Krefeld Verwirrter beschädigt Nachbarautos im Traarer Westen

Krefeld · Mal gebraucht der Täter einen Ziegelstein, ein anders Mal ist es ein Hammer oder ein Knüppel. Seit mehr als drei Jahren beschädigt ein geistig verwirrter Nachbar in der Traarer Leydelstraße die Fahrzeuge der Nachbarn. Bevorzugte Ziele sind Windschutzscheibe und Kotflügel, aber auch der Lack eines fremden Autos wird schon mal zerkratzt.

Vor wenigen Wochen erwischte es einen jungen Bewohner der Wohnanlage, der auf sein Auto beruflich angewiesen ist. Er wurde erst auf den Schaden aufmerksam, als eine junge Nachbarin bei ihm klingelte und ihm eröffnete: "Heute warst du dran." Als er das Haus verlassen wollte, um den Schaden zu begutachten, stand die Polizei bereits vor der Tür und bat ihn, Anzeige zu erstatten. Der Täter hatte selbst die Polizei gerufen.

Der Polizei ist die Situation bekannt, muss sie doch immer wieder zu Einsätzen in die Leydelstraße fahren. Auf zwanzig bis dreißig Vorkommnisse schätzen die Nachbarn die bisherige Häufigkeit der Vorfälle. Auf dem Schaden von rund 800 Euro blieb der Geschädigte sitzen, denn er hatte eine Teilkasko-Versicherung mit hoher Selbstbeteiligung.

Eine Anwohnerin, die mit ihrer Familie erst vor anderthalb Jahren in die Leydelstraße gezogen ist, beschwert sich: "Von der ruhigen und scheinbar sicheren Wohnlage waren wir sehr angetan. Hätte man uns informiert, was uns hier erwartet, wären wir nicht hierher gezogen." Ihren Kleinwagen hatte sie mit eingeschlagener Windschutzscheibe und einem dicken Lackkratzer vorgefunden. Seitdem parkt sie abseits der Wohnung des Täters.

Die Geschädigten wollen ihre Namen nicht veröffentlicht haben. Sie befürchten, dass sich aus der Gewalt gegen Sachen angesichts der Verwirrtheit des Täters leicht auch Gewalt gegen Personen entwickeln könnte. Bis auf das jüngste Vorkommnis hat die Staatsanwaltschaft alle durch die Anzeigen begründeten Verfahren eingestellt.

Zweimal hat der Hausmeister der Wohnanlage den Täter auf frischer Tat stellen können. Als er ihn aus dem Fenster seiner Wohnung anbrüllte, die Tat zu unterlassen, ließ er den Stein fallen, mit dem er eine Windschutzscheibe zertrümmern wollte. Bei einer zweiten Begegnung hatte der Verwirrte seine Tat bereits ausgeführt. Als der Hausmeister ihn von weitem anschrie, ließ er einen Knüppel fallen und rannte davon.

Anwohner, die den Täter ansprachen, erhielten nur die gemurmelte Antwort: "Ich bin krank." Ein Vormund steht ihm zur Seite. Dieser ist allerdings bei den Geschädigten noch nie vorstellig geworden. Resigniert sagt ein Geschädigter: "Wenn ich gegen diesen Mann rechtlich gezielt vorgehen würde, erhielte ich günstigenfalls einen Rechtstitel. Da ich keine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen habe, bliebe ich auf den Kosten des Rechtsstreits sitzen. Diese kann ich dann zu den Kosten der Autoreparatur noch hinzurechnen."

Die Anwohner vermuten als Motiv der Taten, dass der Verwirrte mit seiner Zerstörungswut eine dauerhafte Einweisung in eine stationäre Behandlung erreichen möchte. Derzeit herrscht unter den Betroffenen ein leichtes Aufatmen. Der Täter weilt nicht in seiner Wohnung. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft wurde er gerade aufgrund eines alten Verfahrens rechtskräftig verurteilt.

(oes)
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