Ärger um Entsorgung in Krefeld Warum es bei den Gelben Tonnen hakt

Krefeld · Erst Norden, jetzt Westen und Süden: Immer wieder treten in Krefeld Probleme beim Leeren der Gelben Tonnen auf. Die fast 80-jährige Ruth Ryback aus Fischeln kann es gar nicht fassen, am Montag verschwand ihre komplette Tonne im Lkw und wurde geschreddert.

 Ulrich Ernenputsch aus Forstwald ist sekptisch und glaubt den Versprechungen des Unternehmens nicht, dass alles besser werden soll.

Ulrich Ernenputsch aus Forstwald ist sekptisch und glaubt den Versprechungen des Unternehmens nicht, dass alles besser werden soll.

Foto: Lothar Strücken

Unerwartete Eingeständnisse liefert Alexander Damm, Disponent der Borkener Entsorgungsfirma Borchers GmbH, die in Krefeld für die Leerung der Gelben Tonnen zuständig ist. Defekte Fahrzeuge und unerwartet ausfallendes Personal sorgten für Engpässe, die es dem Unternehmen nicht erlaubten, die angekündigten Termine fürs Abholen der Gelben Säcke und Leeren der Tonnen einzuhalten.

Seit Jahresbeginn hat Borchers den Auftrag in Krefeld vom Dualen System Deutschland übernommen. Seitdem häufen sich die Beschwerden. Doch das was die Fischelnerin Ruth Ryback - knapp 80 Jahre alt - am Montag am Hulterkamp erlebte, schlage dem Fass den Boden aus, meinte die Tochter. Eigentlich habe die Tonne am Freitag geleert werden sollen. Am Montag gegen 15.30 Uhr kamen dann die Mitarbeiter der Firma Borchers. Auf die Frage, warum sie erst Tage später ihren Auftrag zur Leerung der Tonne nachkämen, beantworteten die Entsorgungskräfte auf ihre Weise. Ohne ein Wort des Missfallens habe ein Mitarbeiter die komplette Tonne in den Müllwagen geworfen und das Behältnis samt Inhalt geschreddert. Ruth Ryback war geschockt und die fast neue Tonne nur noch Wertstoff.

Anders, aber auch nicht zufriedenstellender, war das Erlebnis von Marion Nellessen an der Kimplerstraße. Bei ihr blieb die Tonne auch nach der Leerung am Montag, die eigentlich am vergangenen Freitag erfolgen sollte, zu fünf Sechsteln gefüllt. Auf ihren Beschwerdeanruf in Borken entgegnete man ihr, dass die Mitarbeiter vertraglich festgeschrieben nur dreimal Rütteln müssten und die Tonne offenbar falsch befüllt war. "Muss ich jetzt einen Tonnenbefüllungskursus absolvieren und eine Prüfung ablegen", sagt Marion Nellessen. Sie erkundigte sich bei der Stadt im Amt für Abfallwirtschaft - und tatsächlich, es könne sein, dass ein solcher Passus im Vertrag mit der Firma Borchers existiere, erfuhr sie.

Auch Ulrich Ernenputsch ist verärgert. Am vergangenen Freitag warteten er und seine Nachbarn an der Landwehr im Westen der Stadt vergeblich auf die Abholung des Plastikmülls. "Das ist nun schon das zweite Mal innerhalb weniger Wochen, dass in diesem Viertel die Gelben Tonnen stehengelassen werden", berichtet der 63-jährige Rentner.

"Möglicherweise hat sich der Dienstleister mit der anstehenden Auftragslage in Krefeld übernommen. Immerhin hat man sich vonseiten der Firma nicht an Vertragsinhalte gehalten", vermutet Ernenputsch. Probleme seien auch schon bei der Lieferung der neuen Tonnen zu Beginn des Jahres aufgetreten. Beim alten Dienstleister sei dies nie vorgekommen. Der Rückgriff auf gelbe Säcke ist nach Erfahrungen von Ernenputsch nicht unproblematisch: "Dann werden die Müllsäcke für Vögel interessant, die sie zerreißen und den Müll über sämtliche Fußgängerwege verteilen." Auf Anfrage unserer Zeitung räumte die Firma Borchers Schwierigkeiten ein. "In der Regel laufen alle Touren ordnungsgemäß ab. Mitarbeiterausfälle und defekte Müllwagen erschweren uns jedoch, alle Abläufe planmäßig durchzuführen. Zudem dürfen unsere Angestellten nur bis 19 Uhr fahren", erklärt Damm. In solchen Fällen sei man bemüht, Ersatzfahrer zu organisieren. Das Unternehmen arbeite ständig daran, das Team zu verbessern. Folglich habe man im Laufe des Jahres bereits mehrmals die Fahrer ausgetauscht. Die Firma Borchers zeigt sich aber zuversichtlich, dass in den nächsten Wochen wieder Ruhe einkehrt. Ernenputsch bleibt jedoch nach den bisherigen Erfahrungen skeptisch. Im Mai war der Norden unterversorgt.

(RP)
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