der Krefelder Stadtwerke am Discount-Stromanbieter Lekker könnte bald auf 100 Prozent wachsen. Nach Informationen unserer Zeitung hat sich der SWK-Vorstand gestern in einer Sitzung des Aufsichtsrates die Genehmigung eingeholt, der Enervie Südwestfalen Energie und Wasser AG die 51-prozentige Mehrheitsbeteiligung abzukaufen. Grund für den geplanten Verkauf ist nach Informationen unserer Zeitung, dass Enervie wirtschaftliche Probleme beim Energieabsatz hat. Enervie mit Sitz in Hagen produziert zehnmal mehr eigenen Strom selbst als die Krefelder Stadtwerke — der Gewinn aus diesem selbst produzierten Strom ist zuletzt stark gesunken.

Der Kaufpreis soll rund 2,5 Millionen Euro betragen; "so teuer wie eine neue Straßenbahn", wurde dem Aufsichtsrat gestern mitgeteilt. Das Aufsichtsratsgremium hat bereits seine Zustimmung zum Kauf erteilt, nachdem ihm eine Auflistung der Chancen und Risiken dieses Kaufs aufgezeigt wurde. Der Aufsichtsrat von Enervie soll noch informiert werden. Die Enervie wollte offenbar erst die Sicherheit, dass die Krefelder Stadtwerke auch tatsächlich kaufen. Enervie hat selbst noch die Stromtochter Mark E. Mit der Tochter Lekker verkaufen die SWK 100-prozentigen Öko-Strom in jenen deutschen Großstädten wie Berlin, Frankfurt oder Stuttgart. 328 000 private Haushalte werden mit Strom beliefert.

Im Geschäftsjahr 2011 fuhr das Unternehmen Verluste in Höhe von 14,4 Millionen Euro ein. Die Zahlen für 2012, ebenfalls verlustreich, sind noch nicht veröffentlicht. Aus dem Bericht für 2012 lässt sich aber ablesen, dass die Kundenzahl bei Lekker von 341 393 auf 328156 gesunken ist. In 2013 solle erstmals Gewinn gemacht werden, sagte zuletzt Stadtwerke-Vorstand Carsten Liedtke, der das Geschäftsfeld Energie im Unternehmen verantwortet: "Dann wollen wir den Break-even."

Das Modell Energievertrieb ist nicht frei von Risiken, wie es zuletzt die Insolvenzen von Teldafax und Flexstrom zeigten. Das Problem: Die wechselwilligen Stromkunden, die man auf dem Markt gewinnt, sind auch nach dem Vertragsablauf wieder wechselwillig. Sie schauen in Internet-Vergleichsportalen stets auf den günstigsten Stromanbieter. Die Unternehmen auf dem Strommarkt müssen also mit geringen Gewinnmargen kalkulieren, um Kunden zu halten. Branchenintern gilt die Rechnung, dass Neukunden erst nach drei bis vier Jahren Gewinne bringen. Jeder Neukunde kostet über Prämien und Vergünstigungen zunächst mindestens 250 Euro.

Lekker Energie war ehemals niederländisch und gehörte zum Nuon-Konzern. 2009 kaufte der schwedische Stromkonzern Vattenfall den Nuon-Konzern, durfte aber die Tochter Lekker aus kartellrechtlichen Gründen nicht übernehmen. Sie wurde zum 1. Januar 2010 an die Firma Enervie verkauft, ein Stadtwerke-Konsortium aus NRW. 2011 übernahmen die SWK 49 Prozent. Lekker ist auch Sponsor auf den Auswärts-Trikots der Krefeld Pinguine.

(RP)
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