Rp-Veranstaltung Thema Seidenweberhaus Wagener stellt Pläne für Theaterplatz vor

Krefeld · In einer VHS-Veranstaltung am 20. Juli wird der Unternehmer seine Hotel- und Kongresspläne für den Theaterplatz öffentlich vorstellen und diskutieren. Die Zahlen, mit denen er kalkuliert, sind dramatisch anders als die der Stadt.

 Wageners Entwurf: Eine Kombination aus Vier-Sterne-Hotel und modernem Kongresszentrum mit hochflexibel aufteilbaren Räumen.

Wageners Entwurf: Eine Kombination aus Vier-Sterne-Hotel und modernem Kongresszentrum mit hochflexibel aufteilbaren Räumen.

Foto: aur

Volkshochschule und Rheinische Post laden zu einer Veranstaltung ein, bei der es um das wichtigste städtebauliche Projekt für Krefelds Innenstadt geht: die Zukunft des Theaterplatzes. Der Krefelder Unternehmer Gerald Wagener hat bekanntlich durchgerechnete Pläne für den Neubau eines Hotel- und Kongresskomplexes vorgelegt und ist fest davon überzeugt, dass sein Modell das für die Stadt wirtschaftlichste ist. Er wird es am 20. Juli, 17.30 Uhr, bei einer öffentlichen Veranstaltung in der VHS vorstellen und mit den Bürgern diskutieren.

Wagener hat Pläne für den Bau eines Vier-Sterne-Hotels mit Kongresshalle vorgelegt. Er wäre Investor und würde der Stadt für die Nutzung der Kongresshalle eine Pacht von rund 1,5 Millionen Euro jährlich abverlangen. Vorteil für die Stadt: Sie hätte keine Kosten mehr für den Unterhalt des Kongressgebäudes. Eben diese Kosten sind es, die beim Seidenweberhaus aus dem Ruder laufen. Die reinen jährlichen Unterhaltskosten für das Seidenweberhaus heute liegen laut Stadt bei rund einer Million Euro.

 Die Animation zeigt ein spektakuläres Detail des Hotels: einen Dachgarten. Wichtig: Favorisiert ist eine andere Ausrichtung. Demnach würde sich das Hotel nicht zum Ostwall, sondern zur Königstraße hin öffnen.

Die Animation zeigt ein spektakuläres Detail des Hotels: einen Dachgarten. Wichtig: Favorisiert ist eine andere Ausrichtung. Demnach würde sich das Hotel nicht zum Ostwall, sondern zur Königstraße hin öffnen.

Foto: Grafik Wagener

Wagener plant ein Vier-Sterne-Hotel mit 140 Zimmern. Das angeschlossene Kongresszentrum würde maximal 1100 Plätze bieten und könnte flexibel unterteilt werden - bis hin zu Räumen für 100 Personen. Die Kombination aus Kongress und Hotel ist die zentrale unternehmerische Idee und - davon ist Wagener überzeugt -Voraussetzung für eine hohe Auslastung beider Häuser. Für die Tiefgarage wären zwischen 450 und 600 Plätze vorgesehen. Wagener würde für den Gesamtkomplex zwischen 45 und 50 Millionen Euro investieren. Auf den Kongressbau würden rund 27 Millionen Euro entfallen.

Die Krefelder Debatte über die Zukunft des Seidenweberhauses fällt in eine Zeit, in der öffentliches Bauen geradezu obsolet wird: Bundesweit bekannte Beispiele für misslungene Planungen und ausufernde Kosten sind der Berliner Flughafen und die Elbphilharmonie sowie die Sanierungspläne für die Opern- und Schauspielhäuser in Frankfurt und Köln: In Köln verschlingt das Projekt mittlerweile mehr als 500 Millionen Euro, in Frankfurt rechnen die Planer mit rund 900 Millionen Euro - was dem Gegenwert von 2700 komfortablen Reihenhäusern entspricht. Die FAZ fragt angesichts dieser Zahlen: "Wer ist hier verrückt geworden- und warum?" Das Frankfurter Ensemble stammt aus dem Jahr 1963! Wenn die öffentliche Hand plant, scheint Geld keine Rolle mehr zu spielen.

Die bislang bekannten Krefelder Zahlen werfen auch gravierende Fragen auf. Wagener veranschlagt für den Kongressteil (der der Nachfolgebau für das Seidenweberhaus wäre) 27 Millionen Euro. Die Stadt hat bislang folgende Zahlen vorgelegt: Demnach würde die bloße Sanierung des Seidenweberhauses ohne optische Aufwertung bei unter 20 Millionen Euro liegen; eine Sanierung mit optischer Aufwertung würde 35 Millionen Euro kosten und ein Neubau 45 Millionen Euro. Heißt ja auch: Ein privater Unternehmer kalkuliert für einen Neubau mit einem Betrag, der immer noch acht Millionen Euro unter der Edel-Sanierung liegen würde. Das ist eine gewaltige Differenz. So wird eine der Fragen, die man an die Stadt stellen muss, lauten: Wieso kalkuliert die Verwaltung mit 35 und 45 Millionen, wo der private Unternehmer mit 27 Millionen rechnet? Wagener als Investor bringt zu der VHS-Veranstaltung zwei weitere Experten mit: die Ingenieure Thomas Speck und Katharina Kulla. Speck ist einer der weltweit renommiertesten Planer für Veranstaltungsstätten. Er war früher Geschäftsführer bei Walter Bau, hat etwa den Bau der Esprit-Arena in Düsseldorf mit angehängtem Hotel verantwortet. Kulla wird in Krefeld die Bauleitung übernehmen, sollten Wageners Pläne umgesetzt werden. Moderiert wird die Veranstaltung von Jens Voß, Leiter der Krefelder Redaktion der Rheinischen Post.

Donnerstag, 20. Juli, 17.30 Uhr, VHS-Gebäude, Von-der-Leyen-Platz, Muche-Saal. Der Eintritt ist frei.

(RP)
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