Krefeld Vier-Tages-Kontrolle: Nur 14 Lkw illegal in Verbotszone Oranierring

Krefeld · Eine neue Polizei-Messung zeigt, dass weit weniger Laster das Lkw-Verbot für den Oranierring missachten als vermutet. Die Stadt hat angekündigt, künftig mit der Polizei gemeinsam kontrollieren zu wollen.

 Foto aus dem Wagen heraus. Wenige hundert Meter weiter am Ring: Erst spät auf der Linksabbiegerspur sieht der Lkw-Fahrer, dass er hier eigentlich nicht links einbiegen darf.

Foto aus dem Wagen heraus. Wenige hundert Meter weiter am Ring: Erst spät auf der Linksabbiegerspur sieht der Lkw-Fahrer, dass er hier eigentlich nicht links einbiegen darf.

Foto: Lothar Strücken

Bei insgesamt vier stichprobenartigen Kontrollen hat die Krefelder Polizei in den vergangenen Tagen das Lkw-Verbot auf dem Oranierring überprüft - der Straßenabschnitt gilt laut aktuellen Messungen als der am stärksten mit Stickstoffdioxid belastete in Krefeld. Die Stadt hat deshalb dort im Rahmen des Luftreinhalteplans ein komplettes Lkw-Verbot erlassen. Die neuen Messungen der Polizei, immer rund eine Stunde lang, zeigen aber überraschend, dass sich die Lkw-Fahrer offenbar weitgehend an dieses Verbot halten. Wie Karl-Josef Klauer, Leiter der polizeilichen Verkehrsdirektion, erklärte, sind an diesen vier Tagen mit stichpunktartigen Kontrollen von rund einer Stunde nur 14 Lkw entdeckt worden, die sich illegal in der Verbotszone aufhielten. Er geht deshalb nicht davon aus, dass der Lkw-Durchgangsverkehr von der A 44-Abfahrt Forstwald auf die A 57 zur Auffahrt Gartenstadt über Krefelder Innenstadtgebiet Grund für die hohe Belastung am Oranierring ist. Klauer: "Ich glaube nicht, dass sich ein Lkw durch den Stop-and-go-Verkehr in der City quält, um drei Euro Maut zu sparen."

 Auf der Westparkstraße: Ein Schild für Lkw signalisiert: Bitte bald rechts oder links abbiegen.

Auf der Westparkstraße: Ein Schild für Lkw signalisiert: Bitte bald rechts oder links abbiegen.

Foto: Strücken,Lothar

Die Kontrolle des Lkw-Verbots gilt als schwierig. Unsere Zeitung hatte zuletzt exklusiv über einen Organisationsmangel in der Zusammenarbeit von Polizei und Stadt aufgrund diffiziler Rechtslage berichtet. Das Innenministerium NRW als verantwortliche Behörde für die Polizei sieht die Kommunen primär in der Kontrollpflicht. Die Kontrolle von Umweltauflagen gehöre nicht zum Kerngebiet der Polizei. Gleichzeitig betonte der Sprecher aber, dass die Kommune selbst keine Befugnisse hat, in den fließenden Verkehr einzugreifen. Das Innenministerium empfiehlt Kontrollen in der Form, dass die Polizei der Kommune Termine nennt, an denen ohnehin Geschwindigkeitskontrollen stattfinden, die Kommune könne dann mit eigenem Personal die Einhaltung der Verbote in der Umweltzone kontrollieren. Im ganzen vergangenen Jahr gab es keine gemeinsame Kontrolle dieser Art. Die Stadtverwaltung ist jetzt aber auf die Polizei zugegangen und hat vorgeschlagen, künftig gemeinsame Kontrollen in der Umweltzone vorzunehmen. Dies bestätigte Stadtsprecher Manuel Kölker auf Anfrage.

Der im belasteten Abschnitt vierspurige Oranierring ist ein Sonderfall im Gesamtkomplex Umweltzone: Die Grünen haben zuletzt immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass es von dort Anwohnerbeschweren über zu hohe Schadstoffbelastung in der Luft gibt. Die Anwohner sollen laut Grünen auch gedroht haben, in den Rechtsstreit mit der Stadt zu gehen. Das Lkw-Verbot galt als Mittel, diesen Rechtsstreit zu verhindern. Die Stadt hat sich also zunächst eine Lösung dahingehend ausgedacht, dass der Oranierring für Lkw komplett gesperrt wird, stattdessen sollten Alternativrouten südlich und nördlich mitten durch Wohngebiete ausgeschildert werden. Bürger protestierten. Jetzt ist zwar der Oranierring gesperrt, es sind aber keine Alternativrouten ausgewiesen - mit dem Effekt, dass die Lkw-Fahrer dort und an anderen Stellen auf Krefelder Stadtgebiet auf die Verbotszone zufahren, aber dann keine Ausweichmöglichkeiten genannt bekommen. Direkt vor dem Schild wenden können sie nicht - manche fahren also in die Verbotszone rein und suchen dann den Weg wieder raus.

Mögliche Maßnahmen, die Situation auf dem Oranierring zu verbessern, sind kaum vermittelbar: So ist nach Meinung von Experten die Luftbelastung am Oranierring auch der geringen Durchlüftung geschuldet. Die Bebauung ist dicht an die Straße gerückt, mittig stehen Bäume auf dem Teilstück. Bäume fällen, um die Luft zu verbessern - diesen absurden Schritt zu gehen hat sich die Stadt bisher nicht gewagt.

(RP)
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