Krefeld Vauth-Prozess kommt schwer in die Gänge

Krefeld · Am zweiten Prozesstag wollte die Verteidigung eine Besetzungsrüge gegen die 2. Große Strafkammer loswerden. Für die auch nach drei Stunden noch nicht vollständige Begründung brauchten alle Beteiligten viel Geduld.

 Fünf Stunden hat der Angeklagte Lothar Vauth gestern bei der Verhandlung im Landgericht Krefeld durchgehalten. Dann musste die Sitzung vorzeitig beendet werden. Vauth ist im Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg in Haft.

Fünf Stunden hat der Angeklagte Lothar Vauth gestern bei der Verhandlung im Landgericht Krefeld durchgehalten. Dann musste die Sitzung vorzeitig beendet werden. Vauth ist im Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg in Haft.

Foto: LAMMERTZ

Das Tönisvorster Ehepaar Lothar und Jessica Vauth muss sich vor dem Landgericht Krefeld verantworten. Der Rechtsanwalt und seine Frau, die in der Krefelder Sozietät Dr. Stöber, Oehring, Wittmann, Jellacic, Lommetz Bürovorsteherin war, sind wegen Untreue im Umgang mit Mandantengeldern in 923 Fällen und Schädigung der Krefelder Sozietät, deren Partner er war, in Höhe von insgesamt 1,9 Millionen Euro angeklagt. Auch wenn es in diesem Verfahren "nur" um Untreue und Betrug geht, kam gestern in der Verhandlung auch die große Politik ins Spiel. Denn als Empfänger einer nicht verabredeten Spende von Konten der Kanzlei zitierte Verteidiger Daniel Wölky aus den Akten der Staatsanwaltschaft auch den SPD-Unterbezirk Duisburg. Dort ist Innenminister Ralf Jäger Vorsitzender. 2008 soll die Städtische Gesellschaft für Bildung Duisburg bei Vauths Kanzlei Rechtsgutachten über 17.374 Euro bestellt haben. Jäger bestritt einen Zusammenhang. Dass auch der Name Dr. Heinz Michael Horst, heute Fraktionsvorsitzender der SPD Tönisvorst, als Empfänger im Zusammenhang mit Überweisungen aus der Kanzlei zitiert wurde, ist ebenso nicht Thema des Verfahrens. Dass das Ehepaar Vauth, das in der Saison 2008/2009 das Prinzenpaar in St. Tönis war, mit Mitteln der Kanzlei an das Karnevalskomitee gespendet haben soll, überrascht schon gar nicht mehr.

Nachdem die Fälle 2009 durch eine Anzeige seiner Anwaltskollegen bekannt wurden, verschwand Lothar Vauth von der Bildfläche. Er sei in psychiatrischer Behandlung, hieß es immer wieder. Zwischen Staatsanwaltschaft, Gericht und Lothar Vauth begann eine ständige Auseinandersetzung um Gutachten und Gegengutachten. Bis im November 2016 Haftbefehl erlassen wurden und das Verfahren anberaumt wurde, blieben die Vorgänge strafrechtlich unbehandelt. Und auch jetzt setzt die Verteidigung auf Zermürbungstaktik.

Zum Prozessauftakt am 17. März stellte Verteidiger Prof. Dr. Björn Gercke den Antrag für ein Rechtsgespräch. Die vorsitzende Richterin Ellen Roidl-Hock setzte wenigstens durch, dass die Angeklagten zur Person aussagen. Dann war der erste Prozesstag auch schon zu Ende. Gestern am zweiten Prozesstag wurde klar, dass das Rechtsgespräch keine Annäherung der Konfliktparteien gebracht hatte. Als mögliches Strafmaß stehen ein bis zwei Jahre zur Bewährung für Jessica Vauth und über drei bis fünf Jahre Haft für Lothar Vauth im Raum. Jetzt geht das Verfahren seinen Gang - und stotterte gestern gleich wieder. Vauths Verteidiger Daniel Wölky von der Kanzlei Gercke Wollschläger Köln wollte gleich zu Anfang einen Antrag als Besetzungsrüge vorbringen. Die Kammer lehnte den sofortigen Antrag ab und ließ erst einmal die Staatsanwälte die Anklageschrift verlesen. Dies dauerte allein eine halbe Stunde. Danach erhielt Verteidiger Wölky das Wort - und gab es bis zum Ende der Verhandlung nicht ab. Über drei Stunden trug er seinen Antrag vor, wobei er die gesamte Anklage der Staatsanwaltschaft minuziös wiederholte, bis in die Listen von Überweisungen, Abhebungen und Kreditkartenbelastungen. Gericht und Staatsanwaltschaft übten sich in Geduld. Das Publikum verließ nach und nach den Saal. Lothar Vauth verfolgte im Rollstuhl die Sitzung ohne Regung, beide Angeklagten kritzelten mit Kulis auf Papieren herum. Um 14.25 Uhr konnte Lothar Vauth im Rollstuhl nicht mehr sitzen und der Verhandlung folgen. Wölky hatte seinen eigentlichen Antrag immer noch nicht vorgebracht.

(RP)
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