Krefeld Unternehmer fordert Reformen im Bauamt

Krefeld · Es ist selten, dass ein Investor mit konkreter Kritik an der Verwaltung an die Öffentlichkeit geht. Der Unternehmer Gerd Frey hat es getan - sein Bericht lässt ahnen, dass die oft beschworene Wirtschaftsfreundlichkeit in der Verwaltung ausbaufähig ist.

 Gerd Frey vor dem Eckgrundstück Grüner Dyk/ Humboldtstraße.

Gerd Frey vor dem Eckgrundstück Grüner Dyk/ Humboldtstraße.

Foto: Lammertz

Das Bauamt muss neu aufgestellt werden - mit dieser Forderung ist der Unternehmer Gerd Frey aufgrund seiner Erfahrungen mit einem Wohnungsbauprojekt jetzt an die Öffentlichkeit gegangen. "Nach unserer Erfahrung bei diesem Projekt möchte ich der Stadt dringend empfehlen, das Bauamt personell und organisatorisch so zu stellen, dass eine ,Willkommenskultur' auch für Investoren entsteht", erklärte er gestern anlässlich des ersten Spatenstichs für einen Neubau an der Ecke Grüner Dyk/Humboldtstraße.

Frey ist in Krefeld bekannt als Geschäftsführer von Niemann + Frey. Er hat 1990 die Firma Niemann übernommen und aus der Hinterhofwerkstatt, die Ersatzteile für Piaggio-Roller in Deutschland vertrieben hat, ein mittelständisches Unternehmen mit knapp 100 Mitarbeitern gemacht. Nun hat er sich unternehmerisch einem Thema zugewandt, dessen Bedeutung in allen städtebaulichen Analysen betont wird: dem Bau von barrierefreiem, energetisch modernem Wohnraum. Seine Erfahrungen mit dem Bauamt waren offenbar so ernüchternd, dass er - ungewöhnlich für einen Unternehmer - den Weg in die Öffentlichkeit gegangen ist.

 So wird das Acht-Parteien-Haus aussehen - Heizenergie bezieht es aus Geothermie.

So wird das Acht-Parteien-Haus aussehen - Heizenergie bezieht es aus Geothermie.

Foto: Lammertz

Bis zur Erteilung der Baugenehmigung für das Acht-Parteien-Haus mit Tiefgarage hat es neun Monate gedauert - viel zu lang, findet Frey. Es wäre wünschenswert, dass das Bauamt als wichtige Verwaltungseinheit zum Dienstleister in der Stadt werde, erklärt er. "Damit meine ich ausdrücklich nicht, dass sie die Augen zudrückt, damit der Investor preiswert bauen kann." Vielmehr sollte die Bauaufsicht im Rahmen ihrer Ermessensspielräume daran mitwirken, dass Investoren "gerne in unserer Stadt investieren", sagt er. Dies betreffe sowohl den Wohnungsbau als auch die Errichtung gewerblicher Gebäude. "Ausdrücklich gehört dazu auch die Beschleunigung der Bearbeitungsdauer von Bauanträgen. Monatelange Verzögerungen kosten unnütz Geld und veranlassen Investoren möglicherweise, in benachbarte Gemeinden auszuweichen", so Frey weiter.

Nach seinen Erfahrungen ist das Bewusstsein für Wirtschaftlichkeit im Bauamt kaum ausgeprägt. "Wenn die Bauaufsichtsbehörde Auflagen macht, die nicht zwingend vorgeschrieben, aber teuer sind, dann werden alle Bemühungen des Investors um günstige Mieten zunichtegemacht," berichtet Frey. "In unserem Fall war es zum Beispiel eine zunächst erteilte Auflage des Bauamtes, das komplette Staffelgeschoss mit einer Umwehrung zu versehen, weil dies angeblich die Feuerwehr fordert. Bei dem gleichartigen Nebengebäude gab es diese Auflage nicht, und eine Rückfrage bei der Feuerwehr ergab, dass diese Forderung nie gestellt wurde. Die Kosten von rund 25.000 Euro hätten letztendlich die Mieter belastet", berichtet Frey.

Sein Unmut über solche Kämpfe speist sich auch aus der Überzeugung, eine städtebaulich prekäre Stelle zu entschärfen - eine Stelle, bei der die Stadt ein hohes Interesse haben müsste, dass dort etwas passiert. "Mit der Realisierung unseres Humboldt-Hauses verschwindet die wohl hässlichste Ecke im Bismarckviertel", sagt Frey. "Unser Wunsch als Investor war es, ein Wohngebäude in ruhiger, aber zentraler Lage zu errichten", sagt er. Das Haus sei barrierefrei und energetisch zukunftsweisend: "Es werden keine fossilen Brennstoffe benötigt. Sowohl zur Beheizung des Gebäudes, als auch zur Gewinnung des heißen Wassers nutzen wir Geothermie." Umso weniger versteht Frey, dass er im Bauamt so viele Widerstände hat überwinden müssen.

Frey weist auf einen weiteren Faktor hin, der Investitionen in modernen, bezahlbaren Wohnraum erschwere: die "drastische" (Frey) Erhöhung der Grunderwerbssteuer von ehemals einem Prozent auf inzwischen 6,5 Prozent.

(RP)
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