Krefeld Vergessenes Denkmal am City-Ring

Krefeld · Vor 50 Jahren wurde das Denkmal in Erinnerung an den Gönner der Stadt Krefeld – Ludwig Friedrich Seyffardt – vom Ostwall an die heute wenig attraktive Ecke Philadelphia- und Leyentalstraße versetzt.

Historische Bilder aus Krefeld vom Zweiten Weltkrieg und früher
35 Bilder

Bilder aus dem alten Krefeld

35 Bilder

Vor 50 Jahren wurde das Denkmal in Erinnerung an den Gönner der Stadt Krefeld — Ludwig Friedrich Seyffardt — vom Ostwall an die heute wenig attraktive Ecke Philadelphia- und Leyentalstraße versetzt.

Ludwig Friedrich Seyffardt (1827-1901) war ein großer Wohltäter der Stadt Krefeld, und so wurde ihm zu Ehren und sehr zu Recht am Nordende des damals prächtigen Ostwalls ein Denkmal errichtet. Heute steht es — nicht eben prominent platziert und weitgehend unbeachtet — direkt an der verkehrsüberfluteten Philadelphiastraße vis-à-vis des gleichnamigen ersten Krefelder Hochhaus.

Vor 50 Jahren wurde es an diese Stelle umgesetzt. Der ehemalige Standort war während des großen Bombenangriffs 1943 großflächig zerstört worden. Mittig vor dem heutigen Polizei-Präsidium befand sich das Seyffardt-Denkmal als Überbleibsel einer prachtvollen Zeit.

Der gebürtige Aachener Seyffardt kam nach Krefeld, um eine Lehrzeit als Kaufmann zu absolvieren. Beeinflusst von der Idee des wirtschaftlichen Liberalismus schloss sich Seyffardt 1859 zunächst dem Deutschen Nationalverein an und wurde zu einem führenden Politiker der später gegründeten Nationalliberalen Partei.

Als Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses und zeitweilig auch als Abgeordneter des Norddeutschen Reichstages widmete er sich unter anderem der öffentlichen Armenpflege und setzte sich für die konfessionell nicht gebundene Simultanschule ein.

Am Kulturkampf und den Auseinandersetzungen um die Schulpolitik nahm er auch als Schriftsteller Anteil. Darüber hinaus trat er für verbesserte Bildungsmöglichkeiten von Frauen ein. Auf kommunaler Ebene war er Krefelder Beigeordneter und Vorsitzender der Armenverwaltung.

Außerdem war er Mitglied und Förderer einer Vielzahl von Vereinen, die sich insbesondere für Bildungszwecke oder die Wohltätigkeit einsetzten. Der Unternehmer zählte seinerzeit zu den höchstbesteuerten Bürgern in Krefeld.

Seit 1857 war er Teilhaber der Samtfabrik der Familie vom Bruck, mit der er verschwägert war. Der reiselustige Seyffardt besuchte zahlreiche Länder wie Lappland und Marokko. Im Jahr 1900 veröffentlichte er sein Tagesbuch, dessen Aufzeichnungen 1841 einsetzen.

Darin heißt es unter anderem über Krefeld im Jahr 1884: "Wie im vorigen Jahrzehnt der Stadt Crefeld eine Stadthalle nur dadurch verschafft werden konnte, dass Jentges, Heimendahl und ich mit je 10 000 Mark an der Spitze der Unterzeichner traten, so musste ich in diesem Jahr wieder mit zehntausend Mark eine Liste eröffnen, um die Restaurierung des Stadttheaters zu ermöglichen."

In seinem Testament vermachte Ludwig Friedrich Seyffardt der Stadt Krefeld 150.000 Mark für Volksschul- und Fortbildungszwecke und 15 000 Mark für die Armenverwaltung. Außerdem wurden die Stadtbibliothek, das Kaiser-Wilhelm-Museum sowie mehrere wohltätige und gemeinnützige Vereine mit kleineren Vermächtnissen bedacht.

Fast 57 Jahre habe das Seyffardt-Denkmal von Gustav Rutz am Nordende des Ostwalls gestanden, wurde 1962 berichtet, als das Denkmal gegenüber dem Philadelphia-Haus seinen neuen Platz erhielt. Mit einem kleinen Kranwagen rückte ein Trupp Männer an, den Obelisken von seinem angestammten Platz auf dem Ostwall zu nehmen.

Das Konterfei des Politikers Seyffardt hatte den Zweiten Weltkrieg überstanden. Der Verbleib der dazugehörigen Figurengruppe ist unklar, wahrscheinlich wurden diese für militärische Zwecke eingeschmolzen. Der Schulknabe und das Waisenmädchen — wie auf Vorkriegsaufnahmen noch zu sehen — versinnbildlichten Seyffardts Verdienst um die Simultanschule und die Armenpflege.

Das Denkmal wurde auf Initiative Krefelder Volksschullehrer errichtet. Auf der Rückseite heißt es: "Dem tatkräftigen Förderer der Wohltätigkeit und Volksbildung, dem treuen Vaterlandsfreunde (1827-1901). Errichtet im Jahre 1905 von seinen Mitbürgern und Freunden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort