Krefelds geheimster Karnevalszug Verberger hielten bis zuletzt dicht

Krefeld · Den Verbergern gelang das Kunststück, einen Zug aufzuziehen, ohne dass etwas davon in den sozialen Netzwerken auftauchte. Der Zug soll den Kindern Spaß bringen und keine Störenfriede anziehen.

Die Verberger wissen, wie man feiert. Hier ein Bild vom Zug 2016.

Die Verberger wissen, wie man feiert. Hier ein Bild vom Zug 2016.

Foto: Lammertz, Thomas

In drei der vergangenen vier Jahre musste der traditionelle Kinderkarnevalszug in Verberg ausfallen. Grund waren die mit hohen Sicherheitsauflagen verbundenen Kosten, die die Karnevalsgesellschaft Verberg nicht zu stemmen in der Lage war. Grund für diese Auflagen wiederum waren Ausschweifungen Jugendlicher in den vorangegangenen Jahren, die teilweise aus dem weiteren Umkreis angereist waren und sich speziell am Kreisverkehr auf der Moerser Landstraße zum sogenannten 'Komasaufen' verabredet hatten.

Die daraus resultierenden Kosten für den Verein lagen im fünfstelligen Bereich. Im Jahr 2016 aber zeichnete sich nach zweijähriger Pause in den Jahren 2014 und 15 eine Besserung ab. Es gab keine negativen Vorkommnisse, und die Sicherheitskräfte, Sanitäter und Absperrungen erwiesen sich letztlich als nicht notwendig. An den Sicherheitsauflagen für weitere Züge, wie auch den heutigen, änderte das nichts. Damit mussten die Verantwortlichen viele Anstrengungen unternehmen, um die Kosten zu schultern. Viele Anwohner beteiligten sich auch mit Spenden. Um auch diesmal möglichst wenige, idealerweise gar keine, Exzesse zu erleben, entschieden die Macher deshalb, den Zug in aller Stille vorzubereiten.

Niemand sollte Werbung machen

"Wir sind uns natürlich bewusst, dass im Zeitalter sozialer Medien immer alles möglich ist. Verabredungen können in Sekundenschnelle passieren, und so kann es natürlich immer noch sein, dass sich die Störenfriede einfinden. Aber wir werden konsequent durchgreifen, und es sind viele Sicherheitskräfte vor Ort. Verständnis für Alkoholexzesse oder Aggressivität werden weder wir noch die Polizei aufbringen", sagt KG-Präsident Ralf Mühlenberg unmissverständlich. Um den Bedarf an dieser Art des Durchgreifens so weit wie möglich zu reduzieren, wurden alle Beteiligten gebeten, den Zug nicht zu propagieren.

So schaffte die KG Verberg etwas, das in der heutigen Zeit beinahe unmöglich erscheint: Die Nachricht, dass es wieder einen Zug gibt, fand bis heute weder den Weg in die Medien (die sich an die Bitte der Veranstalter gehalten haben) noch in die sozialen Netzwerken. "Wir haben unsere Kinderprinzen gebeten, nur im nächsten Freundeskreis darüber zu reden. Und auch die Nachbarschaften haben wir angesprochen, Spenden gesammelt und zugleich darum gebeten, es nicht publik zu machen. Die Verberger haben da wunderbar zusammengehalten", sagt Mühlenberg.

Und so hoffen alle Beteiligten in diesem Jahr auf einen schönen Zug, bei dem die Verberger Kinder um das Kinderprinzenpaar Helena I. und Ole I. und ihre Freunde im Mittelpunkt stehen. Um 11.11 Uhr geht es am heutigen Samstag bei Haus Kleinlosen los. Dann ziehen fünf Wagen und zehn Fußgruppen zunächst über den Wallerspfad, die Gatzen- und Heyenbaumstraße, den Heidedyk, Bengerpfad, Heyenfeldweg, Kruse Bömke und Busenpfad bis zu besagtem Kreisverkehr, wo sich der Zug auflöst. Eine öffentliche Feier danach gibt es nicht.

Bleibt alles ruhig, dann freut sich die KG Verberg auf den nächsten Zug im Jahr 2020. Sollten sich die negativen Vorfälle wiederholen, so könnte es aber auch das letzte Mal sein. "Ich werde den Verein nicht für den Zug in die Insolvenz führen", sagt Mühlenberg ganz deutlich. Und so ist vor allem für die vielen Kinder in und um Verberg zu hoffen, dass die Vernunft die Oberhand behält und die Ausschweifungen rund um den Zug endgültig der Vergangenheit angehören.

(RP)
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