Krefeld "Team Rosi" verabschiedet Arndt-Chef

Krefeld · Nach zehn Jahren als Leiter des Traditionsgymnasiums erhielt Harald Rosendahl gestern seine Entlassungsurkunde.

 Harald Rosendahl mit seiner Frau Gudrun zwischen den Kollegen des Arndt-Gymnasiums, die an diesem Tag als "Team Rosendahl" auftreten und bei der Verabschiedung in der Turnhalle der Schule mit bunten Buchstaben ein "Danke Rosi" bilden.

Harald Rosendahl mit seiner Frau Gudrun zwischen den Kollegen des Arndt-Gymnasiums, die an diesem Tag als "Team Rosendahl" auftreten und bei der Verabschiedung in der Turnhalle der Schule mit bunten Buchstaben ein "Danke Rosi" bilden.

Foto: Lothar Strücken

Nein, es ist keine Frau, die an diesem Vormittag verabschiedet wird. Auch wenn man das meinen könnte, denn die bunten Buchstaben, die Lehrer in die Luft halten, bilden die Worte: "Danke Rosi". Gemeint ist damit Harald Rosendahl, der zehn Jahre lang die Geschicke des Arndt-Gymnasiums geleitet hat. Und das in sehr bewegten Zeiten, wie er sich rückblickend in seiner Ansprache erinnert: "Es wehte damals ein stürmischer Wind. Auch Prügel gab es und Kritik. Durchaus auch verdient. Und turbulent ist es bis heute am Arndt geblieben."

Das Innenstadt-Gymnasium mit der beeindruckenden Tradition hat sich neu erfinden müssen, nachdem die Schülerzahlen 2010 radikal eingebrochen waren und der Bildungsanstalt das Aus drohte. Rosendahl, seit 2007 Chef des einst altsprachlichen Gymnasiums, krempelte "seine" Schule kurzerhand um. Natürlich nicht allein, sondern zusammen mit einem ebenso engagierten Kollegium, das er zu einem eingeschworenen Team formte, dem "Team Rosendahl" eben, das sich entsprechend sportlich an diesem Tag gekleidet hat, um sich vom "Trainer" zu verabschieden.

Rosendahl, Fußball- und Fortuna Düsseldorf-Fan, scheint seine Aufgabe als Coach des Arndt-Teams gut gemacht zu haben. Ruth Todt und Johanna von der Gracht als Vertreterinnen des Kollegiums lobten: "Sie stärkten die Abwehr und haben uns den Abstieg erspart. Ganz gleich wie hart die Saison war, ganz gleich wie viele Tore wir verschossen haben, nie blieb jemand im Abseits stehen. Und immer wurden wir mit einem Lächeln in die Sommerpause entlassen."

An eine schöne gemeinsame Zeit erinnert sich auch Rosendahls Stellvertreter Hans-Jörg Richter. Er weiß, dass Familie für seinen Chef die entscheidende Grundlage für ein gelungenes Leben ist. Auch das Arndt-Gymnasium habe Rosendahl zu einer Schule mit familiärem Charakter gemacht - mit viel Verständnis für junge Menschen und die Bedürfnisse von Familien. Und eben nicht zu einer Anstalt, die Schüler möglichst schnell und ökonomisch auf den Arbeitsmarkt vorbereitet.

Oberbürgermeister Frank Meyer erinnert in seiner Rede daran, dass das Arndt-Gymnasium unter Leitung von Harald Rosendahl die erste Schule Krefelds war, die Kinder mit besonderem Förderbedarf in den Unterricht integriert und in den 5. und 6. Klassen soziales Lernen als Unterrichtsfach eingeführt habe. "Sie haben die Krise als Chance umgedeutet und eine gelungene Mischung aus Bewahrenswertem und Modernem gefunden", lobt das Stadtoberhaupt und sagt: "Am Arndt ist die Wende gelungen. Sie waren der ruhende Pol in turbulenten Zeiten und haben mit Ihrem Humor und Ihrer sachlichen und freundlichen Art überzeugt."

Dass der geborene Düsseldorfer Rosendahl, der zum Studium ausgerechnet nach Köln ging und dort auch seine Frau kennenlernte, letztendlich in Krefeld landete, ist für Meyer nur logisch. "So ist das eben, wenn man sich nicht zwischen Düsseldorf und Köln entscheiden kann." Sowohl den Lehrer als auch den Schüler Rosendahl kennt Joachim Noske, der mit dem 65-Jährigen in Düsseldorf zur Schule ging. Fotos beweisen: Schon in der ersten Klasse saßen die beiden Jungs nebeneinander, später machten sie am selben Gymnasium Abitur, um dann gemeinsam in Köln, im "Feindesland", zu studieren. 21.629 Tage kenne man sich schon, hat Noske ausgerechnet. Und es sollen noch viele Tage dazu kommen, wünscht sich der einstige Lehrerkollege, der auch Musiker ist, und singt "Forever Young" von Bob Dylan.

Der stimmgewaltige Arndt-Chor präsentiert passend dazu "Don't stop me now" von Freddie Mercury. Bei so viel Lob und guten Wünschen wird Harald Rosendahl ganz verlegen. Er weiß aber auch, dass "seine" Schule auf einem guten Weg ist und sagt kämpferisch: "Wir werden aus dem Arndt gemeinsam mit der Fichte-Schule ein attraktives Innenstadt-Gymnasium bauen. Wir werden stark sein!"

Schüler und Lehrer hatten ihren Team-Chef bereits am Vorabend der Verabschiedung mit einem dreistündigen Programm überrascht, das, so Rosendahl, ein wahres Feuerwerk gewesen sei. "Sehr beeindruckend." Beim Spiel "Wer wird Pensionär" sicherte sich der Team-Chef sogar die Vollpension. Da kann der Ruhestand ja kommen.

(RP)
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