Krefeld Theaterplatz: Offener Drogenkonsum droht

Krefeld · Die Stadt will die von der Drogenszene genutzten Notausgänge zur Tiefgarage von außen absperren. Die Politik befürwortet dies. Zu befürchten ist aber, dass jetzt auch an Mediothek und Theater Drogen gespritzt werden.

 Nottreppe zum Theater – zwei Abgänge werden bald gesperrt.

Nottreppe zum Theater – zwei Abgänge werden bald gesperrt.

Foto: T. L.

Auf breite Zustimmung stößt die von Stadtverwaltung und Mitgliedern der Arbeitsgruppe "Reinigung" für den Theaterplatz beschlossene Maßnahme, die Notausgänge der Tiefgarage von außen abzusperren, so dass sie nicht mehr als Drogenkonsumraum genutzt werden können. Insgesamt 20 000 Euro für die zwei Ausgänge soll dies kosten. Offen aber ist, welche Konsequenzen dies für die Szene hat: Werden die Drogensüchtigen für jedermann sichtbar auf dem zentralen Kulturplatz mit Mediothek, Theater und Seidenweberhaus Heroin spritzen, wird sich gar die Szene verlagern?

Ratsfrau Doris Nottebohm (SPD) warnt vor einer eskalierenden Situation auf dem Theaterplatz. Sie begrüßt die Sperrung der Ausgänge, sagt aber: "Ohne weitere Maßnahmen ist zu befürchten, dass sich die Situation weiter verschärft. Wenn der Rückzugsraum Tiefgaragennotausgang dichtgemacht wird, werden die Menschen sich neue Orte suchen." Die SPD-Fraktion spreche sich für die Errichtung eines Drogenkonsumraums aus. "Ein solcher Raum würde von der Szene sicherlich angenommen und der Theaterplatz könnte so wieder zu seiner ursprünglichen Bestimmung als der Kulturplatz zurückkehren". Schon jetzt verlagere sich die Szene.

CDU-Fraktionschef Wilfrid Fabel teilt die Sorge, dass es nun zu einem "offenen Konsum" von Drogen auf dem Theaterplatz kommt. "Die Befürchtung ist vorhanden", sagt Fabel. Nötig seien mehr Kontrollen. Eine Verdrängung der Szene in andere Gegenden ist aus seiner Sicht nur wünschenswert: "Wir rechnen nicht nur mit der Verdrängung der Szene in andere Gegenden, sondern wir erwarten, dass diese durch die Umsetzung aller rechtlich und tatsächlich möglichen polizeilichen und ordnungsbehördlichen Maßnahmen endlich erfolgt." Die Sperrung der Abgänge sei ein "erster Schritt in die richtige Richtung"; nun sollten weitere Schritte folgen: "Konsequente Überwachung und Ahndung von Ordnungswidrigkeiten und Straftaten." Dies fordert auch Rainer Bertini von der UWG-Fraktion, der kritisiert, dass die Drogensüchtigen am Theaterplatz zu einfach an Drogen und Ersatzdrogen gelangen.

Drogenszene in Krefeld: Jolanta N. lebt in der Tiefgarage
9 Bilder

Drogenszene in Krefeld: Jolanta N. lebt in der Tiefgarage

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Ratsherr Karl-Heinz Renner von den Grünen sagt: "Die geplante Absperrung wird zur Folge haben, dass sich die Szene auf dem Theaterplatz andere geschützte Stellen im Bereich des Seidenweberhauses und der Tiefgarage sucht und die Kosten für Reinigungs- und Ordnungsmaßnahmen weiter steigen, ohne dass damit den Nutzern des Theaterplatzes einschließlich der betroffenen Klienten gedient wäre. Er hält die Sperrung der Notausgänge für "dringlich geboten" — auch aus Gründen des Feuerschutzes. Schon im Sommer habe er beobachtet, dass sich andere Szenetreffpunkte in Krefeld herauskristallisieren, ohne dass sich der Druck auf den Theaterplatz verringert hätte.

Nur FDP-Fraktionschef Joachim C. Heitmann: "Wir rechnen nicht damit, dass die Sperrung zu einer merklichen Zunahme des Drogenkonsums auf dem Theaterplatz führen wird. Ebenso wenig rechnen wir damit, dass die Sperrung der Tiefgaragennotausgänge die Szene in andere Bereiche der Innenstadt verdrängen wird."

(RP)
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