Krefeld Theater überlässt der Stadt sein Archiv

Krefeld · Der Gesamtbestand des Gemeinschaftstheaters bleibt unzerteilt in Krefeld und kann eingesehen werden.

 Theaterintendant Michael Grosse (l.) übergibt die Theaterdokumente an Stadtarchivar Olaf Richter.

Theaterintendant Michael Grosse (l.) übergibt die Theaterdokumente an Stadtarchivar Olaf Richter.

Foto: Stadt Krefeld

Das Stadtarchiv hat den Bestand des Theaters Krefeld Mönchengladbach übernommen und wissenschaftlich erfasst. In zwei Bänden sind nun unter anderem Dokumente, Fotos, Spielhefte und Presseberichte von 1945 bis 2015 für Archivnutzer übersichtlich zu finden. In diesem so genannten Findbuch, das demnächst auch über das Online-Angebot des Stadtarchivs einsehbar ist, stehen rund 3300 Verzeichniseinheiten. Im Magazin spiegeln sich diese Angaben in etwa 50 Metern Archivgut wider. Es sei sehr selten, dass so ein "Baustein für die Stadtgeschichte" in ein Archiv übernommen werde. "Das passiert vielleicht fünf- oder sechsmal in der Dienstzeit", sagt Olaf Richter, Leiter des Stadtarchivs.

Bereits vor drei Jahren hat der Archivleiter mit Generalintendant Michael Grosse erste Gespräche über die Übergabe aufgenommen. Vor gut anderthalb Jahren wurden dann Dokumente vom Theater an die Girmesgath gebracht. Im Einvernehmen mit der Stadt Mönchengladbach - seit Anfang der 1950er-Jahre besteht eine "Theaterehe" zwischen den Bühnen der Nachbarstädte - bleibt der Gesamtbestand unzerteilt in Krefeld. "Die Unterlagen sind nun an einer Stelle einzusehen", so Richter. Seitdem hat ein Mitarbeiter den Bestand durchgesehen und erfasst. So konnten unter anderem alle Fotos auch Personen zugeordnet werden. "Keines ist als 'unbekannt' abgelegt", so Richter. "Wir sind unendlich dankbar, dass die Dokumentation des Bestandes nun vor einem höchst professionellen Hintergrund geschehen ist", sagt der Generalintendant. Zum Bestand gehören auch gut 300 Videoaufnahmen, die seit den 1980er-Jahren entstanden sind. "Diese Generalprobenaufnahmen machen wir, wenn etwa bei Ausfällen Gastkünstler eingeflogen werden, damit sie wissen, wo sie stehen müssen", erklärt Grosse. Obwohl es sich bei dem Theater Krefeld Mönchengladbach seit 2011 nicht mehr um städtische Einrichtungen handelt, sei vereinbart worden, alle drei bis fünf Jahre entsprechende Unterlagen und Dokumente aus beiden Städten an das Archiv in Krefeld zu geben.

Die nachgewiesene Theatergeschichte in Krefeld beginnt in den 1770er-Jahren. In dieser Zeit sind Auftritte von Wandergruppen belegt. Für regelmäßig wiederkehrende Ensembles entstand Ende der 1770er-Jahre ein Holzbau im Bereich Lutherische Kirchstraße/Gartenstraße, der 1780 durch einen Steinbau ersetzt wurde. Dort inszenierten Gruppen auch Schillers Räuber und die Zauberflöte von Mozart. Von 1825 bis 1943 residierte das Theater, das 1912 in städtische Regie überging, an der Rheinstraße. Bereits zwischen 1909 und 1923 bestand eine erste "Theaterehe" mit Mönchengladbach. Beim großen Bombenangriff 1943 sind große Teile des Archivs verbrannt. Das Haus an der Rheinstraße ist samt aller schriftlichen Unterlagen zerstört worden. In der Nachkriegszeit begann im Sommer 1945 die Reaktivierung des Theaterbetriebs. Erste Aufführungen fanden im damaligen Lyzeum, heute Ricarda-Huch-Gymnasium, statt. Die heutige Spielstätte in Krefeld eröffnete 1952.

In der städtischen Überlieferung aus dem 19. und 20. Jahrhundert haben sich vielfältige Dokumente erhalten, wie Pläne für einen Theaterbau auf dem ehemaligen Carlsplatz aus den 1880er-Jahren. Auch in der theaterwissenschaftlichen Sammlung an der Kölner Universität existieren kleinere Krefelder Bestände. Zudem vermitteln Monografien und Festschriften Wissenswertes über das Theaterleben.

(RP)
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