Analyse 1 Vermeulen - typische Fehler des Quereinsteigers

Krefeld · Es war nobel von den CDU-Granden, die Schmach dieser Niederlage nicht allein auf den Kandidaten Peter Vermeulen zu schieben. Die Analyse wird sicher ab heute beginnen, was sich in der CDU verändern muss, zumal das Ergebnis im Trend der letzten Kommunalwahlen liegt: Die CDU hat Zug um Zug verloren, die SPD gewonnen. Jetzt also: Meyers Erdrutschsieg. Dennoch: Ein Gutteil dieser Niederlage muss sich Peter Vermeulen selbst zuschreiben. Er hat typische Fehler von Quereinsteigern gemacht.

Der bekannteste gescheiterte Quereinsteiger war, man erinnere sich, Paul Kirchhof, den Gerhard Schröder seinerzeit mit einem rhetorischen Blattschuss erledigt hat: Jener "Professor aus Heidelberg" wolle das deutsche Volk mit seinen Steuermodellen zum Versuchskaninchen machen. Kirchhof hat sich danach lange beschwert, wie gemein es doch in der Politik zugeht. Klaus Wowereit hatte das mit dem Satz quittiert: Man müsse eben auch kämpfen können als Politiker. Das konnte Kirchhof nicht. Er hat die Politik erst verachtet und dann unterschätzt. In diese Linie gehört auch Peter Vermeulen.

Das für die Krefelder CDU bitter Ironische ist: Vermeulen wäre als Ex-Unternehmer und Verwaltungsfachmann, dem in Mülheim allenthalben gute Arbeit bescheinigt wird, mehr Neuanfang gewesen als Frank Meyer. Meyer ist als OB ja auch ein der Politik Entstiegener und liegt damit mehr, als die SPD wahrhaben will, in einer Linie mit seinen Vorgängern Pützhofen und Kathstede. Vermeulen hat zudem von Anfang an deutlich gemacht, dass er sich gerade nicht als Parteisoldat versteht. Damit beginnt aber auch die Reihe seiner Fehler.

Auch bei ihm wurde deutlich, dass er die Politik in Wahrheit verachtet und sich ihr als Macher überlegen fühlt. Nur: Wahlkämpfe gewinnt man nun mal politisch. Vermeulen hat sich mehrfach gegen seine Partei profilieren wollen. Beim Rheinblick suchte er den Schulterschluss mit den Gewerkschaften; beim Thema Steuererhöhungen, die die CDU in der großen Haushaltskoalition mit der SPD beschlossen hat, ist Vermeulen den eigenen Haushältern in den Rücken gefallen. So mobilisiert man nicht seine CDU-Wählerschaft, so irritiert man sie.

Am Schlimmsten aber war, dass Vermeulen auch aus seiner Verachtung für den Politiker Frank Meyer keinen Hehl machte - Vermeulens Bild war ein Zerrbild: Meyer, der Hinterzimmer-Apparatschik. Dass Vermeulen ihn persönlich anging, ist nicht nur auf den fatalen Rat, endlich mal auf Angriff zu schalten, zurückzuführen. Es sprach schon auch wirkliche Geringschätzung daraus. Darin war Vermeulen, der auf der Wahlkampfbühne so oft hölzern und unauthentisch wirkte, plötzlich authentisch. Und damit hat er sich für viele disqualifiziert für ein Amt, in dem Führung ebenso gefragt ist wie die Fähigkeit zu moderieren.

Vermeulen hat sich am Ende als jemand erwiesen, der gut für die zweite Reihe ist. Dort steht er nun weiter und bewirkt sicher viel Gutes. Für die erste Reihe fehlte es ihm an Demut und Respekt für seine Gegner wie für die, die ihn auf den Schild gehoben haben.

(RP)
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