Krefeld Vermisst: Der Briefkasten am Ostwall fehlt

Krefeld · Anne Spitzer vermisst einen jahrelangen Begleiter auf dem Krefelder Ostwall. Nach dem Umbau der Ostwall-Haltestelle ist der dortige Briefkasten nicht mehr da.

 Dieses Foto aus dem Jahr 2005 zeigt di e Situation auf dem Ostwall. Heute fehlt nicht nur der gelbe Briefkasten, sondern ganze Gebäude (kik und links daneben). Dort entsteht die neue Ostwall-Passage.

Dieses Foto aus dem Jahr 2005 zeigt di e Situation auf dem Ostwall. Heute fehlt nicht nur der gelbe Briefkasten, sondern ganze Gebäude (kik und links daneben). Dort entsteht die neue Ostwall-Passage.

Foto: Thomas Lammertz

Dass in Zeiten der Digitalisierung Briefe als solche keinen so hohen Stellenwert mehr haben und auch weniger von ihnen die Reise quer durch die ganze Welt antreten, ist Anne Spitzer auf der ganzen Linie klar. Dass damit eventuell auch Briefkästen aus dem Stadtbild verschwinden und die vorhandenen teilweise weniger oft geleert werden, kann die Krefelderin ebenfalls nachvollziehen. Aber warum ein Briefkasten mitten in der Krefelder Innenstadt an einem mehr als prägnanten Ort einfach nicht mehr da ist, das kann sie nicht verstehen.

Mit dem großen Umbau der Haltestelle auf dem Ostwall ist nämlich die sich in unmittelbarer Nähe befindliche gelbe Sammelbox spurlos verschwunden. "Der Briefkasten stand an der Bushaltestelle in Höhe von Kik. Man stieg aus dem Bus aus, ging in Richtung Bahnhof und sah den Kasten unmittelbar auf der rechten Straßenseite stehen", beschreibt sie die Lage. Vor dem Hintergrund, dass die neue Bushaltestelle auf dem Ostwall ein absoluter Sammelpunkt ist und von dort viele Menschen in die Krefelder Innenstadt starten, findet die Seniorin, dass ein Briefkasten dort unabdingbar zum Stadtbild gehört.

 Nach dem Umbau der Haltestelle Rheinstraße am Ostwall fehlt ein Briefkasten: An dem zentralen ÖPNV-Knoten steigen täglich rund 40.000 Fahrgäste ein und aus.

Nach dem Umbau der Haltestelle Rheinstraße am Ostwall fehlt ein Briefkasten: An dem zentralen ÖPNV-Knoten steigen täglich rund 40.000 Fahrgäste ein und aus.

Foto: Thomas lammertz

"Der neue Bahnhof ist doch das Tor zur großen Krefelder Einkaufswelt. Das ist ein Personenknotenpunkt. Da sollte auch ein Briefkasten sein", lautet ihre Meinung. Während der Bauphase war besagter Kasten verständlicherweise abmontiert, aber danach tauchte er nicht mehr auf. Vielleicht sei das wie mit der antiken Uhr, die auch erst weg gewesen wäre, aber nun wiedergekommen sei, fügt Spitzer an.

Das wird im Briefkastenfall aber nicht so sein, wie Britta Töllner von der Pressestelle der Deutschen Post DHL Group weiß. "Wir haben am Krefelder Hauptbahnhof und an der Ecke Hansastraße/Ostwall im Zuge von Baumaßnahmen Briefkästen entfernt, die dort in den kommenden Tagen auch wieder aufgehängt werden. Aber für den Ostwall an besagter neuer Haltestelle konnte ich keinen Hinweis auf einen Briefkasten finden, weder in Sachen Abbau noch betreffend einen Aufbau", informiert Töllner. Sie kann dabei für die Recherche auf die vergangenen zwei Jahre zurückgreifen. Da der Briefkasten aber schon mit Beginn der Baumaßnahme im Jahr 2013 verschwand, taucht er nicht mehr in den Unterlagen auf. Aber ebenso wenig ist geplant, an der Bushaltestelle einen neuen zu installieren. "In der Umgebung finden sich ausreichend weitere Möglichkeiten seine Briefe abzugeben", sagt Töllner und verweist auf den Luisenplatz, den Schwanenmarkt und die Stephanstraße/Ecke Ostwall sowie den Ostwall 215.

Die Zahl der bundesweiten Briefkästen bundesweit ist laut Aussage der Pressesprecherin indes konstant geblieben. "Im Jahr 2008 haben wir sogar aufgestockt, und zwar von 108.000 auf aktuell 110.000 Briefkästen in Deutschland", informiert Töllner. Neben den Standbriefkästen sind die kleinen Varianten in Gelb, an einem Pfahl montiert oder an einer Wand befestigt, dabei noch genauso anzutreffen. Gerade in kleineren Ortschaften gehören sie zum Bild. Gesetzlich ist es vorgeschrieben, dass jeder Bürger innerhalb von 1000 Meter einen Briefkasten erreichen soll. Die durchschnittliche Entfernung beträgt laut Pressestelle der Post 500 Meter, wobei der Krefelder in der Regel sogar alle 340 Meter ein Sammelbehältnis antrifft.

Aktuell transportiert die Post täglich 64 Millionen Briefe. Wobei das Briefvolumen aber jährlich um zwei bis drei Prozent abnimmt. Dafür steigt das Paketvolumen jährlich um sieben bis zehn Prozent. In Sachen Leerung der gelben Kästen gilt: Der Kastenleerer scannt den Belegungsgrad der Kästen ab. Aufgrund dieser Informationen werden die Entleerungsvorgänge festgelegt und gesteuert.

(RP)
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