Metall-Unternehmen Warren Buffett kauft Krefelder Firma

Krefeld/Omaha · Der Star-Investor lässt das Technikunternehmen Wilhelm Schulz GmbH übernehmen. Das Management hofft auf neues Geld für Wachstum - und der Eishockeyclub KEV Krefeld Pinguine auf eine Sonderspende.

 Die Krefelder Firma Wilhelm Schulz stellt Zubehör für Röhren her. Auf dem Bild zeigt ein inzwischen pensionierter Mitarbeiter die Produkte.

Die Krefelder Firma Wilhelm Schulz stellt Zubehör für Röhren her. Auf dem Bild zeigt ein inzwischen pensionierter Mitarbeiter die Produkte.

Foto: Thomas Lammertz

Das kleine spezialisierte Metall-Unternehmen Wilhelm Schulz aus Krefeld wird künftig neben den Weltkonzernen Coca-Cola, Kraft/Heinz, American Express oder Duracell zum gigantischen Imperium des 86-jährigen Milliardärs Warren Buffett gehören. Dies bestätigte Geschäftsführer Wolfgang Schulz unserer Redaktion. "Ja, es gibt eine Kaufvereinbarung", erklärt der 70-jährige, nachdem das "Handelsblatt" zuerst über das Geschäft berichtet hatte. Er sei froh, dass die von Buffett dominierte Investmentgruppe Berk-shire Hathaway künftiger Eigentümer des Unternehmens mit insgesamt rund 450 Arbeitsplätzen ist. "Wir gehen nun von neuem Wachstum aus, das ist gut für die Belegschaft", sagte Schulz. Und auch die Gewerkschaften begrüßen den Kauf. "Berkshire Hathaway hat ja einen Ruf als langfristig denkender Investor", sagt Ralf Köpke, Vorsitzender des DGB in Krefeld. "Hoffen wir mal, dass da nun auch wirklich viel investiert wird."

Wenn die Kartellbehörden das Geschäft absegnen, kämen zwei Traditionsunternehmen zusammen. Die Wilhelm Schulz GmbH wurde 1945 gegründet und ist spezialisiert auf die Produktion nahtloser Rohre. Zu den Kunden gehören beispielsweise Ölkonzerne wie Exxon und Shell, Anlagenanbieter wie ABB oder auch große Flugzeugbauer wie Boeing und Airbus. Das brachte Schulz 2014 laut Bundesanzeiger einen Umsatz von 172 Millionen Euro ein, also fast 400.000 Euro pro Mitarbeiter.

Sohn ist Mitglied der Geschäftsführung

Der Gewinn ist zwar nicht bekannt, aber Schulz ist so wohlhabend, dass er den Krefelder Eishockeyverband (KEV) laut Insidern jedes Jahr mit einem hohen Betrag unterstützt. Der verheiratete Vater zweier erwachsener Kinder ist auch Aufsichtsrat des Vereins. Sein Sohn Luca (40) ist Mitglied der Geschäftsführung der Firma.

Gefragt, ob er den Verkaufserlös nun nutzen will, um dem Verein eine schöne Sonderspende zukommen zu lassen, sagt Wolfgang Schulz nur: "Jeder weiß, dass ich hinter dem Verein stehe. Aber nun müssen wir abwarten. Das Kartellamt hat das Geschäft ja noch nicht einmal genehmigt."

Dann wird das Krefelder Unternehmen Teil einer äußerst schlagkräftigen Firmengruppe. 85 Milliarden US-Dollar hat die 1955 gegründete Holding Berkshire Hathaway an flüssigen Mitteln zur Verfügung, um zu investieren und um weitere Zukäufe zu finanzieren. Insgesamt wird Berkshire mit 370 Milliarden Euro bewertet - in Deutschland ist kein Unternehmen mehr als 100 Milliarden Euro wert.

Dezentrale Unternehmensphilosophie

Zu Berkshire gehört seit 2015 auch der auf Zulieferteile für die Öl- und Flugzeugindustrie spezialisierte Konzern Precision Castparts aus Oregon an der US-Westküste. Das Unternehmen zählt 30.000 Mitarbeiter in 13 Ländern. Precision Castparts hat nun das konkrete Kaufangebot für die Werner Schulz GmbH unterbreitet. Die Krefelder, inklusive eines Werkes in den USA, werden also Anhängsel dieses Teiles vom Warren-Buffett-Reich.

Das Besondere an Berkshire Hathaway ist die dezentrale Unternehmensphilosophie. Warren Buffett ist alles andere als ein kurzfristiger Spekulant. Er steigt nur bei Unternehmen ein, an deren langfristige Zukunft er glaubt. Dann lässt er den Managern freie Hand bei operativen Entscheidungen.

Deutschland gehört dabei zu den Ländern, in denen der in Omaha lebende Buffett auf weiteres Wachstum setzt. "Wir wollen mehr Unternehmen in Deutschland besitzen", erklärte er vor zwei Jahren, nachdem er als ersten hiesigen Zukauf den Hamburger Motorrad-Zubehörhändler Louis für 400 Millionen Euro erwerben ließ.

(RP)
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