Krefeld CDU: "Wir waren von diesen Verlusten überrascht"

Krefeld · Lange Gesichter gab es, als die 18 Uhr-Prognose nur wenig über 30 Prozent lag. Die Enttäuschung wich Begeisterung, als Kerstin Radomski erschien, die den Wahlkreis 114 nach spannendem Wettkampf direkt holen konnte.

Jubel und Applaus ihrer Parteifreunde brandete auf, als Kerstin Radomski (r.) in der CDU-Kreisgeschäftsstelle an der Carl-Wilhelm-Straße erschien.

Jubel und Applaus ihrer Parteifreunde brandete auf, als Kerstin Radomski (r.) in der CDU-Kreisgeschäftsstelle an der Carl-Wilhelm-Straße erschien.

Foto: Mark Mocnik

"Ker-stin, Ker-stin" riefen die rund drei Dutzend im TV- und Computerraum versammelten Christdemokraten, als Kerstin Radomski um 20.20 Uhr die Kreisgeschäftsstelle an der Carl-Wilhelm-Straße betrat. Jubel und Applaus brandete auf, als die Bundestagsabgeordnete, die von ihren Parteifreunden aus Moers gekommen war, den Raum betrat. Radomski dankte für die herzliche Begrüßung, wiegelte aber gleich vorsichtig ab: "Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Wir müssen abwarten, bis die letzten Stimmen ausgezählt sind."

Während Ansgar Heveling im Wahlreis 110 (Krefeld I./Neuss II) immer deutlich vor seiner SPD-Konkurrentin Nicole Specker lag, hinkten die Stimmen für Radomski denen für Elke Buttgreit (SPD) im Wahlkreis 114 (Krefeld II, Wesel II) zunächst hinterher. Um 19.45 Uhr dann die Wende: Die Hülserin führte knapp und baute den zunächst minimalen Vorsprung kontinuierlich aus. "Es wird immer besser", riefen ihr die Parteifreunde kurz nach 20.30 Uhr mehrfach zu.

Vom Wahlkampf sei sie geschlaucht und jetzt auch noch erkältet, sagte die 43-Jährige, bevor sie auf das gesamte Union-Ergebnis einging: "Die Parteien der Großen Koalition haben deutlich schlechter abgeschnitten. Wir müssen jetzt alle miteinander überlegen, woran das liegt und unsere Politik entsprechend gestalten. Die Menschen sollen sich mitgenommen fühlen."

Radomskis Parteifreund Ansgar Heveling zeigte sich erfreut, dass er den Wahlkreis 110 wieder direkt holen konnte - "und angesichts des Abschneidens der Gesamtunion mit einem guten Ergebnis". Er kümmere sich auch übers Jahr intensiv um seinen Wahlkreis, nannte der 45-jährige Korschenbroicher einen Grund für sein Ergebnis, das er als klaren Wählerauftrag für die nächsten vier Jahre sehe.

Als um 18 Uhr in der Krefelder Geschäftsstelle die Prognose der Wahlergebnisse über den Bildschirm übermittelt worden waren, hatte es noch überraschte, lange Gesichter gegeben. "Ich hatte nicht mit so starken Verlusten gerechnet. Das muss man erst einmal verdauen. Aber wir kamen ja mit rund 41 Prozent von einem sehr starken Ergebnis aus der letzten Bundestagswahl", sagte Parteivorsitzender Marc Blondin. "Es wäre besser gewesen, wenn wir zwei, drei Wochen vorher gewählt hätten. Stimmungen können schnell kippen." Wichtig sei, dass man nicht ohne die CDU regieren könne. "Ich freue mich für die FDP, dass sie wieder in den Bundestag eingezogen ist, und ärgere mich, dass die AfD so viel bekommen hat", formulierte Blondin.

Auch Fraktionschef Philibert Reuters hätte die CDU bei jenseits der 36 Prozent gesehen: "Es tut weh, wenn man rund acht Prozentpunkte einbüßt. Ein Ergebnis, wie es die AfD eingefahren hat, hatte ich befürchtet; wir haben eben viele Protestwähler." Die Bildung einer Jamaika-Koalition werde sicherlich nicht leicht. "Grüne und FDP sind sich von Hause aus ja nicht so nah."

(RP)
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