Krefeld Von Tschaikowski zu Gershwin mit dem Saxofon
Krefeld · Es muss der verfrühte Sommerabend gewesen sein, der am Freitag in der Burg Linn den Publikumszustrom zur Serenade in Grenzen hielt. Denn an dem prächtigen Trio Frates, dass dank der Förderung durch die Werner Richard-Dr. Carl Dörken-Stiftung im Rittersaal gastierte, kann es nicht gelegen haben.
Schon die originelle Besetzung versprach ein spannendes Konzert: Rudolf Vanks (Klavier) aus Lettland, Fédor Rudin, französisch-russischer Violinist, und Hayrapet Arakelyan (Alt- und Bariton-Saxofon) aus Armenien bilden das "Brüder"-Trio, und ebenso ausgefallen war auch die Repertoire-Auswahl für dieses Programm unter dem Motto "Farben eines Traums". Die Blasinstrumente standen zwar nicht dauernd im Vordergrund, aber zu zeigen, dass das Saxofon sowohl im Jazz als auch in jüngerer klassischer Musik zuhause ist und dabei prima zum Grenzgänger taugt, darauf legte das Trio Frates einen besonderen Akzent.
Von Darius Milhaud (1892-1974) stammte die Suite "Le voyageur sans bagage". Der Komponist aus Aix-en-Provence hatte sich während eines Lateinamerika-Aufenthalts heftig für die Folklore Brasiliens erwärmt, und kombiniert mit dem Temperament der drei Akteure entstand ein interkulturelles Prachtstück voller Virtuosität, das im ersten Satz nach osteuropäischem Freudentanz klang, im vierten nach der angstvollen Dramatik einer Film Noir-Szene. Es folgte der erste Satz aus Sergej Rachmaninows "Trio élégiaque Nr. 1 in g-Moll", das nicht nur eine wunderbar ausgestaltete Geschichte voller hochemotionaler Momente erzählte, sondern auch die herrliche Tonbildung bzw. den wohldosierten Anschlag der jungen Künstler bestens zur Geltung kommen ließ.
Ungetrübten Genuss bereiteten auch "Cantilène et danse" von Marc Eychenne (*1933) und eine pfiffige Bearbeitung von Tschaikowskis Nussknacker-Suite. Und mit dem Trio von Russel Peterson (*1969) gelang nach einem sehr russisch wirkenden Allegro im Adagio eine perfekte Verschmelzung von Schubert und Gershwin, weshalb auch "Summertime" als Zugabe ausgezeichnet passte. Ein glänzender Vortrag abseits ausgetretener Pfade.
