Krefeld Theaterplatz — ein Arzt warnt

Krefeld · Immer weniger Krefelder Drogensüchtige suchen ärztliche Hilfe. Der Vorsitzende der Ärztekammer mahnt deshalb an, den Theaterplatz als Szene-Ort zu behalten. Die Polizei kontrollierte auch Freitag mit einer Razzia.

Die Ärztekammer Krefeld sieht die Entwicklung in der Krefelder Drogenszene mit Sorge. Immer weniger Drogenabhängige würden Hilfeprogramme annehmen, sagte der Vorsitzende der Ärztekammer Krefeld, Knut Krausbauer. Die FDP hatte beantragt, einen Runden Tisch zum Theaterplatz einzurichten. Krausbauer aber sagt: "Die Politik sollte diese Diskussion beenden. Fakt ist, dass es derzeit in Krefeld keinen besseren Platz gibt." Der Theaterplatz biete Streetworkern die Möglichkeit, die Szene direkt zu erreichen und auf Substitutionsprogramme hinzuweisen.

Seit Jahrzehnten wird der Umgang mit der Szene diskutiert. Viele Jahre hielt sich die Klientel auf dem Neumarkt auf, zwischenzeitlich an der Dionysius-Kirche, dem Anne-Frank-Platz, der Ecke Hoch/Rhein-Straße. Doch nirgendwo wurden die Junkies und Alkoholabhängigen geduldet. Die Polizei kontrollierte, die Szene zog weiter: "Junkie-Jogging", hieß das im Straßenjargon. Seit einem Jahr kontrolliert die Polizei nun intensiv mit Razzien, duldet jedoch die Szene, sofern sie auf Krefelder beschränkt bleibt und sich nicht vergrößert. Dabei zeigt sich, dass die Taktik der Polizei, Auswärtige des Platzes zu verweisen, Erfolg hat (siehe Infokasten). Auch gestern kontrollierte sie dort wieder 33 Personen, sieben davon von auswärts, sie fand zwei mit Haftbefehl gesuchte Personen, entdeckte elf Bubbles Heroin, fünf Messer.

Hilfe versprach sich die Stadt auch von Anti-Drogen-Projekten. Das Substitutionsprogramm galt als ein wichtiger Baustein. Doch nur wenige Abhängige wollen dieses Programm nach neuen Erhebungen annehmen. Gut 100 offene Plätze für das Programm, bei dem Drogenabhängige mit Methadon oder anderen Ersatzstoffen substituiert werden, gebe es in Krefeld, sagt Krausbauer. "In anderen Städten wie Düsseldorf oder Köln müssen die Drogenabhängigen auf freie Plätze lange warten.

150 Patienten würden das Programm derzeit annehmen. Doch auch von denen seien manche rückfällig. "Es kann sein, dass jemand drei Jahre zu meinem Substitutionsprogramm kommt und plötzlich wieder in der Szene landet." Umso wichtiger sei es, die Junkies auf dem Theaterplatz gut im Blick zu haben.

Die Polizei teilt Krausbauers Standpunkt zum Theaterplatz. Rainer Behrens, Polizei-Pressesprecher: "Der Theaterplatz ist auch für uns derzeit die beste aller schlechten Lösungen."

Internet Mehr zur Theaterplatz-Diskussion auf www.rp-online.de/krefeld.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort