Krefeld Starker Abgang für Dieter Porschen
Krefeld · Er hat Akzente gesetzt - der Abschied stand auch im Zeichen seines feinen Humors: Nach 20 Jahren im Amt des IHK-Hauptgeschäftsführers ist Dieter Porschen gestern vor 450 Gästen verabschiedet worden.
Dieter Porschen hat nicht nur in der Öffentlichkeit die Belange der Wirtschaft zu Gehör gebracht - er hat auch in der Wirtschaft die Belange der Öffentlichkeit vertreten: Porschen hat sich als Hauptgeschäftsführer der Industrie und Handelskammer als Schnittstelle gesehen und dabei die Öffentlichkeit genauso gefordert wie die Wirtschaft. Auch Unternehmern hat er immer wieder ins Stammbuch geschrieben, dass sie sich als Teil eines Ganzen verstehen und dem gesellschaftlichen Diskurs stellen müssen. Gestern wurde Porschen nach 20 Jahren im Amt beim Sommerfest der IHK in Mönchengladbach verabschiedet.
Porschen - 1951 in Bonn als Sohn eines Atomphysikers geboren - war nie plumper Lobbyist, sondern stets elegant formulierender, klug und hintergründig denkender Diplomat; dazu gesegnet mit feinem Humor, wie man ihn selten trifft in der Wirtschaft. Er weiß sich, weiß Unternehmer, weiß jeden Akteur eingebettet in eine mündige Öffentlichkeit: "Man kann kein Wirtschaftspartner mehr sein, wenn man nicht akzeptiert, dass es jede Menge aufgeklärte Bürger gibt", hat er einmal im RP-Gespräch gesagt. Porschens ganzer Unwillen galt Akteuren, die Partikularinteressen unter dem Deckmäntelchen allgemeinen Interesses verbergen - mit Porschen zu reden: "Wenn jemand so tut, als wolle er die Welt retten, und nur seinen Vorgarten meint."
Porschen bekam gestern im Event-Hangar genau den Abgang, den er verdient und der zu ihm passt: Würdigungen per Video-Einspielungen von einem Bundes- und einen Landesminister, die Kölner Regierungspräsidentin Gisela Walksen unter den 450 Gästen, kluge und warme Worte von den Rednern, ein paar Tränen im Knopfloch bei manchem Gast und bei all dem eine ganz eigene und heitere Note. Noch in seinen Abschiedsworten gab Porschen Tipps, woran man den Wert einer Abschiedsrede ermessen kann, und ließ erst gar nicht die Schwere aufkommen, die dieser Abschied hätte haben können.
Denn Porschen hat an erstaunlich vielen kleinen und ein paar großen Rädern gedreht. Die Gründung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft in Gladbach mit Beteiligungen und Anteil der Unternehmer gehört ebenso wie die Masterplan-Initiative dazu, bei der sich die IHK früh an die Spitze der Bewegung stellte. IHK-Präsident Heinz Schmidt würdigte in seiner ebenso stilvollen wie augenzwinkernden Rede die Leistung Porschens. Er stellte das Netzwerken des Hauptgeschäftsführers heraus, das nicht an den Grenzen des Kammerbezirks endete. Den Austausch zu den Niederlanden pflegte er früh. Dass die Metropolregion Rheinland als Gegenstück zum Ruhrgebiet an Schwung gewinnt, hat Porschen befördert. Den Niederrhein verstand er stets als Einheit. Auch das immense Potenzial der Hochschule versuchte er früher und intensiver als andere zu heben. Dass er künftig als Vorsitzender des Hochschulrats weiter wirken wird, erstaunt insofern nicht. Porschen verabschiedete sich mit Schalk: "Ob die Compliance-Regeln wirklich immer helfen? Der wahre Beschiss findet woanders statt." Man darf gespannt sein, wie sein Nachfolger Jürgen Steinmetz, der seit vier Monaten als Porschens Stellvertreter bei der IHK ist und nun kommende Woche übernimmt, die Rolle interpretieren wird. In seiner Rede nannte er gestern den demografischen Wandel, Internationalisierung und Digitalisierung und die Infrastrukturversorgung als einige der wichtigsten Herausforderungen. Steinmetz, zuletzt stellvertretender Landrat im Rhein-Kreis Neuss, kündigte einen intensiven Dialog der IHK mit den relevanten Playern und neue Dienstleistungen der IHK für die Mitglieder an.