Krefeld Uerdingens schönster Ort ist ein Parkplatz

Krefeld · Im "Klöske" diskutierten Planungsdezernent Martin Linne und Bezirksvorsteher Jürgen Hengst mit rund sechs Dutzend Bürgern die Grundzüge und Ziele des Integrierten Handlungskonzepts für die Attraktivierung des Uerdinger Zentrums.

 Den historischen Marktplatz von Autos zu befreien, regt Stadtplanungsdezernent Martin Linne an. Der Wochenmarkt an dieser Stelle würde den Uerdingern gefallen, doch die Markthändler lehnen das ab.

Den historischen Marktplatz von Autos zu befreien, regt Stadtplanungsdezernent Martin Linne an. Der Wochenmarkt an dieser Stelle würde den Uerdingern gefallen, doch die Markthändler lehnen das ab.

Foto: Thomas Lammertz

Der historische Marktplatz der Rheinstadt war gleich mehrfach Thema, als Stadtplanungsdezernent Marin Linne auf Einladung der SPD am Donnerstagabend im voll besetzten "Klöske" über das Stadterneuerungsprogramm für Uerdingen auf Grundlage des in Vorbereitung befindlichen Integrierten Handlungskonzepts (wir berichteten) sprach. "Warum kann der Wochenmarkt nicht auf dem historischen Platz abgehalten werden?", fragte eine Bürgerin in der anschließenden Diskussion, und brachte die von erheblichem Leerstand betroffene Oberstraße als erweiterten Marktstandort mit ins Gespräch.

"Der schönste Ort ist auch Parkplatz", hatte Linne in seinem Vortrag festgestellt und angeregt, darüber nachzudenken, den historischen Platz von Autos zu befreien. "Perspektivisch lohnt es sich, das Thema anzupacken - auch im Hinblick auf ein größeres Angebot für Touristen", meinte er auch noch nach der Feststellung von Bezirksvorsteher Jürgen Hengst, dass die Markthändler nicht auf den Platz wollten; man sei aber mit ihnen diesbezüglich ständig im Gespräch. Ein anwesender Marktbeschicker erklärte kategorisch: "Das geht nicht mit unseren Traktoren und Anhängern."

Die Beiträge der Zuhörer machten deutlich, dass sie mit ihrem Stadtteil weitgehend zufrieden sind: "Ich bin vor neun Jahren von Meerbusch nach Uerdingen gezogen, weil hier die Infrastruktur stimmt und hier auch beim Einkaufen gut und zuvorkommend bedient werde. Uerdingen hat Substanz; die muss aber auch von den Uerdingern genutzt werden", sagte ein Bürger und nannte auch die Lage am Rhein als einen Grund für seinen Umzug.

Damit hatte er einen Punkt angesprochen, zu dem Dezernent Linne auf die Frage einer Bürgerin nach Prioritäten künftiger Maßnahmen erklärte: "Für mich persönlich steht die Promenade auf dem Rheinwerft obenan." Hengst stellte aber klar, dass es noch keine Prioritätenliste gebe. Es werde ein Katalog erarbeitet, der auch mittels Bürgerbeteiligung erstellt werde, "wobei Bürgerbeteiligung nicht heißt, dass jeder recht bekommt", sagte Hengst: "Der Stadtrat wird entscheiden, womit wir als wichtigstes Signal anfangen." Das große Prä sei im Moment, dass die Stadtverwaltung voll hinter dem Projekt stehe.

Bezüglich der ehemaligen Bibliothek stellte der Bezirksvorsteher klar, dass es eine Mehrheit für eine Nutzung des rechten der drei Herbertzhäuser als multifunktionelles Quartierszentrum mit Ausleihmöglichkeit gebe. Das würde aber "eine Million plus x kosten. Und dieses Geld ist zurzeit nicht da".

Auf Nachfrage nannte Linne für Uerdingen eine Kaufkraftkennziffer von knapp über 100 gegenüber 120 in der Krefelder City. "Die Frage, die sich daraus ergibt, lautet: Wie bekommt man Bockumer und andere Krefelder und Auswärtige nach Uerdingen?", sagte der Planungsdezernent im Hinblick auf das Erneuerungskonzept. Nicht nur in diesem Zusammenhang, sondern auch angesichts eines über dem Landesdurchschnitt liegenden Wohnungsleerstands von 5,5 Prozent ist auch die Feststellung interessant, dass die Zahl der Einwohner ab- und deren Alter zunimmt.

Was das Prozedere in Sachen Integriertes Handlungskonzept anbelangt, erklärte Hengst, dass die Analyse für den Förderantrag erstellt sei und dem Land vorliege. Der Grundantrag auf 70- bis 80-prozentige Förderung soll im nächsten Jahr gestellt werden, um 2018 mit operativen Maßnahmen zu beginnen.

(RP)
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