Rp- Serie Krefelder Märtyrer Totenkopf SS ermordete Kamphausen

Krefeld · Der 1900 in Krefeld geborene Kuno Kamphausen gilt als Märtyrer, der für seinen Glauben gestorben ist. Der Bau-Ingenieur stand auf einer Todesliste der Nationalsozialisten im niederschlesischen Waldenburg, wohin es ihn beruflich verschlagen hatte.

 Im Alter von 33 Jahren entführte ein Rollkommando der SS den gebürtigen Krefelder aus seiner Wohnung und erschoss ihn auf offener Straße.

Im Alter von 33 Jahren entführte ein Rollkommando der SS den gebürtigen Krefelder aus seiner Wohnung und erschoss ihn auf offener Straße.

Foto: CP

Uniformierte der Totenkopf SS holten Kuno Kamphausen am 30. Juni 1934 um 22.45 Uhr aus seiner Wohnung ab. Angeblich sollte das neun Mann starke Rollkommando den in Krefeld geborenen Stadtbaumeister der Kommune Waldenburg zur Kreisleitung bringen. Tatsächlich aber stand der überzeugte Katholik wohl auf einer Todesliste der Nationalsozialisten in der niederschlesischen Stadt. Am Ortsrand hielten die beiden Fahrzeuge an. Kamphausen musste aussteigen. Der Wortführer der SS zog eine Pistole und schoss dem damals 33 Jahre alten Krefelder in den Kopf.

Die Geschichte von Kuno Kamphausen ist vielfach belegt. Er gilt als Märtyrer, der für seinen Glauben gestorben ist. Helmut Moll hat im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz recherchiert und die Resultate im deutschen Martylogium für das 20. Jahrhundert festgehalten. Über das Leben und den Tod Kamphausens informiert eine Ausstellung der St. Christophorus Pfarrei, die ab Sonntag, 11.15 Uhr, in den Räumen der St. Hubertus Gemeinde am Hohen Dyk 130 zu sehen sein wird.

Das Mordkommando ließ den getöteten Krefelder im Straßengraben liegen. Die Versuche seiner Frau, die nach der Entführung aus der Wohnung sofort den Oberbürgermeister und die Polizei angerufen hatte, um das Schlimmste zu verhindern, kam zu spät. "In dieser Nacht, in der die SS die Macht ergreift, kann die Polizei nichts machen", soll ihr entgegnet worden sein. Der 30. Juni 1934 war der Tag, an dem Adolf Hitler den unliebsamen Stabschef der SA und Reichsminister ohne Geschäftsbereich, Ernst Röhm, unschädlich machen ließ. Er wurde verhaftet und am Tag danach in seiner Münchener Zelle umgebracht. Im Zuge der Röhm-Affäre mussten viele den Nazis missliebige Personen des öffentlichen Lebens ihr Leben lassen - darunter auch Kuno Kamphausen.

Dabei soll der bis zum elften Lebensjahr in Krefeld, später in Mönchengladbach aufgewachsene Mann eher unpolitisch gewesen sein. Kamphausen war Katholik und engagierte sich während seines Studiums zum Diplom-Ingenieur in Darmstadt und Aachen in der Katholischen Studentenverbindung Bergland. Er stieg zum Fuchsmajor auf, kümmerte sich später unentgeltlich um Planung und Bauleitung für ein Berglandhaus in Aachen. Dafür erhielt er das Ehrenband der Studentenverbindung.

Seine berufliche Karriere führte den mit der Zentrumspartei sympathisierenden Bauexperten nach Waldenburg, das schon früh von Nationalsozialisten dominiert wurde. Sein Leben nahm dadurch eine "schicksalhafte Wende", wie es Helmut Moll ausdrückt. Nachdem Kamphausens Leiche am Tag nach der Ermordung von Männern aus dem Nachbarort aufgefunden worden war, ruhten sein Bruder Adolph und die Witwe Maria Carola Rosa Kamphausen nicht eher, bis sich die Nazi-Truppe vor Gericht verantworten musste. Obwohl SS-Standartenführer und SS-Truppenführer und sogar der amtierende Landgerichtspräsident aus Schweidnitz am 1. Juli 1934 spätabends in Kamphausens Wohnung mit dem Ziel erschienen, die Zeugenaussagen von Adolph und Maria Kamphausen zu erschüttern, blieben beide unbeirrt. Und tatsächlich kam es auf Drängen des Bürgermeisters und des Bruders unter Ausschluss der Öffentlichkeit im September zu einem Verfahren vor dem Schwurgericht Breslau. Fünf Angeklagte wurden freigesprochen, drei Anstifter - darunter offenbar auch derjenige, der die tödlichen Schüsse abgegeben hatte - zu fünf und zwei Jahren sowie einem Jahr Gefängnis verurteilt.

Kamphausen ist im hessischen Ried, wo seine Frau herstammte, beerdigt.

(RP)
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