Krefeld Til Schweiger spendet für Demenz-Kranken

Krefeld · Die Eheleute Rathai sind ein Beispiel, welche Härten auch finanzieller Natur auf Familien mit einer Demenz-Erkrankung zukommen. Nach einem TV-Auftritt bei "Hart aber fair" erhielt Ursula Rathai eine unerwartete Spende über 10.000 Euro.

Schon einmal - im September 2011 - berichteten wir über das Schicksal der Eheleute Rathai und wie sie mit der Diagnose Alzheimer ihr Leben eingerichtet haben. Nun erzählt Ursula Rathai erneut - auch, um anderen Mut zu machen. Zudem hat sie Außerordentliches erlebt: Den Schauspieler Til Schweiger rührte ihr Schicksal, so, dass er 10 000 Euro spendete.

Schon einmal - im September 2011 - berichteten wir über das Schicksal der Eheleute Rathai und wie sie mit der Diagnose Alzheimer ihr Leben eingerichtet haben. Nun erzählt Ursula Rathai erneut - auch, um anderen Mut zu machen. Zudem hat sie Außerordentliches erlebt: Den Schauspieler Til Schweiger rührte ihr Schicksal, so, dass er 10 000 Euro spendete.

Foto: T.L.

Nach dem Auftritt von Ursula Rathai in der Sendung "Hart aber fair" in der ARD hat Til Schweiger ihr 10.000 Euro gespendet. Hintergrund: Die Krefelderin erzählte in der Sendung von dem Leben mit ihrem an Demenz erkrankten Mann. Nach der Sendung wurde sie von Til Schweigers Management informiert, dass Schweiger ihr Geld spenden möchte - er war gerührt von der Geschichte; zudem hatte er sich über seinen Film "Honig im Kopf", in dem das Schicksal eines an Demenz Erkrankten erzählt wird, mit dem Thema befasst. Gestern erzählte sie mit anderen Angehörigen noch einmal ihre Geschichte bei der Krefelder Caritas.

Nachdem Ursula Rathi 2006 Wesensveränderungen an ihrem Mann feststellte, wusste sie, dass etwas nicht in Ordnung war. Im Jahr 2008 erlitt ihr Mann einen Schlaganfall und zwei Jahre später kam dann die Diagnose: Demenz. Sie verkaufte ihr Haus und musste ihre Ersparnisse in die Pflege ihres Mannes stecken. Von der Krankenkasse bekam sie nur für ein halbes Jahr Geld. Sie setzte sich mit dem Thema auseinander, besuchte Seminare und las alles in Büchern nach. Seit fünf Jahren geht Karl Friedrich Rathai nun in die Caritas-Tagespflege und verbringt dort seinen Nachmittag an fünf Tagen der Woche.

Anfangs hat es Rathai getroffen, dass ihr Mann nicht zu Hause sein wollte, ihr Mann aber sagte: "Das ist, als würde ich ins Büro gehen und ich freue mich, nachmittags heimzukommen." Natürlich gab es anfangs Probleme und Konflikte, aber Ursula Rathai hat gelernt, dass Diskussionen nichts bringen. Sie ist der Meinung, die Angehörigen haben die Verpflichtung, sich mit der Krankheit auseinanderzusetzen. Rathai besucht Angehörigengruppen und sagt über die Beziehung zu ihrem Mann: "Wir haben beide was vom Leben, trotz der Krankheit. Wir unternehmen viel und lachen viel." Sie und ihr Mann spielen seit vier Jahren Theater.

Aber nicht alle Betroffenen können sich so schnell auf die Krankheit einlassen. "Viele müssen das im Kleinen verarbeiten. Sie schämen sich", sagt Petra Kluthausen, Pflegeleiterin der Tagespflege. Das "Aushalten können", wenn der Betroffene sich in der Öffentlichkeit "daneben" benimmt, ist das Schwere. Die Menschen nicht zu verurteilen und von den eigenen Wertvorstellungen Abstand nehmen, dies sind die Leistungen, die manche Angehörigen überwinden müssen.

Die Betroffenen verhalten sich im Prinzip wie Kinder, nur dass man sie nicht mehr erziehen kann. Trotz der Krankheit erleben die Betroffenen die gesamte Gefühlswelt und haben Bewusstsein für bestimmte Dinge. "Sie können noch lernen und haben Potenzial", sagt Petra Kluthausen. Karl Friedrich Rathai kennt von allen Mitarbeitern die Namen, zum Teil besser als die Pfleger.

Prominente mit Alzheimer und Demenz
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Es dauert seine Zeit bis die Betroffenen die Pflegestelle akzeptiert haben und lernen dem Personal zu vertrauen. "Es braucht Zeit, eine Beziehung aufzubauen", sagt Veronika Aymanns, Leiterin der Tagespflege. Über Wertschätzung und mit dem Gefühl "ich bin jemand, ich werde gebraucht" kommt man an die Betroffenen heran. Sie bekommen individuelle Aufgaben, die sie nach ihrer eigenen Regeln bearbeiten. Das Wichtige bei der Pflege der Erkrankten ist die Entlastung der Angehörigen. "Man braucht den Freiraum, um Kraft zu sammeln", sagt Aymanns. Es sei legitim, den Betroffenen in die Pflege zu geben und sich Hilfe zu holen. Ob ein Betroffener in der Caritas-Tagespflege aufgenommen wird, entscheidet sich im Einzelfall. Während der Zeit, die man mit den Betroffenen verbringt, lernt man Gelassenheit für sich selber.

(RP)
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