Krefeld Move! - Den Rätseln der Natur auf der Spur

Krefeld · Die Tanzcompagnie Le Supplici eröffnete mit poetischen Bildern das diesjährige Festival für modernen Tanz.

 Nicht der Tanz ist Thema, sondern unerklärliche Phänomene der Natur: eine Szene aus "Ossidiana". Die Compagnie Le Supplici aus Bologna eröffnete mit dieser Choreografie von Fabrizio Favale am Samstag das Tanzfestival.

Nicht der Tanz ist Thema, sondern unerklärliche Phänomene der Natur: eine Szene aus "Ossidiana". Die Compagnie Le Supplici aus Bologna eröffnete mit dieser Choreografie von Fabrizio Favale am Samstag das Tanzfestival.

Foto: ALFREDO ANESCI

Bevor die Künstler das Wort haben, begrüßt der frisch amtierende Oberbürgermeister Frank Meyer das tanzbegeisterte Publikum in der Fabrik Heeder. Er bedankt sich bei den Machern des Festivals, ihrem unermüdlichen Einsatz für die Sparte Tanz, die seit 1994 fester Bestandteil der Kulturlandschaft Krefelds ist. Das diesjährige Gastland Italien präsentiert eine junge, moderne Tanzszene aus Bologna, Turin und Rom.

Für die Compagnie um Fabrizio Favale, der an diesem Abend auch selbst auf der Bühne tanzt, wird das Schmuckgestein Obsidian zum Ausgangspunkt ihrer Arbeit. Und so begeben sich eine Tänzerin und sieben Tänzer auf die Suche nach dem schwarzen Glas mit den magischen Kräften. In schnellen, konzentrierten Drehungen wird die Bühne der Fabrik Heeder von den Tänzern eingenommen. Die fließenden, weiten Armbewegungen der Künstler verändern sich, werden kleiner und kürzer, bis sie abrupt enden und hintereinander in einer Reihe zum Stehen kommen.

Einzelne Tänzer preschen nach vorn, halten für einen kurzen Moment inne und vollführen Sprünge zum unregelmäßigen Rhythmus der Musik. Die Soundkünstlerin Daniela Cattivelli steht die ganze Zeit über am Bühnenrand und begleitet die Tänzer musikalisch. Über elektronische Klänge legt Cattivelli auch bekannte Töne, die an Vogelgezwitscher erinnern: Sie bilden einen wunderbaren Kontrast zu den energiegeladenen Bewegungen der Tänzer.

Plötzlich wird es dunkel auf der Bühne. Nebelschwaden breiten sich aus. Der Tänzer Fabrizio Favale steht allein mit ausgestreckten Armen auf der Bühne, sein Kopf ist von einer schwarzen Maske bedeckt. Ist er der Obsidian? Es folgen weitere schöne Duette, die das wechselvolle Spiel von Dynamik und Versteinerung fortsetzen. In poetischen Formationen findet die Gruppe wieder zusammen.

Der Schlüssel zu Favales Arbeit liegt möglicherweise darin, dass er keine Geschichten erzählen will. Er nimmt den Tanz als Recherche-Instrument und lässt sich dabei auf Bilder ein, die pur und minimalistisch sind. Die elementare Körperlichkeit, mit der die Tänzer von Le Supplici ihre Performance inszenieren, ist ein gelungenes Beispiel für zeitgenössischen Tanz. Das Publikum in der ausverkauften Studiobühne bedankt sich mit lang anhaltendem Applaus und begeisterten Bravo-Rufen. Ein spannender Auftakt, der Lust auf die weiteren Tanzgastspiele in Krefeld macht.

Unser Tipp: das Move!-Festivalticket für vier verschiedene Abendvorstellungen nach vorheriger Wahl für 39 Euro / ermäßigt 22,20 Euro besorgen und den zeitgenössischen Tanz in all seinen Facetten sehen und genießen.

(RP)
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