Krefeld Trio Imàge begeisterte bei der Burgserenade

Krefeld · Ob es in den Mauern von Burg Linn jemals gespukt hat, ist mit den Mitteln der exakten Wissenschaft nur schwer nachzuweisen. Vorstellen kann es sich allerdings jeder, der im neunten Serenadenkonzert das Trio Imàge mit Beethovens "Geistertrio" gehört hat.

Der Name des op. 70 Nr. 1 bezieht sich nur auf den zweiten Satz. Der wurde von Gergana Gergova (Violine), Thomas Kaufmann (Violoncello) und Pavlin Nechev (Klavier) in der Tat so gespielt, dass es einem kalt den Rücken runter laufen konnte. Ganz fahl erklang das Pianissimo, erzeugt mit einem Minimum an Kontakt zwischen Bogen und Saiten sowie durch Vibrato-Abstinenz. Die schnellen Ecksätze dagegen wurden ihrem Charakter entsprechend flüssig und munter gespielt. Technische Probleme gab es für keinen, schnelle Läufe machten den Instrumentalisten nichts aus.

Die Sympathien des Publikums im gut besetzten Rittersaal hatte das Trio schon nach dem Beethoven-Trio gewonnen. Von einer anderen Seite stellte es sich überzeugend mit vier "Alten bulgarischen Legenden" vor. Die hatte der 1976 geborene bulgarische Komponist Marek Dyakov dem Trio Imàge gewidmet. Die Sätze wurden teils aus melodischen, teils aus rhythmischen Keimzellen entwickelt. Eine typisch osteuropäische Moll-Melancholie kam aus den übermäßigen Ganztonschritten, die ja auch zu den charakteristischen Merkmalen von Klezmer- und Roma-Musik gehören. Der Reiz dieser Komposition bestand vor allem in der Mischung der Stile. Geschickt verband der Komponist Folklore, Jazz und virtuose Anforderungen mit individuellen Einfällen.

Nach der stimmigen Wiedergabe von Beethovens "Geistertrio" brauchte man sich eigentlich keine Sorge um Brahms' Klaviertrio op. 8 mehr machen, auch wenn H-Dur für die Spieler eine relativ ungemütliche Tonart ist. Aber man hatte sich ja von der instrumentalen Souveränität des Trios ebenso überzeugt wie von der musikalischen. Der gute Eindruck musste nicht mehr revidiert werden. Nicht nur die wunderbaren Kantilenen im Cello faszinierten. Es war eine sehr subtile Brahms-Interpretation, mit der das Konzert seinen Abschluss fand.

An sich, meinte Cellist Kaufmann, passe nach so viel Dramatik keine Zugabe mehr. Weil aber der begeisterte Beifall nicht enden wollte, gab es mit einem charmant gespielten langsamen Haydn-Satz noch einem ruhigen Ausklang des Abends.

(RP)
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