Krefeld SWK lehnt Sozialticket ab

Krefeld · Das geplante Sozialticket für Hartz-IV-Empfänger kostet Krefeld 1,2 Millionen Euro. Alleine wollen die Stadtwerke die Summe nicht tragen. Sie fordern neue Finanzierungsmodelle.

Mit einem Verlust von 1,2 Millionen Euro rechnen die Stadtwerke Krefeld (SWK), wenn das verbilligte Sozialticket für Hartz IV-Empfänger und Geringverdiener in Krefeld tatsächlich eingeführt wird. "Wir als Stadtwerke Krefeld können den Verlust nicht tragen", sagt Sprecherin Dorothee Winkmann.

Sie fordert die Verbandsversammlung des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr (VRR) auf, Modelle durchzurechnen, bei denen die Mindereinnahmen nicht durch die Verkehrsbetriebe allein getragen werden. Die Zeit drängt — im August soll das Monatsticket auf den Markt kommen, rund 20 Euro soll es kosten.

Nach Berechnungen der Stadtwerke gibt es insgesamt 20 000 Anspruchsberechtigte in Krefeld. "Ein Teil davon fährt aber schon jetzt mit öffentlichen Verkehrsmitteln", sagt Dorothee Winkmann. "Wir gewinnen deshalb durch das Sozialticket kaum Neukunden."

Mit dem Argument der Neukunden hatte im Kommunalwahlkampf 2009 Karl-Heinz Renner von den Krefelder Grünen für das Sozialticket geworben. Damals war die Verkehrs-Vergünstigung Lieblingsthemen des linken Lagers. Im Januar 2010 entschloss sich die Verbandsversammlung des VRR mit Stimmen der CDU, ein solches Sozialticket im VRR-Bereich einzuführen.

Seit wenigen Tagen gibt es auch im Krefelder Rat eine Mehrheit. Allerdings solle, so der Rat, das Land einen Teil der Kosten tragen. Dirk Plassmann, für die Krefelder SPD jüngst in die Verbandsversammlung des VRR gewählt, sagt: "Mobilität muss für alle Menschen bezahlbar bleiben. Das Land muss aber finanziell aushelfen. Die Kosten dürften nicht auf sonstige Nutzer von Bus und Bahn umgelegt werden."

Schon jetzt ist der öffentliche Personennahverkehr in Krefeld ein Verlustgeschäft. 13 Millionen Euro kostet er die Stadtwerke Krefeld, die dies durch andere Einnahmen (unter anderem Strom) ausgleichen. Insgesamt könnte es nach Berechnungen der einzelnen Verkehrsbetriebe in NRW zu Mindereinnahmen von 36 Millionen Euro durch das Sozialticket kommen.

In vier Kommunen (Dortmund und Köln sowie den Kreisen Düren und Unna) sind die verbilligten Tickets bereits getestet worden. Besonders das Beispiel Dortmund schreckt die Stadtwerke Krefeld ab. Dort wurde das 15 Euro teure Sozialticket für 24 000 Anspruchsberechtigte 2008 eingeführt — 12 Millionen Euro Verlust machte die Stadt bis 2009. Nach der Kommunalwahl wurde der Preis auf 30 Euro angehoben — 8000 Nutzer haben seitdem ihr Sozialticket gekündigt.

Laut SWK-Sprecherin Winkmann gibt es bei den SWK Mobil weitere Bedenken. Schon die Erfassung der Anspruchsberechtigten sei schwer — aus Datenschutzgründen dürften dieSWK derzeit nicht registrieren, ob ihre Kunden Hartz-IV-Empfänger sind. Der Verlust von 1,2 Millionen Euro könne deshalb nur eine Schätzung sein.

(RP)
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