Krefeld Streit in Düsseldorf über Luther-Installation

Krefeld · Der Künstler Adolf Luther wusste besser als manch anderer, wohin Streitigkeiten führen können. Der Wegbereiter kinetischer Kunst und Optical Art aus Uerdingen war in seinem ersten Leben Richter. Den Beruf gab er 1957 auf, um sich ganz seiner Passion zu widmen. Seine Werke sind vielerorts im öffentlichen Raum zu finden - auch am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Über diese Installation gibt's Ärger.

 Kein Schmuckstück mehr: Die Deckeninstallation des Krefelder Künstlers Adolf Luther im Düsseldorfer Hauptbahnhof ist über Jahre vernachlässigt worden. Die Politik in der Landeshauptstadt fordert eine Sanierung des Werks.

Kein Schmuckstück mehr: Die Deckeninstallation des Krefelder Künstlers Adolf Luther im Düsseldorfer Hauptbahnhof ist über Jahre vernachlässigt worden. Die Politik in der Landeshauptstadt fordert eine Sanierung des Werks.

Foto: : Arne Lieb

Die Deckeninstallation in der Eingangshalle des Düsseldorfer Hauptbahnhofs des bekannten Krefelder Künstler Adolf Luther ist ein Geschenk der Bürgerschaft aus der Landeshauptstadt. Die Deutsche Bahn ist sich der symbolischen Bedeutung dieser Geste und des künstlerischen Werts des kinetischen und beleuchteten Objekts offenbar nicht bewusst. Sie hat das Kunstwerk über die Jahre regelrecht verkommen lassen.

Das rief jetzt die Düsseldorfer Kulturpolitiker auf den Plan. Vertreter des Stadtrates und Kulturdezernent Hans-Georg Lohe machten jetzt ihrem Ärger Luft und appellierten an den Eigentümer, das wertvolle Kunstwerk auch aus dem Grund wieder instandzusetzen, weil es gleichsam die Besucher an einem Einfallstor der Stadt begrüßt.

 Das Linsen-Objekt der SWK ist jetzt im Städelmuseum zu sehen.

Das Linsen-Objekt der SWK ist jetzt im Städelmuseum zu sehen.

Foto: SWK

Luther, der eng mit dem umstrittenen Krefelder Weggefährten Herbert Zangs befreundet war, findet inzwischen auch vermehrt museale Beachtung. Nachdem er bereits in den 1990er Jahren im Museum Morsbroich in Leverkusen ausgestellt war, kaufte das renommierte Städelmuseum in Frankfurt am Main vor wenigen Jahren einige Arbeiten aus Krefeld - auch von den Stadtwerken.

Luthers Kunstobjekt sei der Deutschen Bundesbahn 1984/85 geschenkt worden, erklärte ein Sprecher auf Anfrage unserer Redaktion. "Ursprünglich war geplant, den Uhrenturm des Bahnhofs mit Hilfe eines Lasers über die Spiegelinstallation der Empfangshalle via einer weiteren Spiegelinstallation auf dem Bahnhofsvordach zu beleuchten. Wir gehen heute davon aus, dass die ursprüngliche Funktion des Kunstobjektes aus technischen Gründen nie realisiert werden konnte", berichtete der Bahn-Sprecher weiter. Die Seilwinde, die es ermöglichen würde, das Objekt zum Boden herabzulassen, sei vor einigen Jahren außer Betrieb gesetzt worden. Eine Reparatur beziehungsweise Reaktivierung des Kunstobjekts mit Bahnmitteln und Bahn-Know-how sei heute nicht mehr möglich, so der Sprecher.

Der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für Nordrhein-Westfalen, Werner Lübberink, habe im September des vergangenen Jahres dem SPD-Ratsherrn Philipp Tacer angeboten, gemeinsam geeignete Institutionen anzusprechen, um das Werk des Künstlers zu erhalten. Das Bahnhofsmanagement Düsseldorf stehe in Kontakt mit ihm und werde darüber hinaus mit der Adolf-Luther-Stiftung in Krefeld in Kontakt treten, informierte der Sprecher.

Die Adolf-Luther Stiftung wurde ein Jahr vor dem Tod des Künstlers gegründet. Sie wurde von ihm als Nachlassverwalterin seines künstlerischen Werks bestimmt. Der Krefelder machte sich international einen Namen mit seinen Spiegel- und Linsenobjekten und schuf Werke, die im Münchener Olympiastadion oder auf der Akropolis in Athen installiert wurden. Auch kleinere Städte wie Meerbusch freuen sich über die Präsenz seiner Kunst. Die Aula des Städtischen Gymnasiums ziert eine Deckeninstallation. Sein meistbeachtetes Werk in Düsseldorf ist das Spiegelobjekt in der Mitte der Kuppel der Tonhalle, das zu dem eindrucksvollen Licht in dem Konzerthaus beiträgt. 1985 waren die 49 Hohlspiegellinsen an der Bahnhofsdecke installiert worden. Das kinetische Objekt soll sich sogar anfangs gedreht haben. Es soll einen sechsstelligen Wert haben - bedarf allerdings dringend einer Instandsetzung. Inzwischen ist das "Mondprojekt" des Lichtkünstlers kein Schmuckstück mehr. SPD-Kulturpolitiker Philipp Tacer fordert eine Restaurierung des Werks. Mit 250.000 Reisenden am Tag zählt der Hauptbahnhof zu den größten Deutschlands.

(sti)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort