Krefeld Theater zeigt, wie Flüchtlinge Krefeld erleben

Krefeld · Am Samstag hat ein Experiment Premiere: Ein Stück über Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind und in Krefeld ein Zuhause suchen. Dazu gibt es eine Fotoausstellung, in der Flüchtlinge ihren Blick auf Krefeld zeigen. Spannende Perspektiven.

 Szenen aus ihrem neuen Leben in Krefeld haben Asylsuchende mit der Kamera festgehalten. Die Fotografien sind ab Samstag, vor der Premiere von "Kein schöner Land" im Theater zu sehen. Kurator Qassim Mohamed hat diesen Krefelder fotografiert.

Szenen aus ihrem neuen Leben in Krefeld haben Asylsuchende mit der Kamera festgehalten. Die Fotografien sind ab Samstag, vor der Premiere von "Kein schöner Land" im Theater zu sehen. Kurator Qassim Mohamed hat diesen Krefelder fotografiert.

Foto: Theater

Ein Gemeindesaal in Krefeld. Hier probt ein gemischter Chor Volkslieder. Plötzlich taucht ein Mann auf. Fremd. Dunkelhäutig. Er will mitsingen. Mit dieser Situation beginnt "Kein schöner Land", ein Schauspiel, das Lothar Kittstein und Hüseyin Michael Cirpici im Auftrag des Theaters geschrieben haben. Am Samstag, 19.30 Uhr, ist Premiere.

 Die Pracht des Alexanderplatzes mit den blühenden Kirschbäumen hat auch diesen Fotografen, der nicht genannt sein will, beeindruckt.

Die Pracht des Alexanderplatzes mit den blühenden Kirschbäumen hat auch diesen Fotografen, der nicht genannt sein will, beeindruckt.

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Eine ähnliche Situation, die sich in Bayern zugetragen hat, ist vor Monaten durch die Medien gegangen. Für das Krefelder Team war schnell klar: Das ist der richtige Grundstock, aus dem Vorurteile ihre Blüten in alle Richtungen treiben können. "Es ist eine Collage, ein Querschnitt durch das gesamte Na, Ja-Aber-Spektrum, in dem Rollen und Standpunkte ständig wechseln, sich überlappen und vermischen", sagt Schauspieldirektor Matthias Gehrt, der das Stück inszeniert. "Es ist ein Dschungel, der viele Haltungen und Meinungen zeigt. Das ist wirklich scharf beobachtet", sagt er. Er nennt es ein Kaleidoskop von verschiedenen Informationen, Ansichten, Vorurteilen und Nöten, das viel zu lachen bietet, aber durchaus ernst zu nehmen ist. Vor allem musikalisch. "Uns war wichtig, dass der Chor Qualität zu bieten hat. Wir wollten richtig schön singen", sagt Gehrt. Chordirektorin Maria Benyumova hat mit den Schauspielern Volkslieder einstudiert. "Und plötzlich erlebt man, wie schön ,Muss i denn zum Städtele hinaus' klingt. Da weht einen das 19. Jahrhundert an", erzählt der Regisseur.

Auch Gst-Schauspieler Jubril Sulaimon, der zwischen Rollen von geflüchteten Iranern, Irakern und Syrern wechselt, ist ein großartiger Sänger, sagt Gehrt. Stimmlich muss er mithalten können, wenn ihm die Ablehnung des deutschen Chores mit jeder Menge Not-Übertreibungen trifft. "Da darf gelacht werden." Intendant Michael Grosse wird als ordnungsbeflissener Hausmeister zu erleben sein.

Das Stück ist kompakt, eine Stunde und 20 Minuten lang - ohne Pause. "Es ist ein Abend, um die "Der ist so"-Urteile in Frage zu stellen, findet Dramaturg Martin Vöhringer. Er soll anregen, sich auseinanderzusetzen, Position zu beziehen. Gabriele Trinczek hat als Bühnenraum einen Gemeindesaal gebaut, der manchen Krefeldern vielleicht vertraut vorkommen mag. Das Stück ist eingebettet in ein großes Rahmenprogramm, mit dem das Theater zur kulturellen Teilhabe von Asylsuchenden beiträgt. So gibt es am Fronleichnamsdonnerstag, 26. Mai, das "Welcome Now Festival", bei dem Krefelder Musiker mit Rock und Pop und Poetry Slam zugunsten des Integrationscafés Sarah auftreten. Und im oberen Foyer zeigen ab Samstag Geflüchtete aus dem Irak, aus Somalia, Afghanistan und Syrien, wie sie ihre neue Heimat Krefeld sehen. Mit Einwegkameras haben sie ihren Alltag in der Stadt und im Umland dokumentiert. Ein Perspektivwechsel, der unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Frank Meyer steht. Der Fotograf Qassim Mohamed und Dramaturgieassistentin Isabelle Küster vom Theater haben die Ausstellung kuratiert. Eröffnung ist um 18 Uhr.

(RP)
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