Krefeld Tamilen laden zum Tempelfest ein

Krefeld · Der festliche Umzug startet am Sonntag an der Girmesgath. Rund 1000 Gäste werden zu den Feierlichkeiten erwartet.

Krefeld: Tamilen laden zum Tempelfest ein
Foto: Lammertz Thomas

Gefeiert wird fast zwei Wochen, Höhepunkt ist die große Prozession am kommenden Sonntag ab 12 Uhr rund um den Hindu-Tempel an der Girmesgath: Der tamilische Kultur- und Tempelverein lädt zum großen interkulturellen Fest ein. Anlass ist das 13. Jubiläum des Krefelder Tempels, in dem die Göttin Sri Nagapooshani Ambaal verehrt wird. "Unser Tempel ist ein offenes Haus der Begegnung", sagt Thanuja Baskaran.

Es ist eine andere Welt, in die Gäste und Gläubige eintauchen, wenn sie die rund 400 Quadratmeter große Anlage betreten. Nur die Schuhe müssen draußen bleiben, Menschen aller Religionen sind in den Räumen herzlich willkommen. Das zeigt auch der Ursprung der Religion. "Bei uns wird jeder als Hindu geboren. Eine Taufe gibt es nicht", erklärt Thanuja Baskaran in fließendem Deutsch. "Hindu zu werden, ist eine Entscheidung des Herzens." Die 25-jährige Studentin der Betriebswirtschaft ist hier geboren, hat die deutsche Staatsbürgerschaft: "Und nebenbei helfe ich meiner Mutter", ergänzt die junge Frau mit einem freundlichen Lächeln. Sivamany Baskaran ist die Vorsitzende des tamilischen Kultur- und Tempelvereins Krefeld e.V.

 Zahlreiche rituelle Handlungen werden von den Gläubigen im Tempel vorgenommen.

Zahlreiche rituelle Handlungen werden von den Gläubigen im Tempel vorgenommen.

Foto: Thomas Lammertz

Ist der Hindu-Tempel von außen ein schmuckloser Industriebau in einer eher schmuddeligen Ecke des Geländes der Mies van der Rohe Business Park GmbH, zeigt das Innenleben des Hauses viel Liebe zum Detail. Innenwände sind herausgetrennt und mit geschwungenen Durchgangsbögen versehen, die das Licht in alle Räume verteilen. Decken sind teils abgehängt und wunderschön bemalt; so auch die kleinen Holztempel, in denen bunt verzierte Stein-Gottheiten stehen. Zentraler Punkt ist der Schrein der Göttin Sri Nagapooshani Ambaal. Gleichzeitig klingt lautes Trommeln durch den kompletten Tempel, Menschen sind trotzdem tief im Gebet versunken. "Für unser Fest und den Umzug am Sonntag erwarten wir bis zu 1000 Gläubige und hoffentlich zahlreiche Gäste", meinte Venthaun Anatharajan. Der 18-Jährige, der gerade am Fichte-Gymnasium sein Abi bestanden hat, führt "nebenbei" Schulklassen durch die Anlage.

Die tamilische Gemeinde hat in Krefeld Tradition. Ende der 80-er Jahre waren die Menschen als Flüchtlinge in die Stadt gekommen. Damals konnten sie für gemeinsame Gebete einmal in der Woche einen Raum in einem katholischen Gemeindezentrum nutzen. 1991 wurde in einem Hinterhof an der Bahnstraße ein erster eigener Bereich mit einer festinstallierten Figur eingerichtet. "Das Bistum Aachen hat uns damals mit 10.000 Mark unterstützt", erinnert sich Thanuja Baskaran.

 Göttin Sri Nagapooshani Ambaal wird im Krefelder Tempel verehrt.

Göttin Sri Nagapooshani Ambaal wird im Krefelder Tempel verehrt.

Foto: Lammertz Thomas

2003 folgte der Umzug auf das Gelände der damaligen Textilveredelungsfirma Voss-Biermann-Lawaczeck (VBL). "Für uns ein idealer Standort", so die 25-Jährige. Die Gemeinde erfüllte in den Folgejahren alle Auflagen der Bauaufsicht und investierte weitere 40.000 Euro in den Innenausbau. Damit der Schrein der Göttin in die ehemalige Fabrikhalle passte, musste das Dach des Tempels in einem Teilbereich um einen Meter angehoben werden.

Gerne hätte die Gemeinde das Gebäude gekauft, doch dazu ist es nie gekommen. Jetzt sorgen sich die Gläubigen um die Zukunft ihres Tempels. Der Mietvertrag mit dem heutigen Eigentümer, der Mies van der Rohe Business Park GmbH, läuft 2017 aus. Ob er verlängert wird, weiß Thanuja Baskaran nicht. Entwarnung kann Geschäftsführer Reiner Leendertz auch nicht geben: "Die tamilische Gemeinde ist ein sehr angenehmer Mieter. Es gibt keine Probleme. Trotzdem ist die künftige Nutzung des Geländes offen." Der Abschluss eines neuen langfristigen Mietvertrags sei deshalb nicht möglich.

Mit diesem Problem will sich die Gemeinde jedoch erst nach ihrer Feier am Sonntag intensiver beschäftigen. Thanuja Baskaran: "Wir hoffen erst einmal auf gutes Wetter und viele glückliche Menschen, wenn um 12 Uhr der festliche Umzug beginnt."

(RP)
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