Rp-Telefonaktion Alzheimer Tanzen kann Demenzverlauf bremsen

Krefeld · Am Welt-Alzheimertag haben Experten am Redaktionstelefon Fragen rund um Demenzerkrankungen beantwortet. Bewegung und soziale Kontakte sind für Erkrankte wichtig. Aber auch eine Patientenverfügung.

 Dr. Knut Krausbauer, Hannah Scheide und Dr. Friedhelm Caspers (v.l.) am Newsdesk der Rheinischen Post.

Dr. Knut Krausbauer, Hannah Scheide und Dr. Friedhelm Caspers (v.l.) am Newsdesk der Rheinischen Post.

Foto: T. Lammertz

Das Alter ist der größte Risikofaktor, um an einer Demenz zu erkranken. In Deutschland haben mehr als eine Million die Diagnose, die nicht nur ihr Leben verändert, sondern auch das ihrer Angehörigen. Dr. Friedhelm Caspers, Chefarzt der Klinik für Akutgeriatrie und Frührehabilitation der Helios Klinik Hüls, Hannah Scheide, geriatrische Fachpflegerin und Leiterin der "Memory-Station" am Helios, sowie Dr. Knut Krausbauer, Hausarzt und Vorsitzender der Kreisstelle Krefeld der Ärztekammer Nordrhein, beantworteten am RP-Telefon die wichtigsten Fragen.

Was sind die typischen ersten Symptome einer Demenz?

Krausbauer Vergesslichkeit, plötzliche Schwierigkeiten, einen Weg zu finden, den man immer gelaufen ist, dass normale motorische Funktionen wie Schleife binden nicht mehr funktionieren, man keinen zeitlichen Begriff mehr hat oder Dinge aus naher Vergangenheit nicht mehr rekonstruieren kann, sind das Anzeichen.

Casper Wenn Symptome auftreten, heißt dass, das die Krankheit längst ausgebrochen ist. Deshalb ist es wichtig, früh etwas zu tun.

Was können Betroffene oder Angehörige machen, wenn sie merken, dass etwas nicht stimmt?

Casper Sie sollten sich an ihren Hausarzt wenden. Der kennt denjenigen über eine lange Zeit und sieht nicht nur eine Momentaufnahme. Er kann erste Tests machen. Die meisten Hausärzte sind inzwischen entsprechend geschult.

Wie sehen die aus?

Krausbauer Bekannt ist das Beispiel, die Uhr mit einer bestimmten Zeit aufzuzeichnen. Aber wir Hausärzte merken auch oft, wenn sich jemand verändert, dann machen wir diese Tests von uns aus. Zwei bis drei Betroffene fallen so pro Monat auf. Wir verweisen zur weiteren Abklärung an den Neurologen.

Casper Mit MRT, CT oder Nervenwasseruntersuchungen kann man ausschließen, dass zum Beispiel ein zu großer Hirnwasserdruck Grund für die Ausfallerscheinungen ist. Das trifft zwar nur bei sehr wenigen zu. Aber auch Mangel an Vitamin B12, Folsäure, eine massive Schilddrüsenunterfunktion und - oft - Depressionen können Symptome zeigen, die zunächst für eine Demenz sprechen. Das ist aber behandelbar .

Gibt es eine genetische Veranlagung?

Krausbauer. Klares Ja! Vor allem für die frühe Demenz, die etwa ab 50 Jahren auftritt und sehr schnell verläuft. Wir gehen davon aus, dass etwa 15 bis 20 Prozent der Kinder die Veranlagung haben.

Kann man Alzheimer vorbeugen?

Casper Kreuzworträtsel, Sudoku oder Telefonbuch auswendiglernen helfen nichts. Bewegung ist das einzig erwiesene Mittel. Und rege soziale Kontakte. Wer entsprechend lebt, kann auch wenn er erkrankt ist, die Symptome um bis zu drei Jahre hinaus schieben.

Krausbauer Tanzen ist ideal: Da werden motorische, geistige und soziale Funktionen gefördert. Früh aus dem Beruf auszuscheiden ist aus unserer Sicht nicht gut. Dann sollte man ein Ehrenamt suchen mit einer festen Struktur. Ausgewogene fettarme Ernährung ist gut. Alkohol, starke Tranquilizer und Narkosen befördern die Demenz.

Wo finden Angehörige Hilfe?

Krausbauer Es gibt Stellen, die tagesambulant oder stundenweise betreuen, auch Kuren für Angehörige. Da kann man sich bei der Stadt informieren. Eine Patientenverfügung ist wichtig.

Casper Man muss wissen, dass der Kranke irgendwann nicht mehr schlucken kann, weil die Motorik das nicht mehr steuert. Dann muss geklärt sein, wie man weiter verfährt.

Scheide Jede Erkrankung verläuft unterschiedlich. Unterschiedlich schnell, unterschiedlich heftig. Man muss immer die Bedürfnisse sehen.

Krausbauer Ein Medikament gegen Alzheimer, das wirkt, haben wir derzeit nicht. Es wird sicher kommen. Aber heute wäre das Geld besser im Ausbau der Pflege investiert.

(RP)
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