Krefeld Themenwoche HIV-Prävention: "Sex ist mit Sicherheit am besten"

Krefeld · Die Verwaltung wirbt im Rahmen einer europaweiten Aktion für anonyme und kostenfreie Aids-Tests.

Krefeld: Themenwoche HIV-Prävention: "Sex ist mit Sicherheit am besten"
Foto: dpa, ade cul

Das Thema Aids wird in vielen Köpfen immer mehr zum Randproblem - dabei ist es brandaktuell: "Es gibt viele Gründe, sich Sorgen um eine Ansteckung mit dem HI-Virus zu machen", sagt Harriet Fischer, seit mehr als 15 Jahren Expertin für das Thema beim Gesundheitsamt der Stadtverwaltung. Ihr eindeutiger Tipp: "Sex ist mit Sicherheit am besten." Das heißt: Nur Kondome schützen maximal vor der tödlichen Krankheit. "Die Empfehlung, Kondome zu verwenden, bleibt Grundpfeiler der HIV-Prävention und hat nichts an Aktualität verloren", erklärt die Fachfrau. Sie und ihre Kollegen sehen HIV und Aids weiter als "Gesundheitsrisiko in Deutschland". Europaweit soll das Thema in der kommenden Woche wieder in den Fokus gerückt werden, zahlreiche Städte und Kreise machen mit: Im Rahmen einer HIV-Testwoche bittet das Krefelder Gesundheitsamt von Montag bis Freitag zur freiwilligen Blutabnahme. "Der HIV-Test ist kostenlos und anonym, das Ergebnis liegt innerhalb von 48 Stunden auf dem Tisch", verspricht Fischer.

Ein Grund, sich auf einen HIV-Infekt untersuchen zu lassen, ist, dass Menschen nach mehreren wechselnden Sex-Partnern eine Art Bilanz ziehen wollen. "Sie wollen wissen, ob etwas passiert ist", erklärt die medizinische ausgebildete Expertin. Ein weiterer Anlass sei das, was Fachleute als "Verlobungstest" bezeichnen: "Jemand hat eine neue Beziehung und will sichergehen, dass er nicht infiziert ist." 240 Personen haben sich in diesem Jahr im Krefelder Gesundheitsamt testen lassen. In einem Fall war das Ergebnis positiv.

Sollte eine Infektion vorliegen, ist es wichtig, dass diese so früh wie möglich erkannt wird. Weltweit sind mehr als zwei Millionen Menschen erkrankt, bundesweit leben derzeit nach Angaben des Robert-Koch-Instituts rund 85.000 Menschen mit dem Virus. Rund 3200 neue Infektionen kommen alle zwölf Monate hinzu. Damit ist die Zahl der Neuinfektionen im Vergleich zu den Vorjahren konstant. Mit Blick auf andere Länder sei das zwar eine positive Nachricht, so Fischer. Die Zahlen zeigten aber, dass bei der Vorbeugung nicht nachgelassen werden dürfe. Am stärksten betroffen seien Männer, die Sex mit Männern haben.

Ende 2015 lebten Schätzungen zufolge rund 85.000 Menschen mit HIV in Deutschland, davon 12.600 ohne es zu wissen. "Angesichts dieser Zahl müssten die Hürden im Kopf sinken, sich auf HIV testen zu lassen", meint die Expertin. "Die Testwoche ist hier ein wichtiges Angebot." Das Virus drohe ansonsten unabsichtlich weitergegeben zu werden. Zudem wird angenommen, dass knapp 11.000 Menschen von ihrer Infektion wissen, aber keine Medikamente nehmen, um das Virus im Körper zurückzudrängen.

Parallel hat die Expertin in Krefeld ein weitere "Baustelle". Auch die Flüchtlinge müssen über HIV und AIDS aufgeklärt werden. "Die Menschen kommen hier aus einem ganz anderen Kulturkreis. Oft werden dort Infizierte wie Aussätzige behandelt", sagt Fischer. Sie versucht, Beratung und Information für Flüchtlinge im Rahmen einer speziellen Atmosphäre zu vermitteln. "Probleme können dann in einer beruhigenden und entspannten Umgebung angesprochen werden. Das schafft Vertrauen, macht Mut und spricht sich unter den Betroffenen herum."

Wichtig ist für Harriet Fischer, dass der HIV-Test in allen Schichten der Gesellschaft zum Normallfall wird. So hat sich auch Prinz Harry vor wenigen Wochen öffentlich testen lassen. "Blaues Blut schützt eben nicht in allen Lebenslagen", sagt Fischer. Sie hat sich gefreut, dass der 31-jährige britische Royal einen HIV-Test durchgeführt hat und die Welt dabei zusehen durfte.

(RP)
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