Krefeld Traarer Dozentin hilft Kindern in Kenia

Krefeld · Seit zehn Jahren unterstützt der Verein "Badilika" bestehende Projekte. Ziel ist es, nachhaltig vor Ort etwas zu verändern.

Wenn Rebecca Schwarz nach Kenia kommt, braucht sie einige Tage, um sich an ihre alte Heimat zu gewöhnen. "Ich bin dann noch zu deutsch. Ich rede zu schnell, denke zu schnell und laufe zu schnell. Doch irgendwann merke ich, dass mir keiner mehr folgen kann, und nehme Tempo raus. Und dann wird alles gut", sagt Schwarz, die mit ihrem Mann in Traar lebt. Seit 1995 ist die gebürtige Kenianerin nun schon in Deutschland, seit zehn Jahren engagiert sie sich als Vorstandsvorsitzende für ihren Verein "Badilika", der Kindern in Kenia hilft.

"Es gibt so viele gute Projekte, dass ich mir dachte, es sei besser, nichts Neues anzufangen, sondern bestehende Projekte finanziell zu unterstützen", beschreibt die Diplom-Pädagogin ihren Ansatz. Und: "Ich wollte etwas von meinem Glück an diejenigen zurückgeben, die noch in Kenia leben." Als Glück hat Rebecca Schwarz es empfunden, bereits kurz nach ihrer Ankunft in Deutschland wieder als Lehrerin arbeiten zu können. "Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Eigentlich wollte ich Deutsch lernen. Doch dann wurde ich in der Sprachschule gefragt, ob ich nicht Englisch unterrichten könnte." Seitdem arbeitet Rebecca Schwarz als zertifizierte interkulturelle Trainerin, Prüferin und Dozentin.

Aber auch den Kontakt zu ihrem Heimatland Kenia ließ Rebecca Schwarz nie abreißen. 2006 gründete sie den Verein "Badilika", was auf Kiswahili "Veränderung" heißt. Damals unterstützte der Verein ein Dorf am Viktoriasee mit einer katastrophalen HIV- und AIDS-Rate. "Die Situation vor Ort war unvorstellbar schlimm. Einige Dörfer mussten aufgegeben werden, da die Bewohner alle tot waren. In anderen gab es nur noch Kinder. Dort mussten sich Achtjährige um die kleinen Geschwister kümmern", erinnert sich die Traarerin und erzählt: "Es gab zwar fruchtbares Land, aber keinen, der es beackern konnte. Eine Frau jedoch half den Kindern und betreute sie. Ihre Arbeit haben wir unterstützt und dort eine Schule aufgebaut." Ein erfolgreiches Projekt, das jedoch endete, als die Betreuerin vor Ort verstarb und es keine Nachfolgerin gab.

Seit 2007 helfen die Vereinsmitglieder nun im 900 Kilometer entfernten Mombasa, einem durch den Sex-Tourismus gebeutelten Landstrich. Dort gab es in dem Dorf Madaraka eine Art Kindergarten für Waisenkinder, eine einfache Hütte, in der die Kleinen ohne Möbel, Spielsachen oder Lernmaterial betreut wurden. Neun Jahre später ist von der einfachen Behausung nichts mehr zu sehen. Auf dem Gelände steht nun ein Education Center, in dem Kinder nicht nur verwahrt, sondern pädagogisch betreut werden, fürs Leben lernen und als Teenager erste berufliche Fertigkeiten gezeigt bekommen. Es gibt eine Bibliothek, in der die Schüler auch in den Ferien lernen und spielen können. Und natürlich eine warme Mahlzeit bekommen.

"Unsere Hilfe richtet sich vor allem an die Frauen. Sie sind das Rückgrat und Gewissen der afrikanischen Gesellschaft", erklärt die Vorsitzende und betont, dass alle Vereinsmitglieder ehrenamtlich arbeiten und ihre anfallenden Kosten selbst tragen. "Besonders die Verbesserung der hygienischen Bedingungen liegt mir am Herzen. So haben wir 2015 ein Toiletten-Projekt begonnen, nachdem uns die Fehlzeiten der von unseren Paten gesponserten Kinder aufgefallen sind. Sie leben in ärmlichsten Behausungen und haben meist nur eine Toilette, die aus zusammengebundenen Palmenblättern besteht. Entsprechend oft waren diese Kinder krank", berichtet Schwarz, die meist mehrere Monate lang vor Ort ist.

Sie überlegte, in welcher Form die Frauen eine als solche zu bezeichnende Toilette bauen könnten. "Mit den vor Ort üblichen Steinen dürfen Frauen nicht arbeiten. Das ist Männerarbeit", schildert die Traarerin das Problem. Durch viel Recherche entdeckte sie schließlich die Möglichkeit, PET-Flaschen mit Sand zu füllen und sie mit Hilfe von Mörtel zu einer Mauer zu verarbeiten. Auch für Frauen ist dies eine erlaubte Bauweise. Abschließend wurden die Mauern verputzt, nach oben mit Wellblech abgedeckt und zuletzt mit einer abschließbaren Tür gesichert.

"Die Frauen sind enorm stolz auf die fertigen Toiletten-Bad-Hütten. Außerdem haben sie pro gefüllter Flasche 20 Cent verdient. Unser Ziel ist es ja auch, das Einkommen der Familien zu verbessern. Im besten Fall investiert der Verein am Anfang eine gewisse Summe, und dann wird das Projekt zum Selbstläufer. Nur so kann Hilfe funktionieren. Schließlich sind wir nicht in der Lage, Kosten auf Dauer zu übernehmen", erklärt Rebecca Schwarz.

Wie gut das Prinzip funktioniert, hat sich in den zehn Jahren gezeigt. Badilika hat in Kenia viel erreicht und wird sich auch weiterhin für die Schwächsten einsetzen. Rebecca Schwarz: "Es gibt noch so viel zu tun. Ich denke dabei an die Mädchen und Jungen, die mit 13 oder 14 Jahren auf einmal aus der Schule verschwinden, um zu arbeiten. Um das zu verhindern, bauen wir gerade eine Berufsschule auf. Denn auch diese Kinder verdienen eine Chance im Leben."

(RP)
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