Krefeld Sudoku in Acrylfarbe auf Leinwand

Krefeld · Hans-Jürgen-Granzow zeigt im Haus Kunst + Technik "Bildsysteme" - ausgefeilte, technisch präzise Farbspielereien.

 Hans-Jürgen Granzows "Bildsysteme" sind nach einem ausgeklügelten Konzept entstanden - ein bisschen wie die Zahlenrätsel.

Hans-Jürgen Granzows "Bildsysteme" sind nach einem ausgeklügelten Konzept entstanden - ein bisschen wie die Zahlenrätsel.

Foto: Thomas Lammertz

Würde man Hans-Jürgen Granzows Bilder in Fakten beschreiben, müssten sich bei Ästheten die Nackenhaare vor Entsetzen sträuben: Leuchtendes Grün, knalliges Pink, Kanarienvogelgelb und weitere nicht gerade schüchterne Farben bilden auf einer 2,80 mal 2,80 Meter großen Leinwand 14 mal 14 Musterquadrate, mit unterschiedlichen Formen. Das klingt, als warte ein schreiendes Spektakel auf einen irritierten Betrachter.

Doch die antiseptisch-weißen Wände in Meta Webers Galerie im Haus "Kunst+Technik" sind eine vorzügliche Kulisse für Granzows "Bildsysteme", die er bis zum 30. März dort ausstellt. Die großen Wände, die je ein Riesenformat füllt, aber auch die kürzeren Wände, an denen sich kleinere Arbeiten reihen, laden ein, entlangzuspazieren, sich auf die Farbenspiele einzulassen. Manchmal flackern Erinnerungen an Kinderspielzeug auf, an Bauklötze oder Dominosteine.

Öfter noch lockt die Versuchung, die Bilder zu entschlüsseln wie ein Sudoku. Wie die japanischen Zahlenrätsel folgt auch Granzows Malerei strengen Gesetzmäßigkeiten. Der 67-Jährige, der bei den Professoren Hans Joachim Albrecht und Günther C. Kirchberger Objekt-Design an der Hochschule Niederrhein studiert hat, ist ein Tüftler, den die Ordnung fasziniert. Deshalb, sagt er, verbreiten seine Bilder auch in kräftigsten Farben keine Unruhe. Vor jedem Bild entstehen ausgereifte Skizzen. Granzow teilt die Leinwand in Quadrate, denen er Zahlen zuordnet. Die Zahlen werden dann an Muster gekoppelt: Kreise, Halbkreise, Quadrate oder Dreiecke, manchmal auch U-Bögen. Die Muster wiederum kombiniert er mit bestimmten Farben - das bringt Spannung. Granzow achtet dabei darauf, dass sie aus komplementären Farbfamilien stammen. So entsteht Harmonie. Mit den Mustern funktioniert es ebenso: Sie werden aneinandergesetzt und bilden neue Formen, Routen, auf denen der Blick durch ein Bild schlendern kann.

Dass Granzow seine Bildsysteme mit freier Hand in Acrylfarbe auf die Leinwand bringt, zeigt, wie perfektionistisch er arbeitet. Er betont dabei seinen Spieltrieb. Es ist die Lust zu experimentieren, die Ästhetik von Formen auszureizen, die Farben zu kombinieren und wieder zu reduzieren. Manchmal kommt er mit nur drei Tönen aus, lässt auch mal den Grund der Leinwand sehen und schafft durch das Fehlen der Farbe neue Bildräume. Die Quadrate verlieren beim Ansehen ihre Grenzen, fließen ineinander. Kleine Formate kosten ab 550 Euro, die großen 9000.

Das Quadrat, nicht der Kreis, ist für Hans-Jürgen Granzow die perfekte Form. "Es ist das ideale Konstrukt, weil es das Gegenteil von freier Form ist", sagt er. Und es bietet ihm unendliche Möglichkeiten. Da er immer seriell arbeitet, tüftelt er nun an einer räumlichen Darstellung.

Ausstellung bis 30. März, in der Galerie Meta Weber, Haus "Kunst + Technik", Blumentalstraße 2. Besichtigung mittwochs, 18 bis 20 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon: 02151 773792

(RP)
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