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Krefeld Tahons Krefeld-Debüt mit weißen Riesen

Krefeld · In Deutschland ist Johan Tahon noch ein Geheimtipp. In seiner Heimat Belgien und in den USA ist der 50-Jährige ein Begriff. Und wenn er in den Niederlanden ausstellt, kommt auch die Königin, um seine Kunst zu sehen. Sein Krefeld-Debüt hat Tahon jetzt in der Villa Goecke. Eine Ausstellung mit Museums-Klasse.

 Größenvergleich: Galerist Ralph Kleinsimlinghaus mit der 2,70 Meter hohen Skulptur "Lotus".

Größenvergleich: Galerist Ralph Kleinsimlinghaus mit der 2,70 Meter hohen Skulptur "Lotus".

Foto: Lothar Strücken

Da darf man getrost von großer Kunst sprechen und sich als Besucher vor den ausgestellten Werken mit Fug und Recht ganz klein fühlen: Was der Belgier Johan Tahon zurzeit in der Villa Goecke an der Tiergartenstraße präsentiert, das ist monumental. 2,70 Meter misst die Skulptur "Lotus", die einen ganzen Raum in der Jugendstilvilla beherrscht. Respekteinflößend. Das liegt nicht nur an der Größe und dem tonnenschweren Gewicht, sondern auch daran, dass sie den Betrachter auf Distanz hält. Denn sie gibt nicht gleich zu erkennen, wer oder was sie ist: Die gipsweiße Oberfläche ist rau, an manchen Stellen sind noch die formenden Finger Tahons zu erkennen. Dunkle Partien zeigen, dass hier der Gips noch nicht ausgetrocknet ist. Sie wirkt wie ein gebeugter Engel ohne Flügel, irgendwie noch nicht ganz fertig und doch schon beschädigt. Tahon schafft es, selbst seinen klotzigen Gebilden, die sich schroff dem klassischen Schönheitsverständnis entziehen, eine Verletzlichkeit zu geben. Tahon reduziert - und lässt gleichzeitig viel Raum für Assoziationen in viele Richtungen. So ist auch der alles-und-nichts-sagende Titel "Weiß - White" zu verstehen.

Galerist Ralph Kleinsimlinghaus ist dem 1965 im belgischen Menen geborenen Künstler erstmals Ende 2012 begegnet, bei einem westfälischen Privatsammler. "Ich war von Tahons Terrakotta-Kopffiguren so fasziniert, dass ich ihn kurze Zeit später in seinem Atelier besucht habe", erzählt er. Die Idee für die Ausstellung in Krefeld wurde geboren: "Hier sind fast ausschließlich neue Arbeiten zu sehen", sagt Kleinsimlinghaus nicht ohne Stolz. Und viele Exponate zeigen bereits mit dem roten Punkt, dass sie hier finanzkräftige Liebhaber gefunden haben. Kleinere Arbeiten (etwa 70 Zentimeter hoch) gibt es ab 8300 Euro. Der Lotus kostet als Gips-skulptur 60.000 Euro, als Bronzeguss 85.000.

In Format und Design sieht Kleinsimlinghaus Tahons Arbeiten im Vergleich zu Thomas Schütte und Rosemarie Trockel. Doch im sehr griffigen Umgang mit seinem Material zeigt der Belgier, dass er auch durch Joseph Beuys beeinflusst ist. Keine Figur ist aus einem Guss. Tahon setzt die Einzelteile virtuos zusammen, entgegen allen Regeln von Perspektive und Proportionen. Auch über ihre Namen lassen sich die Arbeiten nur begrenzt festlegen. "Alpha" und "Omega" heißen zwei mannshohe weiße Figuren, deren unvollständige Körper scheinbar an überproportional großen Köpfen schwer zu tragen haben. Ein Männerantlitz, das mit einer partiell aufgetragenen weißen Glasur nach abgenutztem Heldenglanz aussieht, ist mit "Manresa" betitelt. Man liegt nicht falsch, wenn man an Ignatius von Loyola, den Gründer des Jesuitenordens, denkt, der um 1523 in der katalanischen Stadt Manresa für Monate die Einsamkeit gesucht hatte. "Tahon ist christlich geprägt. Das lässt sich auch in seinen Arbeiten finden", sagt Kleinsimlinghaus.

Dass der Belgier, der auch in der Türkei ein Atelier hat, in seiner Heimat und auch in den USA bereits eine Größe im Kunstbetrieb ist, in Deutschland noch fast als Geheimtipp gilt, kann der Galerist sich nicht erklären. Tahons Arbeiten haben Museumsreife. Wenn er in den Niederlanden ausstellt, ist auch die Königin unter den Besuchern. Und der Sänger Helmut Lotti ist ebenfalls Tahon-Fan. "Für dessen CD hat Tahon das Cover gestaltet und eine Skulptur als Bühnenrequisit für die Konzerte gefertigt."

Ausstellung "Weiß - White" in der Villa Goecke, Tiergartenstraße 57. Ausstellungsdauer bis 13. Februar. Es erscheinen ein Katalog und eine Edition. Besichtigung: mi, do und so, 15 - 18 Uhr, und nach Vereinbarung unter Telefon 0172 - 240 28 32

(RP)
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