Krefeld Streit um Massen-Hundehaltung

Krefeld · Viele Anwohner der Oppumer Straße Am Hirschsprung ärgern sich über Hundegebell und Gestank durch nicht beseitigten Hundekot auf einem Grundstück in ihrer Nachbarschaft. Dort werden rund 14 Hunde gehalten.

 Günter Pesch (links) und Raimund Goertz wohnen an der Straße Am Hirschsprung. Sie und etliche andere Nachbarn fühlen sich durch das Hunderudel einer Anwohnerin gestört. Streitpunkte sind Lärm- und Geruchsbelästigungen.

Günter Pesch (links) und Raimund Goertz wohnen an der Straße Am Hirschsprung. Sie und etliche andere Nachbarn fühlen sich durch das Hunderudel einer Anwohnerin gestört. Streitpunkte sind Lärm- und Geruchsbelästigungen.

Foto: lamm

Die Bezirksvertretung Oppum-Linn wird sich in ihrer nächsten Sitzung am 30. September mit einem nicht alltäglichen Antrag befassen. Unter dem Titel "Unkontrollierte Hundevermehrung und Massenhundehaltung" will der AfD-Bezirksverordnete Günter Pesch prüfen lassen, ob das Halten und Vermehren einer großen Anzahl Hunde auf einem Grundstück der Oppumer Straße "Am Hirschsprung" mitten in einem geschlossenen Wohngebiet zulässig ist.

Rund 14 Tiere sollen auf dem Grundstück leben. Dem Antrag beigefügt ist auch eine Unterschriftenliste. 21 Anwohner unterstützen das Anliegen Peschs, der selber direkter Nachbar der Hundehalterin ist. In der Begründung des Antrags heißt es: "Aufgrund der Tatsache, dass der Großteil der Tiere nie oder selten ausgeführt wird, kommt es beim geringsten Außenreiz, etwa durch spielende Kinder, Radfahrer, Spaziergänger oder auch Fahrzeuge, zu bisweilen extrem aggressivem Verhalten gegenüber dem Reizauslöser, aber auch zu Rangeleien und Aggressionen der Tiere untereinander." Außerdem seien die Hunde gezwungen, ihre Notdurft auf dem Gelände zu verrichten, wodurch es zu enormen Geruchsbelästigungen käme.

Der Konflikt in dem Oppumer Wohngebiet schwelt schon seit Jahren. "Angefangen hat alles im Jahr 2011, als die Nachbarin sich insgesamt vier Hunde im Rahmen einer sogenannten Tierschutzaktion aus Südosteuropa, vermutlich Rumänien, hierher geholt hat", berichtet Pesch. Die Hunde seien zu Beginn immer wieder vom Grundstück entwichen, in der Nachbarschaft aggressiv aufgetreten und hätten anliegende Gärten verkotet. "Im Oktober 2012 wurde das Gelände dann endlich umzäunt, wir nehmen an, dass unsere wiederholten Anzeigen dazu geführt haben, dass ihr diese Auflage gemacht wurde", sagt Uli Lücke, der gegenüber wohnt.

Seither habe sich die Zahl der Hunde mehr als verdreifacht. "Es hat mindestens vier Würfe gegeben. Einige Welpen wurden abgegeben, viele jedoch nicht", sagt Lücke. Er schätzt die Zahl der Tiere, die auf dem rund 450 Quadratmeter großen, mit einem Einfamilienhaus bebauten Grundstück gehalten werden, auf zwölf bis 14, zwischenzeitlich seien es bis zu 20 gewesen. "Das Problem ist, dass die meisten Hunde das Grundstück nie verlassen, sie werden nicht ausgeführt. Das führt dazu, dass die Tiere sich gegenüber Reizen von außen, Kindern, Radfahrern, äußerst aggressiv verhalten. Jede Bewegung auf der Straße führt zu massivem Gebell", berichtet Nachbar Raimund Goertz. "Die Folge ist, dass die Hunde, die oft unbeaufsichtigt draußen sind, stundenlang im Rudel kläffen und auch untereinander aggressiv sind. Das Gekläffe geht teilweise schon morgens um 5 Uhr los, an ruhigen Schlaf ist hier schon lange nicht mehr zu denken."

Das andere Problem, das die Nachbarn belastet, sei die Belästigung durch den Geruch von Hundekot. "Das Grundstück hat keine Wiese, sondern ist mit unterschiedlich großen Steinbrocken ausgelegt", berichtet Lücke. "Der Kot fällt dazwischen und kann von der Halterin so gar nicht beseitigt werden." Lücke hat ausgerechnet, dass in zwei Wochen rund 210 Hundehaufen zusammenkommen.

Tierheim Kleve: Tiere suchen ein Zuhause im Kreis Kleve
40 Bilder

Tierheime in Kleve: Diese Tiere suchen ein Zuhause

40 Bilder

Die Anzeigen und Beschwerden gegenüber der Hundehalterin, die die Nachbarn seit mehreren Jahren immer wieder an Polizei und städtische Behörden gerichtet haben, füllen ganze Aktenordner. Darunter detaillierte Lärmprotokolle, Videos, Fotos vom verkoteten Grundstück. "Geführt hat das alles zu nichts", sagen die Nachbarn übereinstimmend. Sie fühlen sich von den Behörden im Stich gelassen und wundern sich auch, dass sich niemand um das Wohl der Hunde zu kümmern scheint. Sachliche Gespräche mit der Hundehalterin seien schon seit langer Zeit nicht mehr möglich, das Klima unter den Nachbarn vergiftet.

Die Hundehalterin, die namentlich nicht genannt werden will, sagte im Gespräch mit unserer Redaktion, dass alle Hunde mittlerweile sterilisiert seien. Die Verpaarungen seien "Unfälle" gewesen, gern wolle sie jetzt fünf oder sechs Hunde des Rudels in gute Hände abgeben. Darüber, wie viele Hunde auf dem Grundstück gehalten werden, wollte die Halterin keine Angaben machen. Sie reinige das Gelände aber regelmäßig von Hundekot. Das Bellen ihrer Hunde sei auch darauf zurückzuführen, dass die Nachbarn die Tiere bewusst provozierten.

In letzter Konsequenz planen die Anwohner, die zum großen Teil selber Hundehalter sind, eine zivilrechtliche Klage. Sie hoffen zu erreichen, dass ein Großteil der Hunde an andere Halter vermittelt wird, und wären sogar selber bereit, einzelne Tiere aufzunehmen. "Das wäre auch für die Hunde ein Segen", meint Pesch. "Sie sind von der Straße in Rumänien ins Gefängnis nach Deutschland gekommen."

(puv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort