Rp-Serie Krefelder Märtyrer Stanislaus' Schicksal nahm Wende in Krefeld

Krefeld · Grabreden waren bei der Beisetzung von Pater Stanislaus verboten. Über die Einhaltung der Anordnung wachte im Jahr 1941 die Geheime Staatspolizei. Der Herz-Jesu-Priester war im Gefängniskrankenhaus der Ulmer Höh gestorben.

 Herz-Jesu-Priester Pater Stanislaus wurde in Abwesenheit in Krefeld verurteilt, in Luxemburg verhaftet und in Düsseldorf eingesperrt.

Herz-Jesu-Priester Pater Stanislaus wurde in Abwesenheit in Krefeld verurteilt, in Luxemburg verhaftet und in Düsseldorf eingesperrt.

Foto: CG

Beamte der Geheimen Staatspolizei wachten 1941 am Grab von Pater Stanislaus (Franz) Loh auf dem Düsseldorfer Südfriedhof, dass niemand eine Grabrede hielt. Der Herz-Jesu-Priester war im Gefängnis-Krankenhaus Ulmer Höh an den Folgen der Haft und seines Zuckerleidens gestorben. Krefelder Richter hatten mit ihrem schon 1936 gefällten Urteil für den damals 62-Jährigen und weitere Angeklagte des niederländischen Herz-Jesu-Ordens, dessen Provinzoberer der Pater war, das Schicksal bestimmt. Der zur Zeit des Prozesses in ein Schwesterkloster in Luxemburg untergetauchte Pater wurde in Abwesenheit zu drei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus, vier Jahre Ehrverlust und 80.000 Mark Ersatzeinziehung verurteilt. Vier Jahre später wurde er entdeckt und verhaftet, öffentlich vorgeführt und über Bonn nach Düsseldorf gebracht. Zwanzig Jahre nach seinem Tod hat die Zweite Große Strafkammer in Krefeld Pater Stanislaus und seine Mitbrüder rehabilitiert und die früheren Urteile aufgehoben.

Die Geschichte des Herz-Jesu-Priesters ist gut dokumentiert. Er gilt als Märtyrer, der für seinen Glauben gestorben ist. Helmut Moll hat im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz recherchiert und die Resultate im deutschen Martylogium für das 20. Jahrhundert festgehalten. Über das Leben und den Tod von Franz Loh informiert eine Ausstellung der St. Christophorus Pfarrei, die noch bis zum 24. Januar in den Räumen der St. Hubertus Gemeinde am Hohen Dyk 130 zu sehen sein ist.

Pater Stanislaus wurde als Franz Bernhard Loh 1879 in Nordhorn geboren. Er wuchs mit seinen Geschwistern in einer tief religiösen Familie auf und lernte den Beruf des Schuhmachers. Während dieser Ausbildungszeit reifte in ihm der Entschluss, in einen Orden eintreten zu wollen. Der Weg führte ihn zunächst in ein Dominikanerkloster nach Venlo. Er war bereits 28 Jahre alt, als er in Sittard in die Ordensgemeinschaft der Herz-Jesu-Priester eintrat und das Einführungsjahr als Novize begann. In Luxemburg erhielt er die Priesterweihe. Seine erste Pfarrstelle war in Wien. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Sanitäter teil.

Dann machte der Spätberufene Karriere in seinem Orden. Er wurde Rektor des Missionshauses in Sittard, eröffnete und leitete eine Klosterschule im Emsland und trieb die Entwicklung und Verbreitung des Ordens in Deutschland mit Klöstern in Düsseldorf, Handrup, Neustadt, Freiburg, Bendorf - und Krefeld voran. Den Nazis war dieser Einsatz und die starke Position der katholischen Ordensgemeinschaften in der Gesellschaft ein Dorn im Auge. Sie holten zu einem empfindlichen Schlag aus und brachten die Herz-Jesu-Priester mit dem so genannten Devisenprozess an den Rand des finanziellen Ruins. Die Nazis hatten den freien Geldverkehr ins Ausland eingeschränkt. Nur lag das Mutterhaus in den Niederlanden, viele Einnahmequellen - wie die für Druckerzeugnisse - aber in Deutschland. Zur Rettung des Hauses in Sittard schaffte Pater Stanislaus die Gelder auf geheime Weise über die Grenze. Ein deutscher Mitbruder aus der Druckerei, der mit den Nationalsozialisten sympathisierte, hatte der deutschen Kriminalpolizei wichtige Hinweise gegeben. Die detaillierten Angaben über die Devisenvergehen versetzen die Staatsanwaltschaft in die Lage, im April 1936 in Krefeld Anklage zu erheben. Freiwillig betrat Pater Stanislaus deutschen Boden nicht mehr. Er starb am 20. März 1941 inhaftiert in Düsseldorf.

(RP)
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