Krefeld Unterhaltsamer Abend mit Feingeist Max Goldt

Krefeld · Wer den vielleicht gemütlichsten aller denkbaren Abende verbringen und trotzdem sein heimisches Sofa schonen wollte, der war in der Kufa gut aufgehoben. Dort las ein Mann aus seinen Büchern, den am Niederrhein noch nicht viele Leute zu kennen scheinen. Dabei ist Max Goldt seit der Neuen Deutschen Welle in der Öffentlichkeit tätig, zunächst als Musiker, dann als Kolumnist, zum Beispiel für die "Titanic", als Comic-Texter und seit geraumer Zeit als Buchautor.

 Ein herrlich geistreicher Mensch: Max Goldt in der Kufa.

Ein herrlich geistreicher Mensch: Max Goldt in der Kufa.

Foto: RP-Foto. T. Lammertz

Nun las er aus seinen Bänden "Räusper" und "Ein Buch namens Zimbo". Der erste literarische Ausflug führte nach Katar, wo ihm in einem Hotel Stefan Effenberg in Kinderhosen begegnete und in Begleitung einer "in zu enge Dinge gekleideten Dame". Dass die Wüste eine faszinierende Landschaft sei, konnte er allerdings nicht bestätigen, und Freude am "Dune Bashing", also am "motorisierten Vergewaltigen der Sandhügel", konnte er auch nicht entwickeln, weshalb er als PR-Journalist für das kleine Emirat auch untauglich gewesen sei.

Eine andere Geschichte erzählte von einer Dame, die sich am Morgen nach einer nächtlichen Begegnung auf dem Waldkäuzchensteig fragte, ob sie interessant gelebt oder nur interessant geträumt habe, eine weitere von den "Armes Deutschland"-Querulanten, die es auch schon gegeben habe, bevor sie sich zur Pegida-Bewegung formiert hätten. All diesen Situationen gewann Goldt komische, mitunter surrealistische Pointen ab. Was ihn beinah unwiderstehlich machte, war jedoch sein Vortragsstil.

Mit klangvoller, tief gelagerter Stimme und der Ruhe eines Heideschäfers trug er seine feinsinnig formulierten Texte vor und verströmte die Gemütlichkeit eines Märchenonkels für Erwachsene. Nicht das laute Auflachen, sondern das stille Schmunzeln der Zuhörer war sein Lohn, und den erhielt er reichlich, zum Beispiel für seine Überlegungen zu Kindernamen. Wenn sich etwa ein gewöhnlicher Stefan sein ganzes Lebens lang immer wieder die Frage "mit f oder mit ph?" anhören müsse, sei das auch nicht vergnüglicher als der Spott wegen eines exotischen Namens.

Ein herrlich geistreicher und unterhaltsamer Mensch.

(RP)
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